Partner
Services
Statistiken
Wir
John Southworth: Miracle In The Night (Review)
Artist: | John Southworth |
|
Album: | Miracle In The Night |
|
Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Melancholischer Folk, trauriger Americana, bewegender Singer/Songwriter |
|
Label: | Tin Angel / Indigo | |
Spieldauer: | 39:13 | |
Erschienen: | 26.04.2019 | |
Website: | [Link] |
Dunkelheit! Nacht! Viel Schwarz und etwas Weiß! Und auf dem Cover ein Schwarz-Weiß-Bild einer (wahrscheinlich) Beerdigungszeremonie inmitten der Natur. Das also ist das Wunder der Nacht! Ein Wunder, zu dem der britisch-kanadische Singer/Songwriter JOHN SOUTHWORTH mit „Miracle In The Night“ seine tiefschwarzen, bedrückenden und zugleich unglaublich bewegenden sowie faszinierenden Songs und Piano-Balladen erklingen lässt.
Ruhig, aber nicht besinnlich, schwarz-weiß, aber nicht eintönig – wer sich auf „Miracle Of The Night“ einlässt, der sollte zugleich ein einsamer Romantiker sein. Denn die Romantik lebt von dem Rückzug in die Natur und den Nachtstunden. Genauso wie „Miracle Of The Night“. Es ist ein romantisches und ein trauriges Album geworden. Und traurig musste es auch werden, denn unübersehbar prangt auf ihm die Widmung für einen begnadeten Jazz-Musiker, der nie die Anerkennung und öffentliche Aufmerksamkeit erhielt, die er verdient hätte, und in Armut, sogar Obdachlosigkeit, dem Wahnsinn verfiel „In Memory Of Justin Haynes (1973 – 2019)“. Und... Er spielte auch auf diesem Album, wohl zum letzten Mal in seinem Leben, Gitarre. Unvergessen auch seine maßgebliche Mitwirkung bei LITTLE ANNIE, deren Album „Trace“ uns ebenfalls begeisterte.
Die Musik von JOHN SOUTHWORTH verbreitet eine Atmosphäre und Melancholie wie man sie so besonders von den lebenden oder bereits verstorbenen ganz Großen der Szene kennt – TIM und JEFF BUCKLEY, LEONARD COHEN, RANDY NEWMAN oder BON IVER, WILLIAM FITZSIMMONS und BEN WALKER. Selbst ANTONY & THE JOHNSONS und RON SEXSMITH kommen einem wieder und wieder in den Sinn. Allesamt Musiker, die einen oftmals schon mit dem ersten Ton gefangennehmen. Genauso wie der britisch-kanadische Songwriter mit der zerbrechlich wirkenden, charismatischen Stimme, die man, kaum gehört, nicht mehr vergisst. Nur so konnte auch sein 2014er-Doppel-Album „Niagara“ das kleine Wunder erreichen, vom Rolling Stone zum „Album des Jahres“ gekürt zu werden.
Nun also ein weiteres musikalisches Wunder von JOHN SOUTHWORTH, das „Wunder der Nacht“, das den Klang dieser Tageszeit zur Vollendung bringt und zugleich ein „In Memoriam“-Album für einen Musiker geworden ist, dem all seine Schicksalsschläge, die Obdachlosigkeit und die Schübe des Wahnsinns zum Verhängnis wurden, wobei ihn am Ende auch sein begnadetes Talent als Jazz-Gitarrist sowie -Pianist nicht mehr retten konnte.
Jeder Song ist ein kleiner Schmerz, den man erträgt, wenn man jemanden verliert oder seine Zerstörung verfolgt – wir leiden mit den besungenen Protagonisten und die Musik ist eine geschickte Aneinanderreihung von Hymnen der Trauer.
„No Inner Mission“ wird so mit seiner ersten Strophe zum Leitbild des Albums: „No inner mission / Where I live / No song of praise / Or thanks to give“. Parallel dazu das Gefühl nicht dazuzugehören mit seinen traurigen, ruhigen Gedanken in einer schnelllebigen Zeit und mit den Songs, die genau und nur diese Gedanken in Klänge wie aus schwarzem Teer gießen.
JOHN SOUTHWORTH jedenfalls hat einen klaren Standpunkt zu der Zeit und der Welt, in der wie leben: „Diese Welt abseits unserer super hochgehypten Internetwelt interessiert mich. Dort ist noch die reine Reflexion möglich.“ Und so reflektiert Southworths Musik alle Momente der inneren Einkehr, der Trauer, der Einsamkeit und der seelischen Qual und hält uns einen Spiegel vors Gesicht, in den wir Self-Made-Mans-And-Girls nicht blicken wollen, da wir darin unsere dunklen und verletzlichen Seiten statt der erfolgsverwöhnten Fassade sehen.
Ein Album, dem man sich mit Haut und Haar und Ohren und Geist hingeben muss!
Oder doch besser weiterhin seine „Spieglein, Spieglein an der Wand“-Vision aufrecht erhalten?
Die Wahl liegt bei uns – und wenn die Entscheidung auf „Miracle In The Night“ von JOHN SOUTHWORTH fällt, dann haben wir alles richtig gemacht. Auch wenn dabei viele Fassaden bröckeln werden.
FAZIT: Hört man das tief bewegende und traurige „Miracle In The Night“-Album des britisch-kanadischen Singer/Songwriters JOHN SOUTHWORTH, der durch seine charismatische Stimme und dunkle Stimmungen besticht, dann wird einem ganz schnell klar, warum sein 2014er-„Wasserfall“-Album „Niagara“ vom Rolling Stone zum „Album des Jahres“ ausgerufen wurde.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (19:43):
- Adopt A Highway (2:48)
- The Luddite (5:43)
- Pure Song Of The Children (2:51)
- No Inner Mission (3:17)
- Miracle In The Night (4:04)
- Seite B (19:30):
- Red Velvet Curtains (4:04)
- Obscurantism (3:04)
- Half Way Up The Mountain (2:38)
- Nocturnal Mailman (2:41)
- I Loved My Girl (4:07)
- Just Before Dawn (2:56)
- Bass - Andrew Downing
- Gesang - John Southworth
- Gitarre - Justin Haynes, John Southworth
- Keys - Craig Harley, John Southworth
- Schlagzeug - Jean Martin
- Small Town Water Tower (2016) - 12/15 Punkten
- Miracle In The Night (2019) - 12/15 Punkten
- When You're This, This Is Love (2023) - 10/15 Punkten
-
keine Interviews