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The Clash: London Calling – 40th Anniversary (Review)
Artist: | The Clash |
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Album: | London Calling – 40th Anniversary |
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Medium: | Do-LP/Do-CD | |
Stil: | Punk Rock und viel, viel mehr |
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Label: | Sony Music | |
Spieldauer: | 64:18 | |
Erschienen: | 15.11.2019 | |
Website: | [Link] |
„Wir waren Teil einer Szene, aber die ist verschwunden. Sie war derart intensiv, dass sie sich so nicht halten konnte. Viele Leute ohne wirkliche Ideen hatten versucht, auf den Zug aufzuspringen.“ (Joe Strummer von THE CLASH)
Wer dieses Doppel-Album nicht in seinem Plattenschrank stehen hat, der hasst entweder den klassischen Punk oder hat von der Musikvergangenheit keine Ahnung oder gehört zu den traurigen Zeitgenossen, bei denen die Musik zum Ohren-Quickie verkommen ist, weil er sich eine Stream-Tüte drübergezogen hat und nicht an das Kunstwerk Musik in seiner ganzen Schönheit, sondern an eine digifriedhoftalisierte, vergängliche Klangmasse aus Oberflächligkeit-Bytes glaubt. Außerdem fehlt ihm genau die LP in seinem Plattenschrank, welche der Rolling Stone im Jahr 1980 zum Album des Jahres wählte! Dem gleichen Jahr, in dem der im Jahr 2002 an einem Herzinfarkt mir erst 50 Jahren verstorbene Joe Strummer in Hamburg festgenommen werden musste, weil er einen Fan brutal mit seiner Gitarre angegriffen hatte.
Die Rede ist hier von der bahnbrechenden THE CLASH-Doppel-LP „London Calling“!
Schon das zu Weltruhm erlangte (an einer ELVIS PRESLEY-LP orientierte) Cover-Foto mit CLASH-Bassisten Paul Simonon, der in bester THE WHO-Manier seinen Bass mitten auf der Bühne zertrümmert, ist Kult. Und erst recht die Musik hinter dem Cover. CLASH! Das sind nicht nur die besten Punks, die es jemals gab, sondern eben auch in ihrer ganzen Art – egal, ob es die Kompositionen oder Texte sind – die anspruchsvollsten, die in ihre anfangs einseitige Musik immer mehr an weiteren Musik-Stilen einfließen ließen und so auch locker die Punk-Rotz-Rüpel der SEX PISTOLS, spätestens seit diesem Album und dann erst recht mit dem folgenden „Sandinista“ verdammt alt aussehen lassen. Wer text-musikalisch so viel auf dem Kasten hat wie diese im Jahr 1976 gegründete Punk-Band, braucht eben kein „I hate Pink Floyd“-T-Shirt auf der Bühne zu tragen, um zu provozieren, da reicht schon so ein Refrain wie aus dem Titelsong: „The ice age is coming, the sun is zooming in / Engines stop running and the wheat is growing thin / A nuclear error, but I have no fear / London is drowning – and I live by the river.“
Es steckt viel Wut in den Texten der CLASH, aber auch viele Geschichten von den britischen Underdogs, erzählt mit einer poetischen Klarheit, die etwas Gewaltiges in sich trägt.
Betrachtet man heutzutage – also 40 Jahre später – die Entwicklung nicht nur im brexitgebeutelten England, sondern auch in Amerika und Europa, dann ist es traurig-verblüffend, dass die Texte auf „London Calling“ kaum etwas an Aktualität verloren haben. Dass dieses Album, welches in Kennerkreisen als das erste „New Wave“-Album des Punk-Quartetts bezeichnet wird, musikalisch zeitlos ist, war im Grunde schon bei dessen Ersterscheinung im Jahr 1979 klar, dass es auch die Texte sind, schon weniger. Eine traurige Tatsache, die zugleich viel darüber aussagt, was uns Politik und Wirtschaft noch immer in ihrer Machtverliebtheit und Profitgier antun.
