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Travis: The Man Who (1999) - Vinyl Edition (Review)
Artist: | Travis |
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Album: | The Man Who (1999) - Vinyl Edition |
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Medium: | LP/Do-CD/Deluxe/Limit. Box | |
Stil: | Zärtlicher Indie- und Folk-Rock, Britpop |
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Label: | Craft Recordings/Universal Music | |
Spieldauer: | 47:29 | |
Erschienen: | 21.06.2019 | |
Website: | [Link] |
Sie haben mit einer ganz banalen Frage Hit-Geschichte geschrieben, auch wenn am Ende speziell dieser eine Hit immer wieder mit den Briten in Verbindung gebracht werden sollte, so gut auch ihr weiterer Song-Output war: „Warum fällt der Regen immer auf mich?“
In diesem Falle jedenfalls fiel nicht der Regen auf TRAVIS, sondern es schien die Sonne über den angehenden Stars, die mit einem Schlag alle Hitparaden stürmten, auch wenn sie nie zu wirklichen Hitparaden-Stürmern werden wollten, denn TRAVIS‘ Musik ist deutlich mehr, als ein Schielen nach radiotauglichen Nummern von kurzem Haltbarkeitswert. Hier trifft Akustik auf Folk und vorsichtig elektrifiziert Rockiges auf Melodien, die allesamt das Zeug zu Evergreens haben.
Nicht ohne Grund wählte der „Rolling Stone“ die Brit-Pop-Rocker, die ihren Namen von der Hauptperson des Wim-Wenders-Films „Paris, Texas“ entlehnt hatten, mit diesem „The Man Who“-Album, das es nun endlich auch auf Vinyl zu erstehen gibt, im Jahr 1999 – neben BLUR, WILCO und RANDY NEWMAN – zum Album des Jahres, mit der wunderschönen Begründung: „All die unfassbaren schwelgerischen Melodien auf ‚The Man Who‘ hauen einen noch immer um. […] Da schmeichelte sich eine Band mit einem perfekten Pop-Album in alle Herzen. TRAVIS umarmten mit ihren Liedern die ganze Welt, sie grenzten keinen aus, jeder durfte mitmachen. Sie klangen zart, aber nicht zerbrechlich. Süß, aber nicht künstlich. […] Die Welt drehte sich dank TRAVIS plötzlich wieder ein bisschen langsamer.“ (Nachzulesen im RS, deutsche Ausgabe Nr. 180 vom Oktober 2009)
Das britische „Q“-Musikmagazin kürte „The Man Who“ sogar 2006 zum „größten Album aller Zeiten“, 2010 wurde es bei den Brit Awards für dasbeste Album der letzten 30 Jahre nominiert, unterlag aber OASIS‘ „(What‘s The Story) Morning Glory“.
Beinahe könnte man bei diesem wunderschönen Ohrwurm-Album, das die Band dem Filmregisseur STANLEY KUBRICK, der kurze Zeit zuvor verstorben war, widmete, behaupten, TRAVIS hätten sich mit „The Man Who“ ein musikalisches Denkmal gesetzt, welches direkt neben RADIOHEAD zu „Creep“-Zeiten steht und dem Britpop Tür und Tor öffnet! Denn ein Großteil der Songs sind deutlich älter als das Erscheinungsjahr des Albums und stammen aus den Jahren 1993 („She‘s So Strange“, „As You Are“ und „Turn“) bis 1996 („Writing To Reach You“ sowie „Fear“ und „Luv“).
Die absoluten Highlights von „The Man Who“ aber waren die aktuell von FRAN HEALY geschriebenen Songs: der Hit-Dauerbrenner „Why Does It Always Rain On Me?“ und das unglaublich sentimental und zugleich wunderschön klingende „Driftwood“.
Das leicht psychedelisch angehauchte und wie ein Kurzfilm daherkommende „Slide Show“ voller Rülpser und Furzen lässt ganz am Ende des Albums noch einen ironischen Blick der Band auf sch selbst und ihre Musik zu, der einen ordentlichen Hieb in Richtung „Music For The Body“ (1970) von ROGER WATERS & RON GEESIN setzt und das Album und den Song mit der philosophisch-ironischen Strophe: „But there is a slideshow and it‘s so slow / Flashing through my mind / Today was the day / But only for the first time / I hope it‘s not the last time“, endet.
Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass TRAVIS mit ihrer Musik auf sich aufmerksam machten, denn das zwei Jahre später erscheinende Album „The Invisible Band“ war sogar noch etwas erfolgreicher als der Vorgänger – nur echter Kult ist und bleibt für und von TRAVIS trotz alledem nur „The Man Who“, gerade weil sich darauf die wohl schönste Hymne an den Regen befindet, die jemals das musikalische Licht der Welt erblickte.
Überhaupt hatte es den Anschein, dass TRAVIS genau die älteren Songs, weil sie für ihr ziemlich rockiges Debüt „Good Feeling“ zu ruhig geraten waren, zurückhielt, um sie auf dem nun deutlich ruhigeren Album zu veröffentlichen, was ihnen durch diese Hinwendung zum Ruhig-Melodiösen in den ersten Jahren nach der Veröffentlichung von „The Man Who“ nicht nur gute Kritikermeinungen einbrachte.
Nichts desto trotz eroberte „The Man Who“ den ersten Platz der britischen Album-Charts und zählte schon drei Jahre später zu den meistverkauften Alben Englands, woran auch ein kurioses Ereignis beim Glastonbury Festival 1999 mit beitrug – doch Genaueres dazu gibt es dann in der Review zu der ebenfalls gerade veröffentlichten Doppel-LP „TRAVIS – Live At Glastonbury ‘99“ zu lesen.
FAZIT: Mit der Frage „Why Does It Always Rain On Me?“ trafen TRAVIS 1999 genau den musikalische Zeitgeist, der dem Brit-Pop den Weg ebnete und ihr vor schönen Melodien überbordendem Album „The Man Who“ die Türen zu den ewigen Pop-Ruhmeshallen öffnete. Nun endlich gibt es das Album zum 20. Jubiläum auch als fein aufgemachtes Vinyl samt bunt bedruckter Innenhülle zu erwerben.
PS: Für die erweiterte Jubiläumsedition (2 CDs) von „The Man Who“ haben die Mitglieder von TRAVIS 19 Bonus-Titel zusammengestellt. Daneben gibt es ein Deluxe-Edition in einer 12“-Box mit abnehmbarem Deckel, die das erweiterte „The Man Who“-Album auf 2 CDs und 2 LPs mit einem 56-seitigen Booklet bietet.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (20:00):
- Writing To Reach You (3:41)
- The Fear (4:12)
- As You Are (4:14)
- Driftwood (3:33)
- The Last Laugh Of The Laughter (4:20)
- Seite B (27:29):
- Turn (4:24)
- Why Does It Always Rain On Me? (4:25)
- Luv (4:55)
- She‘s So Strange (3:15)
- Slide Show (10:30)
- Bass - Dougie Payne
- Gesang - Fran Healy
- Gitarre - Andy Dunlop, Fran Healy
- Keys - Fran Healy
- Schlagzeug - Neil Primrose
- Sonstige - Sarah Wilson (Cello), Sally Hedges (Streicherarrangements)
- The Man Who (1999) - Vinyl Edition (2019)
- Live At Glastonbury ‘99 (2019)
- L.A. Times (2024) - 10/15 Punkten
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