Die Unbekümmertheit, mit der ELANE seit jeher zwischen einigen Stühlen ihren "Fantasy Folk" zelebrieren und sich um Szenen und Moden nicht scheren, kommt ihnen bei ihrem sechsten Album hörbar zugute. "Legends Of Andor" wird bereits auf dem Cover als Soundtrack für das Table Top Game ausgewiesen, dient sich also unumwunden als Hintergrundmusik an, doch der Phantasie der Hörenden setzt das natürlich keine Grenzen - im Gegenteil: ELANE laden zwanglos zum Mitspielen ein, zu Kreativität, oder auch einfach "nur" zum Tagträumen, was ja wiederum bekanntermaßen ein Weg für mehr Gelassenheit, gute Laune und neue Ideen darstellen kann.

Die Musik tönt anfangs zart bis seicht und wird nicht gleich jeden Fan von Skaldirs jüngst durchstartender Epic-Metal-Band Ash of Ashes abholen, sondern eher im Auenland als in Mordor punkten. Der "Drinking Song" klingt zum Beispiel in etwa so, als würde sich Enya im Sonnenschein dem Dungeon Synth zuwenden, und überhaupt begleitet Sängerin Joran ELANE die stimmungsvollen Lieder eher zurückhaltend und verzichtet fast durchgängig auf Songtexte. Insofern handelt es sich also ausdrücklich nicht um eine im weiteren Sinne "herkömmliche" ELANE-Veröffentlichung mit zuweilen dramatischer Dynamik, sondern wirklich um einen Liederreigen, der mit oft daunenweichen - einmal mehr von Skaldir dem Anlass entsprechend klasse produzierten - Klängen nicht für sich alleine stehen soll. Wie die Band an anderer Stelle erklärt, möchte sie den Spielfluss unterstützen und nicht davon ablenken. Ahnungsvolle Anleihen von Loreena McKennitt schimmern dabei ebenso durch wie Zauberhaftes von Die Verbannten Kinder Evas oder luftige Traumtänzereien von Dornenreich. Dass sich aus alledem noch einiges mehr, und durchaus auch Dramatischeres entwickeln ließe, deutet das von Nico Steckelberg komponierte Orchester-Stück "Borghorn" an. Fantasy-Film-Produzenten dürfen bei der Band sicher gerne uneingeladen auf eine Tasse Tee vorbeischauen und wunderliche Zeichen an der grünen Eingangstür hinterlassen.
Übrigens: Mit "Legends Of Andor" beweisen ELANE nebenbei, dass eine "ganz normale" Jewel-Case-CD eine richtig schmucke Angelegenheit sein kann, denn die Gestaltung mit den Illustrationen von Michael Menzel ist prächtig geraten und liefert im sechsseitigen Einleger größtmögliche Einladungen, sich in phantastische Landschaften hineinzuträumen.

FAZIT: Angesichts der scheinbar engen Grenzen ihres selbst gewählten Genres, überraschen ELANE mit spielerischer Neuerfindung, die kaum einen alten Fan enttäuschen dürfte, gleichzeitig der eigenen Zielsetzung gerecht wird und sich als Soundtrack z.B. auch für Traumreisen andient.