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Miles Davis: Rubberband (Review)
Artist: | Miles Davis |
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Album: | Rubberband |
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Medium: | CD/Download/Do-LP | |
Stil: | Jazz, Funk, Rock, Pop, HipHop |
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Label: | Rhino / Warner Music | |
Spieldauer: | 63:49 | |
Erschienen: | 06.09.2019 | |
Website: | [Link] |
Hier kommt zwar ohne Pauken, dafür aber mit riesigen Trompeten und einem gehörig groovenden Funk-Beat die nächste faustdicke Musik-Sensation!
„Rubberband” von MILES DAVIS gilt als „das verschollene Album“, das – warum auch immer – nach Davis‘ überraschendem Wechsel im Jahr 1985 von Columbia Records, bei denen er sage und schreibe 30 Jahre unter Vertrag gewesen war, zu Warner Bros. Records – unter den Tisch gefallen war. Dieser Wechsel kam regelrecht einem ersten Schock gleich, aber auch die Musikpfade, die Miles plötzlich auf dem ersten Warner-Album „Tutu“ (1986) einschlug, schockten viele: Funk und Soul mit viel Keyboards sowie Trompete und sogar Gesang.
Wer hätte das erwartet?
Obwohl!
Bei dem charismatischen und exzentrischen Musiker, der immer das machte, was er wollte, die musikalischen Stile wechselte wie andere ihre Unterhosen, von dem musste man einfach alles erwarten.
Und plötzlich ließ Mr. Trompeten-Zauberer solche Sätze wie „Ich liebe Sänger/innen. Der großartigste Sound auf der Welt ist die menschliche Stimme!“ oder „Egal, was ich spiele, wer meinen Ton kennt, weiß, dass ich es bin!“ vom Stapel, begeisterte sich für Rap und Reggae, Blues und Soul, Funk, Black Disco, Rock und nach wie vor Jazz und alles Progressive. Trotzdem stieß er altgestandene Fans vor den Kopf und sprach, wenn man sich auf seine frühen Jazz-Werke bezog, sogar davon, das Wort Jazz doch „alten Damen“ zu überlassen. Ja, er war eben ein Teufelskerl, der, egal worauf und wie er blies, immer wieder einen Sturm dabei entfachte. Auf den aktuellen Sturm um „Rubberband“, das einer musikalischen Gummihuppe gleichkommt, hat er aber keinerlei Einfluss mehr.
Vor nunmehr genau 34 Jahren, also unmittelbar vor „Tutu“, dem Funk-Soul-Jazz-Album erstmals voller programmierter Synthies, Samples und Drumcomputer mit dem Davis (all seinen scharfen Kritikern zum Trotz) seinen insgesamt dritten Grammy gewann, nahm MILES DAVIS mit den Produzenten Randy Hall und Zane Giles „Rubberband“ auf – ein Album das, so sieht‘s für ihn leider heute aus, nicht mehr zu seinen Lebzeiten erscheinen sollte. Bereits hier kündigte sich ein dermaßen radikaler Musik-Richtungswechsel an, dass sehr viel Unsicherheit über diesen klanglichen Quertreiber bestand. Funk- und Soul-Grooves trompetet über Keyboards bildeten den Mittelpunkt und noch dazu sollten darauf auch AL JARREAU und CHAKA KHAN singen.
Stand hier die Zerstörung eines wahren Jazz-Relikts, das Beerdigen einer Legende bevor?
Quatsch – denn die Worte eines Davis‘ nach seinem unverwechselbaren Ton klingen uns nicht nur im Kopf weiter, sondern auch in der neuen Musikausrichtung auf „Rubberband“.
Warum das Album aber nicht vollendet wurde und stattdessen mit „Tutu“ ein Jahr später ein ganz ähnliches, das übrigens megaerfolgreich war, veröffentlicht wurde, steht in den noch ungeschriebenen Annalen der Davis-Jazz-Geschichte. Doch drauf geschissen und geblasen, diese Scheibe ist eine weitere mutige Offenbarung in dem riesigen MILES DAVIS-Katalog, deren Veröffentlichung ihn ein wenig mehr komplettiert und die Frage aufwirft: „Lauern da noch irgendwo ein paar weitere unentdeckte Musik-Goldstücke in den Warner-Archiven?“
Und selbst wenn sich viele Kritiker mit diesem Album nicht anfreunden können, so stehen ihnen wohl die eigenen Ansprüche im Weg – oder vielleicht durchaus berechtigt die Tatsache, dass dieses Album ohne seinen Einfluss zu Ende gebracht und nachträglich mit einigen Instrumenten eingespielt und anderen Stimmen als den geplanten eingesungen wurde.
