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John Coltrane: Another Side Of John Coltrane (Review)
Artist: | John Coltrane |
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Album: | Another Side Of John Coltrane |
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Medium: | CD/Download/Do-LP | |
Stil: | Jazz voller Saxophon |
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Label: | Craft Recordings/UniversalMusic | |
Spieldauer: | 87:14 | |
Erschienen: | 20.08.2021 | |
Website: | [Link] |
Auf den ersten Blick klingt der Album-Titel etwas gewöhnungsbedürftig: „Eine weitere Seite des JOHN COLTRANE“. Ist er aber sicher für die vielen Musikfreunde, denen immer wieder „Weitere oder auch andere Seiten“-Alben ihrer heiß geliebten Musiker begegnen, die dann entweder Tribute- und Coverversionen anderer Bands, die sich dem jeweiligen Musiker widmen, enthalten oder aber vom besagten Musiker selber ein Album erscheint, auf dem dieser freistilistische Ausflüge mit befreundeten Musikern, die ebenfalls sehr bekannt sind und ihren eigenen Stil haben, unternehmen – genauso wie auf diesem großartigen Doppel-Album (Vinyl) bzw. Einzel-CD von JOHN COLTRANE. So wird der auf der Rückseite des Gatefoldcovers zusätzlich vergebene Untertitel diesem Album voll gerecht: „The Best Of The Side Artists Recordings“.
Doch verweilen wir vorab noch kurz bei JOHN COLTRANE, einem der größten und bekanntesten Jazz-Saxophonisten aller Zeiten, der sich vom Modern Jazz über den Hard Bop bis hin zum Free Jazz in fast allen Spielarten pudelwohl fühlte und größtenteils als Bandleader im Vordergrund stand sowie mit „Love Supreme“ aus dem Jahr 1965, einem Album, das wie eine sehr spirituell ausgerichtete Suite komponiert wurde, wahre Musikgeschichte schrieb, die deutlich über den Jazz hinausgeht.
Mit seiner Musik und seinem Saxophon malte er Klangbilder, die einem erst nicht mehr aus den Ohren und dann dem Kopf gingen, was speziell an seinem ungewöhnlichen, recht hoch angelegten Saxophon-Spiel lag, wobei er eindeutig das Tenorsaxophon bevorzugte und erst in den 60er-Jahren auch auf das Sopransaxophon zurückgriff, seine Anfänge in den 50er-Jahren während der Highschool aber mit dem Altsaxophon machte. Ein fieser Leberkrebs sollte dem begnadeten Bläser leider schon 1967 im Alter von nur 41 Jahren für immer die Puste nehmen. Schon kurz nach seinem Tod allerdings wurde in San Francisco die 'Saint JOHN COLTRANE African Orthodox Church' gegründet, welchen den Musiker als einen Heiligen verehrt und sogar ein Asteroid wurde nach ihm benannt. Einfach göttlich – genauso wie seine Musik, selbst wenn sein Leben einige üble Tücken aufzuweisen hatte.
Nachdem Coltrane 1945 CHARLIE PARKER live während eines Konzerts erlebt hatte, stand für ihn sein größtes Vorbild fest, was man auch deutlich aus seinem eigenen Spiel heraushört. Zugleich standen beide später auch gemeinsam auf der Bühne, wodurch Coltrane auch MILES DAVIS kennenlernte. Eine verdammt fruchtbare Beziehung, wie man auf diesem Doppel-Album gleich anhand von vier Stücken nachhören kann, wobei natürlich „'Round Midnight“ das bekannteste ist.
Leider war Coltrane während dieser Zeit auch dem Heroin verfallen, was zur Folge hatte, dass er als Mitglied der weltberühmten DIZZY GILLESPIE BIG BAND seiner Abhängigkeit wegen von Gillespie gefeuert wurde. So fiel er für die nächsten sechs Jahre in ein tiefes Loch bis ihn MILES DAVIS 1955 in seine Band holte, ihn aber ebenfalls seiner Sucht wegen schon kurze Zeit später wieder feuerte und Coltrane endlich akzeptieren musste, dass ein Entzug unabdingbar war, wenn er seine musikalische Leidenschaft weiterhin auf einer Bühne ausleben wollte.
