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Lucy van Kuhl: Alles auf Liebe (Review)
Artist: | Lucy van Kuhl |
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Album: | Alles auf Liebe |
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Medium: | CD | |
Stil: | Liedermacherin und 'Klavier-Kabarettistin' |
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Label: | Sturm & Klang | |
Spieldauer: | 55:21 | |
Erschienen: | 29.01.2021 | |
Website: | [Link] |
Wenn KONSTANTIN WECKER von einer Frau begeistert ist, dann ist das das Eine, das Andere aber ist, wenn er von einer Musikerin, die sich zugleich als singende Kabarettistin sieht und noch dazu eine begnadete Pianistin ist, wahrhaft begeistert ist. Dann müssen da musikalische Parallelen bestehen, die sicher auch allen Freunden des deutschen Kult-Liedermachers Freude bereiten werden. Wecker jedenfalls ist sich sicher: „LUCY VAN KUHLs Art zu musizieren und zu singen begeistert mich, ihre Worte sind poetisch und ironisch. Sie schafft ausdrucksstarke Bilder und setzt sie musikalisch ganz zauberhaft um.“
Und natürlich kann man Wecker nach „Alles auf Liebe“ von LUCY VAN KUHL & DIE ES-CHORD-BAND nicht widersprechen, auch wenn van Kuhls Stimme nicht ganz das Charisma versprüht, wie die eines Weckers. Aber ihre Art, poetische Texte mit viel Sinn für (schwarzen) Humor und gleichermassen soziologisch-politischen Tiefgang zu schreiben, ist eine hohe Kunst, die nur wenige beherrschen. Zu den Wenigen zählen KONSTANTIN WECKER genauso wie LUCY VAN KUHL.
Und wenn wir schon bei KONSTANTIN WECKER sind, dann wollen wir auch noch einen kurzen Moment bei ihm verbleiben, denn immerhin begleitet er Lucy auf „Hochzeitstag“, eine extrem schwarzhumorige Abrechnung eines Ehepaars, das nach 50 Jahren zu seinem Goldenen Hochzeitstag feststellt, dass Gold-Braut und -Bräutigam sich dermaßen gegenseitig auf den Geist gehen, dass ihnen nur noch Mordgelüste einfallen...
Wecker stellt zu „Hochzeitstag“ dann auch fest, dass dieses Stück ihn an eins seiner frühen eigenen Lieder erinnert: „Du bist so hässlich, dass ich's kaum ertragen kann“ – nur dass es im „Hochzeitstag“ eben: „Ich versteh dich nicht / Du verstehst mich nicht / Warum bleib ich mit dir noch zusammen? / Ich hätt' so Lust, doch ich tue es nicht / Dir 'nen Dolch in den Rücken zu rammen“, heißt. Hierzu würden garantiert auch Monty Python lauthals Beifall klatschen.
Dem gegenüber steht die wundervolle Trennungs-Ballade „Der Moment, in dem es sticht“, in der mit etwas Pathos und ganz viel Trauer und Verzweiflung das Gefühl der Trennung besungen wird. Einer Trennung, von der man glaubt, sie doch recht locker zu überwinden, um am Ende festzustellen, dass immer wieder die Erinnerungen hochkommen, die man nicht verdrängen kann, „denn du bist ein strahlender Stein / in meinem Lebensmosaik“.
Die Liebe in all ihren Spielarten – und einige können dabei verdammt schmerzhaft sein – bildet den Mittelpunkt des Albums dessen Titel mit „Alles auf Liebe“ natürlich Programm ist. Ein Programm, bei dem Deutschland nicht gerade gut bei weg kommt, zumindest wenn es um die feurige Leidenschaft geht: „Im Süden flirtet man heftig / man umgarnt und verführt / In Deutschland ist das anders / man flirtet diszipliniert“.
Besondere Wehmut, bedingt durch die Pandemie, zieht dann in „Liebe Omama“, die man nicht mehr drücken und körperlich liebkosen darf, auf, nachdem zuvor fast bissig in „Abstand“ dieses schreckliche, uns Tag für Tag beschäftigende und immer mehr nervende Thema Corona aufs Korn genommen wurde.
LUCY VAN KUHL ist mit ihren „Liebes“-Liedern verdammt nah am Puls der Zeit, der mal extrem hochfährt und dann wieder ganz entspannt, beispielsweise in Erinnerung an den „Letzten Sommertag“, pocht. Aber auch eine ganz besondere Liebeserklärung an Lucys Eltern gibt es mit dem bewegenden Lied „Für Euch“ zu hören, das nicht nur die familiären Sonnenseiten beleuchtet.
Einen besonders schönen Abschluss der CD bildet dann Bonus-Track: Ein hymnischer Song, in dem van Kuhl in französischer Sprache den letzten Sommertag besingt, der sofort viel Wärme verbreitet, während uns derzeit draußen vor der Tür –21° erwarten. Es ist eben Winter!
LUCY VAN KUHL läuft mit offenen Augen durch die Welt, egal, ob sie nun dabei gerade auf Abstand gehen muss oder einem ganz nahe kommt – zu allem findet sie die richtigen Worte, mal ironisch, mal gefühlvoll, mal frech, mal traurig. Begleiten tut sie sich dabei singend am Piano und weitere Begleiter sind an Violoncello und Schlagzeug ihre ES-CHORD-BAND. Oft macht sich ein Bar-Jazz-Feeling dabei breit oder eine bunte Mischung zwischen Chanson und Kabarett. So bunt und vielfältig wie die Liebe eben.
FAZIT: Die Liedermacherin und 'Klavier-Kabarettistin' LUCY VAN KUHL, zu deren Bewunderern und 'Mitmachern' („Hochzeitstag“) auch KONSTANTIN WECKER gehört, und ihre ES-CHORD-BAND geben sich zu Zeiten von Corona ganz der Liebe hin. „Alles auf Liebe“ ist Lobpreisung und Abrechnung auf vielfältig musikalische Art und mit intelligenten – von traurigen bis spitzbübischen (Oder soll man neuerdings vielleicht 'spitzmädelischen' schreiben?) – Texten zugleich. Echt KUHL dieser weibliche WECKER.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Alles auf Liebe
- Frühstück bei Tiffany war meine Romantik
- Abstand (aus dem Corona-Homeoffice)
- Liebe Omama (aus dem Corona-Homeoffice)
- Detox
- Hochzeitstag (feat. Konstantin Wecker)
- Der schönste Tag im Jahr
- Wilhelm
- Der Moment, in dem es sticht
- Für euch
- Wenn ich dich nicht hätte
- Nicht genug
- Letzter Sommertag
- Zuhause
- Dernière journée d' été (Bonus-Track)
- Gesang - Lucy van Kuhl
- Keys - Lucy van Kuhl
- Schlagzeug - Lorenzo Riessler
- Sonstige - Nenad Uskokovic (Violoncello)
- Dazwischen (2019) - 11/15 Punkten
- Alles auf Liebe (2021) - 12/15 Punkten
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