Der Titel "Plus" deutet bereits an, dass sich das AMC TRIO 2020 um Gäste verstärkt hat - und auf ganzer Linie davon profitiert. Im Schlaglicht stehen besonders die Violinistin Regina Carter und der Altsaxofonist Eric Marienthal, als wäre die spielerische und kompositorische Leistung der Hauptakteure nicht schon eindrucksvoll genug.

Die allgemein euphorische Atmosphäre der aktuellen Stücke des Trios spiegelt sich in perlenden Piano-Kaskaden und einer ganz allgemein hohen Virtuosität wider, die jedoch immer in den Dienst des jeweiligen Stücks gestellt wird. 'Autumn Desires' beispielsweise erreicht mit präsenter Geige deshalb das Niveau von Mahavishnu Orchestra in ihrer mittleren, weniger rockigen Schaffensphase, und die swingende Latin-Nummer 'Last Moment' trumft mit feinsten Samthandschuh-Licks auf, wie sie die Fusion-Szene der 1980er massenhaft hervorbrachte.

Allen spielerischen Höchstleistungen zum Trotz kommen die Emotionen auf "Plus" selten zu kurz. 'Melting Pot' lädt mit flockig bauchig klingender Gitarre zum Träumen an, das getragene 'Lapis Refugi' zum beschwingten Zusammensitzen und Plauschen. Sich selbst erklären hingegen 'Because Of Your Sad Eyes' eine Ballade mit Gastsänger Peter Lipas einschmeichelndem Tenor, sowie das abschließende 'Take Me To The Sky' das Lina Mayer mit raunender Altstimme vorträgt.

Am wohlsten scheinen sich AMC TRIO indessen bei ihren Work-outs zu fühlen: 'Dream Of A Tramp' und 'Breaking News' begeistern mit futuristischen Synthesizer-Sounds, atemberaubend virtuosem Klavierspiel und flinken Bassläufen, und das düstere 'Face The Race' schraubt sich zu einem regelrecht peitschenden Rock-Antreiber mit satt verzerrten Riffs als Kontrastprogramm zu den beiden traditionellen Vocal-Tracks hoch.

Das edel mit Spotlack bedruckte Digipak der CD-Version des Albums unterstreicht den divergenten und dennoch harmonischen Gesamtcharakter von …

FAZIT: … "Plus" als LP mit filmreifer (Instrumental-)Musik, an der 2020 kein anspruchsvoller Fan von "verstärktem" Jazz vorbeikommt.