Auf „Rubberband“ befinden sich nunmehr alle dafür ehemals geplanten elf Stücke, die von mehreren Gastmusikern nachträglich eingespielt und eingesungen worden. Die ursprünglich angetretenen Produzenten Hall & Giles brachten das Werk in Zusammenarbeit mit dem Neffen von MILES DAVIS, Vince Wilburn Junior, der übrigens beim Entstehen des Albums auch Schlagzeug spielte, zu einem klangvollen Ende, das einen absolut bestechenden Sound bietet, der von den Höhen wie Bässen das Letzte aus jeder Anlage herausholt und von beindruckenden Stereo-Effekten lebt. Wilburn Jr. meint dazu: „Onkel Miles wäre stolz. Randy, Zane und ich sowie alle Beteiligten haben unser ganzes Herzblut in ‚The Rubberband Of Life‘ gesteckt.“
Das 80er-Jahre-Vorhaben allerdings, AL JARREAU und CHAKA KHAN die Stimmen beisteuern zu lassen, konnte jedoch nicht mehr in die Tat umgesetzt werden, dafür singen jetzt die 12-fach für den Grammy nominierte LEDISI, die übrigens beim Entstehen des Albums im zarten Jugendalter von 13 Jahren war, sowie die Tochter der Soul-Legende Donny Hathaway, LALAH HATHAWAY, darauf.
Und um den, trotz einiger Schwächen (Wenn man zu sehr auf Synthetisches setzt!), guten Gesamteindruck noch zu vollenden, verwendete man für das Album-Cover, in dessen Inneren die beiden 180 Gramm schweren LP‘s in farbig bedruckten Innenhüllen verpackt sind, ein Originalgemälde von Davis aus der Entstehungszeit von „Rubberband“.
Es ist streitbar dieses verschollene Album.
Und sollen sich die Kritikergeister darüber die Köpfe zerbrechen und Mäuler zerreißen sowie Ohren wundhören …
… aber es ist auch ein weiteres musikalisches Puzzle-Teil in dem riesigen Kunstwerk MILES DAVIS, welches dem Bild von ihm noch eine zusätzliche, unverzichtbare Facette hinzufügt.
FAZIT: Sensationell, aber umstritten – und unverzichtbar für alle, die MILES DAVIS gerade seiner verrückten Art und Musik wegen lieben, die eben nicht nur Jazz heißt. 34 Jahre dauerte es, um „Rubberband“, das verschollene Album von MILES DAVIS, zu heben und mit modernen Sounds zu vervollkommnen. Es war damals bei Davis die Zeit von elektronischen Rhythmen und dem Hang zu eingängigen (Pop-)Melodien ausgebrochen, mit denen der begnadete Trompeter auf „Tutu“ viele seiner ehemaligen Jazz-, aber auch nach „Bitches Brew“ Prog-Anhänger vor den Kopf stieß. Am Ende jedenfalls gilt: zum Glück wurde auch dieser kleine Schatz, der wahrlich kein musikalisches Katzengold ist, nach 34 Jahren gehoben.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (16:29):
- Rubberband Of Life (feat. Ledisi) (5:43)
- This Is It (4:36)
- Paradise (feat. Medina Johnsons) (6:10)
- Seite B (17:57):
- So Emotional (feat. Lalah Hathaway) (5:18)
- Give It Up (6:28)
- Maze (6:11)
- Seite C (13:48):
- Carnival Time (4:24)
- I Love What We Make Together (feat. Randy Hall) (5:05)
- See I See (4:19)
- Seite D (15:35)
- Echoes In Time (9:25)
- Rubberband (6:10)
- Rubberband (2019)
- Birth Of The Cool (2020)
- The Bootleg Series, Vol.7 – That's What Happened 1982-1985 (2022)
- Original Jazz Classics: Workin' with the Miles Davis Quintet (2023)
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