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Turin Horse: Prohodna (Review)
Artist: | Turin Horse |
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Album: | Prohodna |
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Medium: | LP/Download | |
Stil: | Sludge- und Thrash-Metal |
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Label: | Eigenvertrieb | |
Spieldauer: | 36:25 | |
Erschienen: | 26.04.2019 | |
Website: | [Link] |
Welch seltsamer Name: Das Turnier-Pferd, oder eben TURIN HORSE.
Machen die Jungs unter dem Namen Hoppe-Hoppe-Reiter-Musik oder galoppieren sie im musikalischen Sauseschritt durch wilde Rhythmen und feurige Riffs?
Das metallisch anmutende Cover lässt dies eher vermuten.
Und eine mehr als gesunde Portion Härte macht „Prohodna” wirklich aus – doch da gibt es natürlich noch viel mehr, außer dem galoppierenden Sludge- und Thrahsh-Metal der Saarländer, wobei grundsätzlich gilt: der lockere Trab ist nichts für TURIN HORSE, selbst wenn es immer wieder ruhige Momente oder interessante Samples zu entdecken gibt.
Leider ergibt sich bei „Prohodna“ noch nicht die Parallele zwischen der Musik und dem Bandnamen, für den sich die deutschen Metallisten mit übermäßigem Growl-Hang entschieden. Der gleichnamige Film aus dem Jahr 2011 des ungarischen Regisseurs Béla Tarr basiert jedenfalls auf einer Anekdote, die mit dem Philosophen NIETZSCHE zusammenhängt, als der im Januar 1889 unmittelbar vor seinem geistigen Zusammenbruch in Turin ein wild gewordenes Droschkenpferd mit großer Geste „zähmte“ und so vor der Peitsche des Kutschers bewahrte… Denn schließlich war aus seiner Sicht ja die Peitsche eher für die Frauen als die Pferde gedacht (Aber das ist schon wieder ein gänzlich anderes Thema über die umstrittene Persönlichkeit des deutschen Philosophen!), wofür er dann wohl mit der geistigen Umnachtung gestraft wurde.
Der Film und die Anekdote sind sehr düster – und hier liegt dann auch die erkennbare Parallele zwischen Band und Namen.
TURIN HORSE liegen besonders die finsteren Metal-Seiten voller breiter Stakkato-Riffs und treibendem Drumming genauso wie der dementsprechende Black Metal, angereichert durch nicht immer überzeugende und auf die Dauer etwas nervende Growls, wohingegen „Schreihals“ und Multiinstrumentalist Christian Leidinger die Klargesänge viel besser zu Gesicht stehen, am schwarz verschleierten Herzen.
Atmosphärisch betrachtet galoppiert das Heay-Metal-Turnier-Pferd nicht über die Trabrennbahn, sondern eher zwischen den Grabsteinen über den Friedhof. Dabei steigert sich der Ritt mitunter Postrock-ähnlich bis in die pure Ekstase. Wenn da nicht immer der etwas aufgesetzt wirkende Gesang wäre, welcher mitunter die spannende Instrumentalfraktion eintönig growlend und insgesamt recht unverständlich übertönt. In diesem Falle wäre Weniger deutlich mehr gewesen, gerade weil die musikalische Ausrichtung von „Prohodna” für das metallische Genre ungewöhnlich abwechslungsreich ist. Wenn dann auf der LP-B-Seite sogar klarer Sprechgesang erklingt, tut sich hier genau der Punkt auf, an dem TURIN HORSE mutig weiter ansetzen sollten. Noch dazu ist der Wechsel in schwer psychedelische und krautrockig anmutende Metal-Landschaften mit das Reizvollste dieser sich immer in einem überraschenden Wandel befindlichen Scheibe, die es sogar als gold- und schwarzfarbende Vinyl-Variante zu erstehen gibt.
FAZIT: Dunkel, brutal und verspielt kommt das Debüt-Album „Prohodna” der saarländischen Sludge-Thrash-Black-Metal-Band, die sich als TURIN HORSE nach einem ungarischen Film aus dem Jahr 2011 benannte, daher. Besonders beeindruckend ist hierbei die vielfältige instrumentale Bandbreite, auch wenn das sich viel zu oft den Growls dahingebende Vokabular noch nicht zu überzeugen weiß. Der Anfang ist mit diesem atmosphärisch recht finsteren Debüt-Album gemacht, das echte Neugier auf den galoppierenden Metal-Nachfolger weckt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (20:09):
- Prohodna (3:57)
- Vein Of Disease (3:44)
- Every Seed Every Stone (6:32)
- I Am The Pain (5:54)
- Seite B (16:16):
- A Hunger (4:42)
- Turin Horse (5:19)
- … Is Not Night Closing In On Us … (6:15)
- Bass - Christian Leidinger
- Gesang - Christian Leidinger
- Gitarre - Uwe Kartes, Volker Schirra
- Keys - Christian Leidinger
- Schlagzeug - Peter Holz
- Sonstige - Uwe Kartes (Samples)
- Prohodna (2019) - 9/15 Punkten
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