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Mule Jenny: All These Songs Of Love And Death (Review)
Artist: | Mule Jenny |
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Album: | All These Songs Of Love And Death |
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Medium: | CD/Download/LP+CD | |
Stil: | Indie, Alternative, Experimentelles |
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Label: | Figures Libres/Grabuge/Araki Records | |
Spieldauer: | LP + CD jeweils 39:43 | |
Erschienen: | 10.12.2021 | |
Website: | [Link] |
MULE JENNY ist das musikalische verspielt-verkopfte Solo-Projekt von ETIENNE GAILLOCHET, der mit seiner französischen Post-Hardcore-Indie-Pop-Rock-Band WE INSIST! in Insider-Kreisen schon für eine Menge Aufsehen sorgte. Dort spielt er das Schlagzeug, auf „All These Songs Of Love And Death“ – welch obsessiver und natürlich an LEONARD COHEN gemahnender Titel – beweist er sein Können als (sehr gut) singender Multiinstrumentalist.
Und dass man im americana-affinen und Young-Dylan-BlaBlaBla-zur-Gottheit-Erheber-Magazin „Rolling Stone“, das Vollenweider-Hörer als „Lehrer und Latzhosenträger“ schubladisiert oder in derselben Ausgabe, in der auch dieses Album besprochen wurde, „Pictures At An Exhibition“ von ELP zerreißt und das Prog-Trio als „veritable Prog-Geburt aus dem Geiste der Angeberei mit Prätentionsüberschuss“ bezeichnet, für solche freistilistische Leistung wie „All These Songs Of Love And Death“ zwar immerhin drei Sternen übrig hat, aber sich ein „Für Viervirteltakt-Puristen ist das nichts, für Math-Rock-Fans dagegen ein Fest“ für diesen „polyrhythmischen Kuddelmuddel“ nicht verkneifen kann, verwundert da kaum noch.
Man kann eigentlich auch feststellen: „Ja, wer den RS liest und ausschließlich deren Empfehlungen folgt, der wird mit dieser komplex-experimentellen, auf außergewöhnliche Weise auch vokal strukturierte Scheibe, nichts anfangen können. Die Neugierigen aber, die für mehr offen sind, als Schubladen und musikalische Heldenverehrung, selbst wenn die Helden höchstens noch von ihrem Denkmal, aber nicht ihrem Können mehr leben, dann haben sie mit MULE JENNY eine echte Entdeckung vor sich liegen.“
Außerdem ist das hier kein Math-Rock, sondern leidenschaftliches, stilübergreifendes Musizieren mit Mut zur Lücke und dem Willen, sich zwar den freien Gedanken, aber auf keinen Fall dem Mainstream zu öffnen.
Schon der Start ins Album mit „In The Classroom“ weist in den ersten Sekunden frappierende Ähnlichkeit zu PIERRE MOERLEN'S GONG auf und auch dass ein deutlicher Hang zu Jazz-Strukturen inklusive Loops und polyrhythmischen Klängen sowie gedoppeltem Gesang plus FRIPP-Gitarre und ENO-Experimente irgendwo zwischen „Under Heavy Manners“ und „No Pussyfooting“ im Verlaufe der knapp 40 Musikminuten wieder und wieder auftauchen, gibt dem Album sein ganz spezielles Flair. Meinetwegen darf man so einiges auch als kakophonische Symphonie verstehen – doch diese Kakophonie resultiert aus Absicht, nicht etwa aus schrägem Nichtkönnen.
Aber es gibt auch die klaren Strukturen, die verträumten und melodiösen, in denen einem nur zu gerne bei MULE JENNY auch mal ein DAVID SYLVIAN oder SYD MATTERS und BECK oder CONOR OBERST in den Sinn kommen. Mitunter klingt vieles auf diesem Album wie eine Vorstufe zu JAPAN – allerdings mit einem stärkeren Blickwinkel auf Singer/Songwriter-Kunst, die sich wirklich ganz den schmerzvollen Themen zwischen Liebe und Tod hingibt und uns bei einem Song wie „Cross The Line“ sogar an den Irrsinn denken lässt, der momentan querdenkend auf unseren Straßen abläuft: „The boy crossed the line of aggressivity / He shivred at the sight of the other damn old integrity...“
FAZIT: Das Solo-Projekt des WE INSIST!-Schlagzeugers, der unter dem Namen MULE JENNY in Eigenunion als singender Multiinstrumentalist auftritt, um seine eigenwillige Interpretation von „All These Songs Of Love And Death“ zu präsentieren, ist eine spannende musikalische Freistilübung, die vom Musiker ähnlich viel abverlangt wie vom Hörer. Zerbrechliche Songs mit Mut zu Polyrhythmen genauso wie zu klaren Strukturen, die verträumten und melodiös ihre Bahnen ziehen, doch dabei geschickt jeden müffelnden Mainstream-Geruch umschiffen. Selbst FRIPP und ENO hätten an MULE JENNY sicher ihre Freude.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A:
- In The Classroom
- Cross The Line
- Sign Your Name On The Dotted Line
- Every Other Rendition
- Seite B:
- We Won't Make A Sound
- The Petrels Are Gone
- Joy And Deception
- Give Chance A Chance
- All These Songs Of Love And Death
- CD (39:43):
- In The Classroom
- Cross The Line
- Sign Your Name On The Dotted Line
- Every Other Rendition
- We Won't Make A Sound
- The Petrels Are Gone
- Joy And Deception
- Give Chance A Chance
- All These Songs Of Love And Death
- Bass - Etienne Gaillochet
- Gesang - Etienne Gaillochet
- Gitarre - Etienne Gaillochet
- Keys - Etienne Gaillochet
- Schlagzeug - Etienne Gaillochet
- All These Songs Of Love And Death (2021) - 11/15 Punkten
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