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Syrinx Call: Mirrorneuron (Review)
Artist: | Syrinx Call |
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Album: | Mirrorneuron |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive-, Art-, Melodic-Rock, Weltmusik, Folk |
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Label: | Flat Earth Music | |
Spieldauer: | 62:19 | |
Erschienen: | 29.01.2021 | |
Website: | [Link] |
Endlich gibt’s mal wieder eine ordentliche Portion Flötentöne auf die Prog-Ohren. Aber nicht etwa die der knackigen JETHRO TULL-Aura, welche im Lokomotiven-Dampf durch unser Zimmer sausen, sondern mehr die zarten, verspielten, einschmeichelnden Lüftchen mit einer Kohle OLDFIELD und einem Brikett GENESIS entfacht von einem FLOYD-Feuerhölzchen.
VOLKER KUINKE, musikalischer Projekt-Kopf von SYRINX CALL, ist eben kein IAN ANDERSON, sondern mehr der Träumer im Heißluftballon, der sich aber auch immer einen ruhigen Platz im andersonschen „Locomotive Breath“-Schlafwagenabteil sichert. Sogar Folk und Weltmusik erstrahlen zusätzlich mit bezaubernden Blockflöten-Tönen, um die eine oder andere Weiche in spannende Richtungen zu stellen. Eine echte Stärke des aktuellen Konzeptalbums von SYRINX CALL, bei dem die Vielzahl der perfekt agierenden Instrumentalisten überzeugt, auch wenn die männlichen und weiblichen Vokalisten diese hohe Qualität nicht ganz halten können, obwohl sie gute Sänger sind, aber das spezielle Etwas oder ein unwiderstehliches Charisma fehlt. Doch die Stimmen spielen bei der Verwirklichung dieses Konzeptalbums eine nicht unwesentliche Rolle.
Kennen wir das nicht irgendwoher?
Aber genau doch – ähnliche Probleme kennen wir von ELOY aus den 1970er-Jahren, nur hatte der akzentuierte Gesang wirklich negativen Einfluss auf den PINK FLOYD-dominierten Sound? Nö, er verlieh ihm nur einen krautigen Charme.
Nur warum sollte man im Falle von SYRINX CALL dieses ELOY-Beispiel aufgreifen? Der Grund ist einfach und sagt auch viel über das dritte SYRINX-Album „Mirrorneuron“ aus. Denn an diesem Konzeptalbum über künstliche Intelligenz, in dem eben das wahre Charisma von der Blockflöte ausgeht, wirken gleich drei ELOY-Musiker maßgeblich mit: KLAUS-PETER MATZIOL, FRANK BORNEMANN und HANNES ARKONA. Ein verständlicher Schritt, denn schließlich war auch VOLKER KUINKE mit seiner Blockflöte an mehreren ELOY-Alben beteiligt.
Es wäre billig, festzustellen, dass das aktuelle SYRINX-Werk irgendwie nach ELOY mit viel Flöte klingt, auch wenn es nicht ganz so abwegig ist und die „Bit By Bit“-Ouvertüre eindeutig solche Erwartungen weckt, die dann im Titelsong, bei dem FRANK BORNEMANN die entscheidenden Gitarrenparts übernimmt, oder bei „Weird Resonance“ noch verstärkt wird. Doch es klingt eben auch nach vielem mehr und erfreut sicher alle OLDFIELD- und GENESIS-Freunde, aber es verbreitet auch eine neoprogressive Wohlfühlatmosphäre mit einem nachdenklichen Textkonzept, das bereits der Titel ausdrückt: „Mirrorneuron“ (Spiegelneuron).
Die Geschichte hinter „Mirrorneuron“ offenbart uns mit Kai (gesungen von JENS LUECK) ein künstliches Intelligenz-Wesen, das – weil es logischerweise 'gewissenlos' ist – dem Auftrag nachgeht, in der Arktis nach Öl zu bohren. Doch während seiner Arbeit berechnet er alle Schritte und stellt dabei fest, dass Widersprüchlichkeiten zwischen den theoretischen Berechnungen und der Umsetzung in der Praxis auftreten, was seine Programmierung durcheinanderbringt. Mara (gesungen von ISGAARD), eine Psychotherapeutin für humanoide Roboter, soll Kai wieder auf die richtige Spur, sprich in sein entsprechendes Programm, bringen. Doch Kai bewegt mehr bei Mara, da er durch Spiegelneuronen über die Fähigkeit verfügt, sich in Mara hineinzuversetzen und ihr eigenes Ich widerzuspiegeln. In gewisser Weise eine Hommage auf das menschliche Gehirn statt auf die künstlichen Welten humanoider Wesen, da Kai durch die „Mirrorneuron“en auch die Gefühle in sich spiegelt. Eine komplexe Story, die komplexe Musik verlangt.
SYRINX CALL nehmen diesen Anspruch auf und setzen ihn musikalisch überzeugend und mit viel Melancholie durch. Am Ende springt dabei ihr bisher am deutlichsten progressiv rockendes Album heraus, das Melodic-, Art- und Pop-Rock sowie Weltmusik in sich vereint, wobei neben den vielen elektrischen Breitseiten besonders auch die akustischen und orchestralen Momente begeistern. Und auch das Markenzeichen „Blockflöten-Prog“, das Kuinke gerne unter seiner Homepage verwendet, bleibt natürlich unangetastet. Dieser Flöten-Sound verleiht dem dritten und zugleich besten Album von SYRINX CALL (s)einen ganz speziellen Wiedererkennungswert. Die Flöte als Spiegelneuron – eine schöne Geschichte als Konzept und Musik.
FAZIT: Auf seinem dritten „Blockflöten Prog“-Album „Mirrorneuron“ wagt sich der Flöten-Großmeister VOLKER KUINKE mit seinem Band-Projekt SYRINX CALL konzeptionell an das schwierige Thema der künstlichen Intelligenz heran und orientiert sich bei seinem bisher progressivsten Werk an altbekannten Musik-Intelligenzlern aus den Spiegelneuronen-Umfeld von PINK FLOYD, GENESIS und OLDFIELD als Basis, wobei das Hauptneuron aber eindeutig die Blockflöte ist. Auch wenn aller guten Dinge drei sein sollen, so ist doch „Mirrorneuron“ das beste davon geworden, was auch an der intensiven Unterstützung von gleich drei ELOY-Musikern liegen könnte.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Bit By Bit (Ouverture)
- Deceptive Illusion
- The Arctic Will Die
- Breakdown
- Perfect Shine
- Merging Influences
- Big Data
- Weird Resonance
- One Step Beyond
- Mirrorneuron
- I'm Gonna Buy Some Flowers
- Sweetness
- Fill The Silence
- Silent Echoes
- Bass - Klaus-Peter Matziol, Georg Gresimon
- Gesang - Isgaard, Volker Kuinke, Jens Lueck, Doris Packbiers
- Gitarre - Frank Bornemann, Jürgen Osuchowski, Jan Petersen, Hannes Arkona, Babis Nikou
- Keys - Jens Lueck, Hannes Arkona
- Schlagzeug - Jens Lueck
- Sonstige - Volker Kuinke (Sopranino-, Sopran-, Alt-, Tenor-, Bass- und Großbassflöte), Katja Flintsch (Violine und Viola), Annika Stolze (Violoncello), Babis Nikou (Langhalslaute) Monika Lewis, Shaun Geraghty, Kai Ritter, John Turner (Stimmen)
- The Moon On A Stick (2018) - 8/15 Punkten
- Mirrorneuron (2021) - 12/15 Punkten
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