Partner
Services
Statistiken
Wir
Lucas Uecker: Unterm Teppich (Review)
Artist: | Lucas Uecker |
|
Album: | Unterm Teppich |
|
Medium: | CD/Download | |
Stil: | Folk, Liedermacher |
|
Label: | Eigenvertrieb | |
Spieldauer: | 37:24 | |
Erschienen: | 10.04.2019 | |
Website: | [Link] |
Er kehrt nichts, aber auch gar nichts unter den Teppich – der Gitarrist und schwer beeindruckende Sänger von LIEDFETT auf seinem Solo-Debüt „Unterm Teppich“. Wer allerdings zu den Zeitgenossen gehört, die ihren Scheiß immer wieder darunter kehren, der sollte am besten genau beim fünften Song „Am Arsch“ hinhören, denn das erwartet auch ihn: „Ich bin am Arsch / Ich bin am Ende / habe die Ausfahrt längst verpasst / alles ein riesengroßer Spaß“.
Uecker jedenfalls schaut zielgerichtet unter jeden Teppich, um mit seinen Liedern den Dreck wieder hervorzuholen und Staub aufzuwirbeln, um den Unter-den-Teppichkehrern nichts durchgehen zu lassen oder wie er es in „Seiltänzer“ deutlich im besten Stil der liedermachenden Ostrocker KEIMZEIT zum Ausdruck bringt: „Mal wieder tanzen gehen / Gegen das scheiß System...“
„Unterm Teppich“ nimmt uns mit auf eine Reise durch die ueckerschen Kopfwelten, die nicht nach oberflächlichem Glitzern und der Welt der Schönen und Reichen oder Pauschaltouristen klingen, sondern nach denjenigen, denen Ärzte ohne Grenzen und Brot für die Welt noch was bedeuten, die ein wenig von dem zurückgeben wollen, was ihnen das Glück am rechten Ort zur rechten Zeit geboren zu werden, geschenkt hat. Sie sind „Am Arsch“ der Welt und irgendwie im Arsch, weil sie diesen ganzen Wohlstandsmüll-Scheiß nicht mitmachen, nicht an ihrer bröckelnden „Fassade“ rumwerkeln, um wen darzustellen, der sie gar nicht sind. Am Ende steht eben fest: „Es bröckelt die Fassade / Es war alles nur Reklame / Sieh mich nicht an“.
Dabei marschieren die Aufrechten, sich nicht hinter Fassaden Versteckenden nicht über eine Nobelmeile, sondern bei gleißender Sonne durch den Dreck der Wüste – ganz ähnlich wie LUCAS UECKER, wie man in dem 20seitigen Booklet mit allen Texten und vielen Fotos sehen kann – auf der Suche nach einer Oase. Und diese finden sie. Aber nicht „Unterm Teppich“, sondern am Horizont, doch wie weit der Weg bis dorthin ist, können sie nur schwer abschätzen. Einen musikalischen Kompass dazu aber hält LUCAS UECKER mit seinem Solo-Debüt in der Hand. Folkiges Liedermachertum mit gefühlvollem Gesang, ebenso gefühlvollen, aber auch provokanten Texten und Musik, die nach weiter Ferne, aber keinesfalls kleinbürgerlichem Wohlstandsidyll klingt: „Echt nicht, denn ich leb‘ Unterm Teppich...“
Melancholie ist dabei genauso wichtig wie Zuversicht und Ironie. Selbstzweifel, die einen überfallen, aber in Zwischenmenschlichkeit aufgelöst werden. Das ELEMENT OF CRIME trifft auf einen, der wie TOM WAITS in der Bar versackt und dem Tod von JOHNNY CASH nachtrauert, aber trotzdem seinen Blick optimistisch gen Himmel wendet und mit einem verschmitzten Lächeln denkt: „Wir sehen und hören uns irgendwann wieder!“
Erst mal aber, hören wir „Unterm Teppich“ von LUCAS UECKER wieder...
...und wieder …und wieder ...und wieder!
FAZIT: „Die Lieder von LUCAS UECKER sind eine verwitterte Holzkapelle in den Weiten der Prärie: Da sind viele Geschichten drin“, heißt es in der Beschreibung zum Debüt-Solo-Album des singenden LIEDFETT-Gitarristen, der auf „Unterm Teppich“ mit Americana-ähnlichem Folk und deutschen Texten zwischen Ironie und Tiefe durchaus überzeugen kann. Nichts zum Beten zwar, auch zum Anbeten reicht‘s noch nicht ganz – beachtlich aber ist es allemal, in dieser extrem mainstreamverwässerten deutschen Rock-Pop-Landschaft mit Lucas klangvoll unter den Teppich und hinter die Fassaden zu schauen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Der Grund
- Seiltänzer
- Rettungsboot
- Fassade
- Am Arsch
- Unterm Teppich
- Vernünftig
- Zucker
- Vor meinem Fenster
- Platte
- Bass - Victor Flowers
- Gesang - Lucas Uecker
- Gitarre - Lucas Uecker, Kay Petersen
- Schlagzeug - John Winston Berta
- Unterm Teppich (2019) - 11/15 Punkten
-
keine Interviews