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Nick Cave & Warren Ellis: Carnage (Review)
Artist: | Nick Cave & Warren Ellis |
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Album: | Carnage |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Singer/Songwriter |
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Label: | Goliath Records | |
Spieldauer: | 40:08 | |
Erschienen: | 28.05.2021 | |
Website: | [Link] |
Die Pandemie bedeutete für viele Musiker, dass sie mitten im Lauf auf sich selbst zurückgeworfen wurden und sich erst mal in einer Art Limbo neu orientieren mussten.
Für NICK CAVE und seinen alten Kumpel WARREN ELLIS schien die Situation jedoch einen eher inspirierenden Effekt gehabt zu haben, denn obwohl Cave gerade vorgehabt hatte, mit seiner Band THE BAD SEEDS (zu der ja auch der ehemalige DIRTY THREE-Vorsitzende WARREN ELLIS als festes Mitglied gehört) auf große Tour gehen zu wollen – und somit besonderen Grund gehabt hätte, zu schmollen – entfachte der Meister stattdessen eine geradezu manische Produktivität und veröffentlichte in kurzer Folge das Live-Solo-Album „Idiot Prayer: Nick Cave Alone At Alexandra Palace“, die Kollaboration „L.I.T.A.N.I.E.S“ mit dem belgischen Komponisten Nicholas Lens und – zunächst digital – das nun auch physisch vorliegende Werk „Carnage“.
Diese Kollaboration mit WARREN ELLIS entstand eher zufällig aus der Situation heraus, ein paar Textideen auszuarbeiten, die Cave zu Beginn der Pandemie entwickelt hatte und dabei den semi-improvisatorischen Ansatz zu verfolgen, den Ellis und Cave bei dessen letzten Studioalbum „Ghosteen“ entwickelt hatten. Dass dabei ein Album herauskommen würde, war zunächst gar nicht geplant. Angesichts dessen ist das „Gemetzel“ dann überraschend zugänglich, strukturiert und songorientiert ausgefallen.
Die Texte, welche CAVE unter dem Eindruck aktueller Ereignisse zusammengetragen hatte, sind weniger persönlich als zuletzt gewohnt, sondern sprechen eine Vielzahl von Themen spiritueller, poetischer, politischer sowie mystischer Natur an und werden von entsprechend schillernden Charakteren bevölkert. Ein junger Nick Cave im Titeltrack etwa, der Mond als Mädchen mit den Tränen in den Augen in „Shattered Ground“, der Großwildjäger Donald Trump in „White Elephant“ oder die „Hand Of God“, die aus dem Königreich im Himmel herunterreicht. Teilweise kennt man diese Elemente ja bereits aus Cave's Oeuvre, dass er diese aber so deutlich und direkt in seinen poetischen Allegorien verquickt, ist nicht nur eine Überraschung in inhaltlicher Hinsicht, sondern gibt den bemerkenswert flächig angelegten, musikalischen Backdrops Struktur und Halt, sodass am Ende echte Songs dabei herausspringen.
Auf der musikalischen Ebene setzen Cave und Ellis auf die bewährten Methoden, mittels verfremdeter organischer Bestandteile, elektronischer Hilfsmittel, Loops und Samples stilistisch faszinierend breit gefächerte Stimmungsbilder zu erzeugen, die dann allerdings bemerkenswert melodisch in Szene gesetzt werden. Das reicht von ambientmäßgen Drones über liturgische Gospel-Vibes, orgiastische Choral-Hymnen und kammermusikalisch Etüden bis zur fast klassischen, melancholischen Torch-Song Ballade. Dass Ellis und Cave das alles ohne konventionelle Arrangement-Strukturen hinbekommen ist zwar aufgrund der gemeinsamen Historie nicht mehr überraschend, aber angesichts dessen, dass am Ende eben tatsächliche echte Songs dabei herauskommen, zumindest erstaunlich.
FAZIT: Seit NICK CAVE 1993 zu einem DIRTY THREE-Fan der ersten Stunde geworden war, gehören WARREN ELLIS - der Geiger des australischen Instrumental-Trios - und NICK CAVE - der Meister der morbiden Eleganz - zusammen wie Pech und Schwefel. Dass „Carnage“ nun allenthalben als das erste Duo-Album des Teams gefeiert wird, ist insofern nicht ganz richtig, als dass Cave und Ellis zuvor ja bereits etliche Soundtracks und Theatermusiken gemeinsam gestalteten, das brachiale Side-Projekt GRINDERMAN ins Leben riefen und in zahlreichen Kombinationen, wie z.B. bei den BAD SEEDS und zuletzt bei der Poesie-Produktion „She Walks In Beauty“ von MARIANNE FAITHFULL zusammen wirkten. Allerdings ist „Carnage“ das erste songorientierte Studioalbum das die beiden gemeinsam auf die Beine stellten. Genau das ist das eigentlich Erstaunliche und Prägende dieses Projektes, denn die Voraussetzungen – unfertige Textsammlungen und experimentelle musikalische Improvisationen – hätten das kaum erwarten lassen. Tatsächlich ist „Carnage“ sogar konkreter und aussagekräftiger geworden, als so manche skizzenhafte Ansätze, welche das Duo zuvor verfolgte.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Hand Of God
- Old Time
- Carnage
- White Elephant
- Albuquerque
- Lavender Fields
- Shattered Grounds
- Balcony Man
- Gesang - Nick Cave
- Keys - Nick Cave, Warren Ellis
- Carnage (2021) - 13/15 Punkten
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