Partner
Services
Statistiken
Wir
John Cougar Mellencamp: Scarecrow (Review)
Artist: | John Cougar Mellencamp |
|
Album: | Scarecrow |
|
Medium: | LP/Download/Do-CD | |
Stil: | Americana, Singer/Songwriter, Rock, Folk, Pop |
|
Label: | Mercury/Universal Music | |
Spieldauer: | 41:04 | |
Erschienen: | 04.11.2022 | |
Website: | [Link] |
„Nur in Amerika, und ich meine wirklich nur in Amerika, können 21 Menschen ermordet und eine Woche später begraben und vergessen werden, mit einem fadenscheinigen kleinen Statement hinter einer vagen Vorstellung von einer Art Waffenkontrollgesetz, das auf den Schreibtischen der Senatoren liegt. Was für Menschen sind wir, die behaupten, dass wir uns um Pro-Life kümmern? Nur damit ihr es wisst, jeder, der das liest … Politiker scheren sich nicht um euch, sie scheren sich nicht um mich und sie scheren sich nicht um unsere Kinder. Also, mit diesem fröhlichen Gedanken im Hinterkopf, haben Sie einen schönen Sommer, denn es wird nur noch kurze Zeit dauern, bis es wieder passiert.“ (Ein noch immer verdammt wütender, kämpferischer und widerständiger JOHN COUGAR MELLENCAMP auf der Startseite seiner Homepage)
Als im Jahr 1985 das Album „Scarecrow“ von JOHN MELLENCAMP erschien, war es das insgesamt achte des amerikanischen Singer/Songwriters, der maßgeblich den typischen Americana-Sound mitprägen sollte. Aus heutiger Sicht ist dieses „Vogelscheuche“-Album ein echter Meilenstein der amerikanischen Musikgeschichte, da sich Mellencamp in ihm sehr intensiv mit Amerika – genauer der Profitgier einflussreicher Verantwortungsträger, die dazu führt, dass der 'amerikanische Traum' mehr und mehr begraben wird sowie den Menschen, die daran zerbrechen – und deutlich weniger als zuvor mit sich selbst auseinandersetzte.
Zudem verfolgte Mellencamp besonders textlich das Ziel, mit diesem Album nicht mehr als ein 'zweiter BOB DYLAN' (Okay, dann wäre er jetzt ja auch Literatur-Nobelpreisträger...) zu gelten, sondern in die traditionsreichen Fußstapfen solch amerikanischer Schriftsteller-Größen wie TENESSEE WILLIAMS oder JOHN STEINBECK zu treten. Selbst wenn das weit hergeholt erschien, so erzählt Mellencamp in seinen Songs doch abgeschlossen anmutende Geschichten rund um den langsam immer mehr zerstörten amerikanischen Traum. Sein verfolgtes Ziel war hierbei, dass die Menschen einerseits wieder mehr Respekt füreinander aufbringen und zugleich viel mehr an sich selbst statt an den amerikanischen Traum glauben sollten.
Nur ganz so eigenständig war „Scarecrow“ musikalisch wie textlich dann doch nicht, denn unüberhörbar klang immer wieder der Geist eines BRUCE SPRINGSTEEN durch, wofür „Small Town“ das beste Beispiel ist.
Die Stelle des großen BOSS war zwar bereits besetzt, so klingt Mellencamp eben wie der kleinere BOSS – und allein das hatte anno 1985 schon jede Menge Hitpotenzial, da sich alle an einem Springsteen messen lassen mussten, der leider derzeit eine übel klingende Soul-Coverplatte unters Fan-Volk wirft, auf der er erklärt, dass nur die Starken überleben, auch wenn er besser bei so viel vokaler Schwäche geschwiegen hätte.
Dass mit gleich drei Songs – „Small Town“, Mellencamps Hommage an eine Kleinstadt, in der man genauso glücklich werden kann wie in New York oder Los Angeles, „Lonely Ol' Night“ und „R.O.C.K. In The U.S.A.“ – sogar veritable Hits für JOHN MELLENCAMP heraussprangen, war wohl anno 1985 nicht unbedingt ein gewollter, aber doch sehr schöner Nebeneffekt, der noch mehr internationale Aufmerksamkeit auf den sich nach wie vor auf der Suche nach seinem eigenen Musikstil befindlichen Mellencamp lenkte.
Mit „Scarecrow“ schien er diesen tatsächlich gefunden zu haben, selbst wenn er damit eben nicht allein war. Erfolgreich jedenfalls war er damit allemal.