Ein Jahr nach dem Drogenentzug kehrte er neu gestärkt wieder auf die Bühne zurück und stieg bei THELONIOUS MONK ein, wovon auf „Another Side Of JOHN COLTRANE“ ebenfalls vier Titel zeugen. Das daraus hervorgegangene 1961er-Album „Thelonious Monk with JOHN COLTRANE“ („Epistrophy“ und „Trinkle Tinkle“ daraus sind auf der LP-C-Seite zu finden) wurde sogar in die 'Grammy Hall Of Fame' aufgenommen.
Endlich durfte Coltrane, da er tatsächlich clean war, erneut bei MILES DAVIS einsteigen, was dann ein so unglaublich wunderbares, harmonisches Jazz-Stück wie „Someday My Prince Will Come“ hervorbrachte, welches das ausgezeichnet vom Grammy-prämierten Toningenieur Paul Blakemore produzierte und soundtechnisch durch einen perfekten Vinyl-Schnitt von Clint Holley kristallklar klingende Doppel-Album abschließt.
Nach Miles Davis gründete Coltrane dann sein eigenes, nach ihm benanntes Quartett, das für Davis eine echte Konkurrenz darstellte. Damit aber endet auch die „Another Side“ und wird so gesehen zu „His Own Side“ von JOHN COLTRANE.
Aufnahmen mit weiteren Jazz-Größen wie SONNY ROLLINS, TADD DAMERON, ART TAYLOR – alle mit einem Stück auf dem Album vertreten – sowie THE RED GARLAND QUINTET mit zwei Stücken runden die Doppel-LP, welche in der Innen-Doppelseite einen umfangreichen Text von Doug Ramsey und außerdem die Bilder aller beteiligten Musiker enthält, bestens ab.
FAZIT: Einer der größten Jazz-Saxophonisten von „einer weiteren Seite“ aus betrachtet. Auch wenn die gar nicht so anders ist, denn auch hier offenbart uns JOHN COLTRANE seine Meisterschaft am Saxophon und die wunderbarsten Jazz-Stücke, die man sich vorstellen kann. Nur sind die alle in anderen Bands als seiner eigenen oder mit anderen sehr namhaften Musikern in der Zeit aufgenommen wurden, bevor sich Coltrane dann als Bandleader einen eigenen Namen machte. So stammen alle Aufnahmen auf „Another Side Of JOHN COLTRANE“, dieser fantastisch remasterten Doppel-LP, aus den Jahren 1956 bis 1961, als JOHN COLTRANE noch als Sideman neben MILES DAVIS, THELONIOUS MONK, SONNY ROLANDS, RED GARLAND, TADD DAMERON und ART TAYLOR agierte. Nicht nur die Musik besticht hierbei, auch der grandiose Sound dieser mitunter über 65 Jahre alten Aufnahmen ist schier unvorstellbar.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (23:47):
- SONNY ROLLINS QUARTET: Tenor Madness (12:08)
- MILES DAVIS AND THE MODERN JAZZ GIANTS: 'Round Midnight (5:22)
- THE MILES DAVIS QUINTET: Oleo (6:17)
- Seite B (22:10):
- THE MILES DAVIS QUINTET: Airegin (4:21)
- TADD DAMERON with JOHN COLTRANE: Soultrane (5:22)
- ART TAYLOR: C.T.A. (4:39)
- THELONIOUS MONK: Monk's Mood (7:48)
- Seite C (22:54):
- THELONIOUS MONK with JOHN COLTRANE: Epistrophy – Alternate Take (3:07)
- THELONIOUS MONK with JOHN COLTRANE: Trinkle, Tinkle (6:39)
- THELONIOUS MONK with JOHN COLTRANE: Nutty (6:36)
- RED GARLAND ft. JOHN COLTRANE and DONALD BYRD: Birks' Works (7:32)
- Seite D (18:23):
- RED GARLAND QUINTET with JOHN COLTRANE: Billie's Bounce (9:21)
- MILES DAVIS: Someday My Prince Will Come (9:02)
- Bass - Paul Chambers, John Simmons, Wilbur Ware, George Joyner
- Keys - Red Garland, Tadd Dameron, Thelonious Monk
- Schlagzeug - Philly Joe Jones, Arthur Taylor, Art Blakey, 'Shadow' Wilson, Jimmy Cobb
- Sonstige - John Coltrane, Sonny Rollins, Gigi Gryce, Coleman Hawkins, Hank Mobley (Saxophone), Miles Davis, Ray Copeland, Donald Byrd (Trompeten)
Interviews:
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keine Interviews