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James: All The Colours Of You (Review)
Artist: | James |
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Album: | All The Colours Of You |
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Medium: | CD/Download/Do-LP | |
Stil: | Indie-Pop, Alternative-Rock |
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Label: | Virgin Music | |
Spieldauer: | 47:49 | |
Erschienen: | 04.06.2021 | |
Website: | [Link] |
Es war eine kleine Sensation als THE SMITHS um ihren charismatischen Sänger MORRISSEY im Jahr 1982 wie Phoenix aus der Asche mitten im britischen Rock-Zirkus auftauchten und mit ihrer Variante des Indie-Rock-Pop samt messerscharfer Texte die Szene gehörig durchwirbelten. Im Grunde gab's bis dahin keine Band, die Ähnliches zustande brachten oder bringen würden…
...doch dann kamen JAMES, die sich bereits ein Jahr eher gegründet hatten, und präsentierten ihre Alternative-Rock-Variante zu THE SMITH, die mindestens genauso spannend, aber noch nicht ganz so mutig klang. Doch spätestens nachdem sie als Vorgruppe für THE SMITH mit auf Tour gingen und BRIAN ENO bei JAMES als Produzent mit Hand anlegte, war ihr Status in der smithsschen Meisterklasse erreicht.
Anno 2021 feiern JAMES bereits ihren 38. Geburtstag und holen mit ihrem 16. Album „All The Colours Of You“ zu einem ehrwürdigen musikalischen – wortwörtlich vielfarbigen – Rundumschlag aus, der sicher auch einem MORRISSEY und seinen Mitstreitern so einige Freude bereiten müsste. Bescheiden könnte man behaupten, es ist ein richtig gutes Album geworden, legt man noch einen drauf, dann dürfte sich auch die Behauptung hartnäckig halten, dass es ihr Meisterwerk ist. Nur braucht man dazu wirklich fast 40 Jahre und geht das auch ohne ENO? Bei JAMES schon!
Wie intensiv diese Zusammenarbeit noch heute nachzuwirken scheint, kann man eindrucksvoll auf „Wherever It Takes Us“ hören. Ein Song, der wie für die TALKING HEADS geschrieben klingt und eine Atmosphäre voller bedrohlicher Schönheit, knackigen Sounds und druckvollen Rhythmen entfaltet.
„Getting Myself Into“ liebäugelt dagegen mit etwas übertrieben wirkenden Pop-Rhythmen, stellt diesen dann aber auf fast kuriose Weise ein Kneipen-Piano an die Seite. Durch diese Gegensätzlichkeit entwickelt der anfangs etwas banal wirkende Titel eine trotzdem beeindruckende Wirkung. Zudem kommen deutliche Erinnerungen an DUKE SPECIAL auf.
Dabei beginnt das Album mit „ZERO“ ziemlich schockierend, denn die ersten Worte lauten: „We're all gonna die...“ und machen klar, dass die folgenden 11 Songs jegliche Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung umschiffen werden. Stattdessen erwarten uns Themen wie der Klimawandel, ein allseits bekannter Ex-Präsident, der in seiner Politik auf's Schüren von Hass setzte, die Verluste – auch menschliche (Sänger Booth verlor beispielsweise seinen geliebten Schwiegervater an Covid-19!) – durch die Pandemie und viel andersartig Problembeladenes.
Voller Symbolkraft deckt darum die bitterböse Ballade „Miss America“ anhand eines Schönheitswettbewerbs samt Collagen von Demonstrationsreden, die in Schüssen und Schreien untergehen, das amerikanisch-zerstörerische, waffenlobbyistische Lebensgefühl auf oder „Beautiful Beaches“ setzt sich mit Erdbeben und Flächenbränden, die sich konkret auf die kalifornischen 2020er-Waldbrände fokussieren, auseinander. Kein leichter Tobak, den uns JAMES hier textlich bieten, dabei aber musikalisch auf ihre echt liebgewonnenen Stärken und natürlich die charismatische Stimme ihres Sängers Tim Booth setzen.
Doch nicht nur das. Mit ihrem Naturkatastrophen-Song „Beautiful Beaches“ legen JAMES locker ihre Indie-Attitüde ab und holen die ganz großen Stadion-Heroen der Marke U2 hervor und klingen sogar in gewisser Weise besser als die. Und so extrem traurig wie auf „Recover“, in dem Booth den Verlust des Schwiegervaters an Covid-19 verarbeitet, der einsam in England sterben musste, da durch die Reisesperren nicht möglich war, ihn bei seinem letzten Weg zu begleiten, hat man JAMES bisher noch nie erlebt.
FAZIT: Sie gehören zu den federführenden britischen Pop-Bands, die seit 38 Jahren die Speerspitze der Art-Pop- und Indie-Rock-Szene bilden und neben THE SMITHS für frischen Wind in der Nach-BEATLES-Ära sorg(t)en. Mit ihrem 16. Album „All The Colours Of You“ setzen JAMES zwar aus musikalischer Sicht ihre abwechslungsreiche, positiv gewohnte Seite fort, stimmen aber textlich erstmals knallharte, sehr kritische Töne an, die sich laut ihres Sängers mit „all dem Scheiß auseinandersetzen, den die momentan verrückten Zeiten hervorbringen“. Besonders betroffen macht hierbei auch das traurige Stück „Recover“, in dem sich JAMES-Sänger Tim Booth mit dem Tod seines Schwiegervaters, der dem Corona-Virus zum Opfer fiel, auseinandersetzt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (14:52):
- ZERO (5:42)
- All The Colours Of You (5:26)
- Recover (3:44)
- Seite B (14:42):
- Beautiful Beaches (5:14)
- Wherever It Takes Us (5:05)
- Hush (4:23)
- Seite C (9:29):
- Getting Myself Into (3:27)
- Magic Bus (3:01)
- Miss America (3:01)
- Seite D (8:46):
- Isabella (4:23)
- XYST (4:23)
- Bass - Jim Glennie
- Gesang - Tim Booth
- Gitarre - Larry Gott, Saul Davies
- Keys - Mark Hunter
- Schlagzeug - Dave Baynton-Power
- Sonstige - Saul Davies (Violine, Percussion), Andy Diagram (Trompete, Percussion)
- All The Colours Of You (2021) - 12/15 Punkten
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