Auch begegnet man der großartigen RICKY LEE JONES als Duett-Partnerin auf der traurigen Ballade „Between A Laugh And A Tear“, die trotz der späteren Hitnummern eigentlich der 'Stille Hit' auf „Scarecrow“ geworden ist und ein wenig wie die Vertreibung von Eva aus dem Paradies klingt: „When paradise can no longer amuse you...“
Kein Wunder, wenn man sein Album mit Vogelscheuchen pflastert, die wie Jesus an einem Kreuz hängen und dessen Blut der Regen wegspült. Ein knallharter Album-Opener dieses „Rain On The Scarecrow“: „Rain on the Scarecrow Blood on the plow“.
Nun also dürfen sich alle Sammler und Jäger guter musikhistorischer Alben auf die luxuriöse und als Doppel-CD (Genaueres dazu am Ende der Review) oder ganz einfach als LP erscheinende Neuauflage von „Scarecrow“ freuen, die in ihrer remixt und remasterten LP-Auflage (DMM Half-Speed Master) erstmals in einem wirklich ausgezeichneten Klangbild sowie dem originalen Cover (mit allen Texten auf der Rückseite) daherkommt.
FAZIT: Alte Perlen wirft man eben nicht vor die Säue, sondern man gräbt sie wieder aus. Zumindest wenn es um Musik geht, die ihren Klang aus der Vergangenheit remixt-remastert auf Vinyl presst und den man in einem richtig guten Sound so 'neu' genießen darf. Ein weiteres von vielen Beispielen ist hierbei das – betrachtet man es in der Gesamtheit der über 45 Musikerjahre von JOHN COUGAR MELLENCAMP – sehr wichtige 1985er-Album „Scarecrow“, in dem neben den bewegenden Texten auch eine gehörige Portion Springsteen steckt, als der sich mehr Gedanken über seine Geburt in den USA als an völlig unpassende Soul-Klassiker machte.
PS:
Wer sich für die uns nicht vorliegende Deluxe-Ausgabe des Albums entscheiden möchte, der erhält laut Label-Info dieses Paket:
Die Deluxe-Neuauflage erscheint als Box-Edition: Sie enthält unter anderem 2CDs mit neu abgemischten Remaster-Versionen der Songs und vielen bisher unveröffentlichten Bonustracks und Alternativ-Versionen sowie eine Blu-ray und eine LP. Abgerundet wird das Deluxe-Paket durch ein Booklet mit seltenen Fotos sowie neuen Liner Notes des renommierten Autors und Musikkritikers Anthony DeCurtis.
John Mellencamp: Scarecrow Deluxe
CD1
1. Rain On The Scarecrow
2. Grandma’s Theme
3. Small Town
4. Minutes To Memories
5. Lonely Ol’ Night
6. The Face Of The Nation
7. Justice And Independence ‘85
8. Between A Laugh And A Tear
9. Rumbleseat
10. You’ve Got To Stand For Somethin’
11. R.O.C.K. IN THE U.S.A. (A Salute To 60’s Rock)
12. The Kind Of Fella I Am
13. Small Town (Acoustic Version)
CD2
1. Under The Boardwalk
2. Lonely Ol’ Night (Rough Mix)
3. Between A Laugh And A Tear (Writer’s Demo)
4. Carolina Shag
5. Cold Sweat
6. Rumbleseat (Writer’s Demo)
7. Smart Guys
8. R.O.C.K. In The U.S.A. (A Salute To 60’s Rock) (Rough Mix)
9. Minutes To Memories (Rough Mix)
10. Shama Lama Ding Dong
11. Small Town (Writer’s Demo)
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (19:31):
- Rain On The Scarecrow (3:46)
- Grandma's Theme (0:55)
- Small Town (3:42)
- Minutes To Memories (4:11)
- Lonely Ol' Night (3:44)
- The Face Of The Nation (3:13)
- Seite B (21:33):
- Justice And Independence '85 (3:32)
- Between A Laugh And A Tear (4:32)
- Rumbleseat (2:57)
- You've Got To Stand For Somethin' (4:33)
- R.O.C.K. In The U.S.A. (A Salute To 60's Rock) (2:54)
- The Kind Of Fella I Am (2:56)
- Bass - Toby Myers
- Gesang - John Cougar Mellencamp, Rickie Lee Jones, Laura Mellencamp
- Gitarre - Larry Crane, Mike Wanchic, John Cougar Mellencamp
- Keys - John Cascella
- Schlagzeug - Kenny Aronoff
- Sonstige - Larry Crane, Kenny Aronoff, Mike Wanchic, Toby Myers, Sarah Flint, Mimi Mapes (Hintergrundgesang), Kenny Aronoff (Tambourine, Vibes), A. Jack Wilkins (Saxophon), Richard Fanning (Trompete)
- Scarecrow (2022)
-
keine Interviews