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Flo: Brave Ragazze (Review)
Artist: | Flo |
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Album: | Brave Ragazze |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Singer/Songwriter, Folk |
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Label: | Soundfly/edel Kultur | |
Spieldauer: | 42:39 | |
Erschienen: | 20.05.2022 | |
Website: | [Link] |
„Wenn man singt, was man schreibt, kennt man bereits die Wahrheit, man weiß bereits, wie die Dinge gelaufen sind. Man weiß alles.“ (Flo)
Sieht man die neapolitanische Singer/Songwriterin verträumt mit geschlossenen Augen auf dem Cover von „Brave Ragazza“, dann hat das etwas von einer glücklichen, sich in eine andere (Traum-)Sphäre begebende Frau, die gerne in ihrer Fantasie lebt. Und zugleich fragt man sich beim Betrachten des Bildes, was wohl geschieht, wenn FLO ihre Augen öffnet und der Realität entgegenblickt.
Im Grunde ist diese Realität aber bedeutungslos für „Brave Ragazza“, denn die Songs des Albums entstanden aus verschiedenen Geschichten über Frauen, in deren Rolle sie auf ihrem Album schlüpft und so zu einer Anderen wird: „Ich musste die Geschichten erforschen, aus denen diese Lieder entstanden sind […] und sie mit meiner eigenen Wahrheit füllen.“
Singend erzählt die Italienerin im typisch neapolitanisch-traditionellen und sich immer wieder der Moderne öffnenden Stil so über Frauen, welche als Mutter, als Verliebte, als Künstlerin oder als eine im Körper eines Mannes Geborene ihren eigenen Weg zu gehen versuchen, wobei sie in den Körper der Besungenen schlüpft – das erinnert alles schon von der Absicht her gehörig an TORI AMOS – und diesen als Singer/Songwriterin ausfüllt, indem sie eigene Kompositionen genauso beisteuert wie Stücke anderer Musikerinnen aus Italien und Südamerika.
„Brave Ragazze“ (Tapfere Frauen) lebt von akustischer Musik, viel Flamenco-Gitarre und Percussion, wobei besonders FLOs Stimme, die sich zwischen Chanson- und Pop-Intonationen liebevoll den weiblichen Charakteren, wie Leda Valladares, Gilda Mignonette, Gabriella Ferri, Violeta Parra und La Lupe, nähert und ihnen kraftvoll wortwörtlich eine Stimme verleiht, durchgängig den Mittelpunkt des Albums ausmacht. Manchmal glaubt man gar, dass ein Alexis Sorbas gleich mal vorbeikommt, um zu „Me Voi Pe' Te“ seinen weltberühmten Tanz aufzuführen oder eine MERCEDES SOSA als eine Art lateinamerikanische Lehrmeisterin – Musik wie Texte betreffend – von FLO tiefen Eindruck hinterließ.
Eine besondere Stärke liegt bei „Brave Ragazze“ in der Hinzuziehung verschiedener Duett-Partner wie PEPPE SERVILLO, der mit seiner charismatischen Stimme das Album gleich eröffnen darf.
Die Anregung zu „Brave Ragazze“ bezog FLO aus dem 1952 erschienenen Buch „Frauen sterben“ von Anna Banti. Eine futuristische Geschichte, in der Männer wegen ihres 'zweiten Gedächtnis' weiterleben, während Frauen dazu verdammt sind, nur ein Leben zu leben und dabei ihr Gedächtnis zu verlieren. Und damit die Geschichten rund um die Frauen eben nicht aussterben, suchte FLO bewusst nach außergewöhnlichen Frauen, deren Geschichte sie selber vertonte oder von anderen Musikern vertonen ließ.
Am Ende umfasst das Album zehn Stücke, die so gesehen vertonte Frauengeschichten sind, von denen sechs Überarbeitungen oder Übersetzungen ins Italienische und vier Originale sind.
Und mit dem letzten, extrem druckvollen Song „Malemaritate“ gelingt ihr zudem noch ein ganz großes Finale für „Brave Ragazze“.
FAZIT: Die neapolitanische Singer/Songwriterin FLO widmet sich auf „Brave Ragazze“ außergewöhnlichen – eben tapferen – Frauen, die ihr Leben auf außergewöhnliche, aber viel zu unbeachtete Weise lebten. Dabei versetzt sie sich bei ihrem ruhigen bis extrem druckvollen, traditionellen Gesang in die unterschiedlichen, insgesamt zehn weiblichen Charaktere und erweckt sie so mithilfe der Musik zu einem farbenfrohen Leben, welches besonders farbenfroh und klangvoll vom gelben Vinyl erklingt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (21:45):
- Boccamara (feat. Peppe Servillo)
- Fortunata
- Gran Tirana (by La Lupe)
- Maddalena (feat. Paolo Angeli)
- Maldigo Del Alto Cielo (by Violeta Parra)
- Seite B (20:54):
- Milonga Con Sauces (by Leda Valladares)
- Ferma Zitella
- Me Voi Pe' Te (by Gabriella Ferri)
- Connola Senza Mamma (by Gilda Mignonette)
- Malemaritate
- Gesang - Flo
- Gitarre - Christiano Califano
- Schlagzeug - Michele Maione
- Brave Ragazze (2022) - 11/15 Punkten
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