Noch immer brauchen wir diesen „Revolution Rock“ bei der Beantwortung nach der „Death Or Glory“-Frage. Und Musik, die eben nicht nur wie auf „London Calling“, einem Album mit 19 Songs, von denen nicht ein einziger auch nur ansatzweise einen Lückenfüller darstellt, einfach gestrickter Punk ist, sondern auch mit fetten Orgeln und Bläsersätzen daherkommt, die dem Drei-Riff-Bla-Bla-Punk auf ganz spezielle Weise den Krieg ansagen, während die Texte noch immer den gleichen Biss haben.
Wundert es da einen oder bestätigt es einen eher, dass Boris Johnson THE CLASH als seine persönliche Lieblingsband bezeichnet?
Natürlich hatte der musikalisch anspruchsvolle Richtungswechsel auch zur Folge, dass THE CLASH von den Hardcore-Punkern angegriffen und verunglimpft wurden, da sie angeblich die „hehren“ Ideale der Punks verraten hätten. Es war wohl nie die Stärke von Punks – außer auf die provokanten Texte – auch genauer auf die musikalische Qualität, welche über eine 3-Riff-Basis hinausging, zu achten, denn eins war unüberhörbar: „London Calling“ war ein extrem abwechslungsreiches, stilsicheres und zugleich farbenfrohes Album geworden, das keinesfalls die Ideale des Punks und dessen Themen verriet, sondern musikalisch deutlich breiter und hochgradig qualitativer präsentierte.
Noch dazu ist die Verpackung der Doppel-LP dieser 40. Geburtstagsausgabe sehr lobenswert, denn die beiden 180 Gramm schweren Scheiben stecken in mit allen Texten bedruckten Innenhüllen und das LP-Cover steckt noch dazu in einem harten Kunststoff-Schuber, auf dem Bandname und Albumtitel gedruckt sind. Selbst ein digitaler DL-Code fehlt als Beigabe nicht!
Auch die Doppel-CD-Ausgabe kommt im Kunststoff-Schuber daher und für die leidenschaftlichen Fans und Sammler gibt es eine ganz besondere Ausgabe: das „London Calling"-Scrapbook ist ein 120-seitiges Hardcover-Buch, dem die legendäre CD beigelegt ist. Es dokumentiert die Entstehungsgeschichte des Klassikers und enthält handgeschriebene Lyrics, Notizen, Fotos sowie unveröffentlichtes Material aus der Entstehungszeit des Albums.
FAZIT: Ein wahrhaft musikalischer Meilenstein feiert seinen 40. Geburtstag. Der muss natürlich ganz speziell gefeiert werden. „London Calling“ von THE CLASH – eins der wichtigsten Alben der Rockgeschichte, auch weil es so viele Tabus brach und dem Punk eine gänzlich neue Dimension verlieh. Unverzichtbar in jeder Plattensammlung – selbst wenn diese Vinyl- und CD-Neuauflage auf überflüssiges Beiwerk verzichtet, sich dafür aber auf eine hochwertige Gestaltung und glasklaren Sound beschränkt. Raritätensammler greifen einfach auf das „London Calling"-Scrapbook im 120-seitigen Hardcover-Buch zurück.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (15:32):
- London Calling (3:19)
- Brand New Cadillac (2:08)
- Jimmy Jazz (3:54)
- Hateful (2:43)
- Rudie Can't Fail (3:28)
- Seite B (17:57):
- Spanish Bombs (3:18)
- The Right Profile (3:54)
- Lost In The Supermarket (3:46)
- Clampdown (3:49)
- The Guns Of Brixton (3:10)
- Seite C (12:41):
- Wrong 'Em Boyo (3:10)
- Death Or Glory (3:55)
- Kola Kola (1:47)
- The Card Cheat (3:49)
- Seite D (19:08):
- Lover's Rock (4:03)
- Four Horsemen (2:55)
- I'm Not Down (3:05)
- Revolution Rock (5:53)
- Train In Vain (3:12)
- Bass - Paul Simonon
- Gesang - Joe Strummer, Mick Jones, Paul Simonon
- Gitarre - Joe Strummer, Mick Jones
- Keys - Joe Strummer, Mick Jones
- Schlagzeug - Topper Headon
- Sonstige - Micky Gallagher (Orgel), John „Irish“ Earle, Ray Beavis (Saxophone), Chris Gower (Posaune), Dick Hanson (Trompete)
Interviews:
-
keine Interviews