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Milian Otto: Wahnwitz und Gelegenheit (Review)
Artist: | Milian Otto |
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Album: | Wahnwitz und Gelegenheit |
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Medium: | Download/CD | |
Stil: | Singer-Songwriter |
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Label: | Tap Water / Alive | |
Spieldauer: | 45:21 | |
Erschienen: | 03.08.2018 | |
Website: | - |
Liedermacher, nahezu ganz klassisch: Bühnenschauspieler MILIAN OTTO macht auch Musik und lebt darin seine Liebe zum gesprochenen bzw. gesungenen Wort aus, was sein Debütalbum zu einer nicht ungefährlichen Gratwanderung macht. Gerade wenn man sowohl Innerlichkeit hervorkehrt als auch Statements zum Zeitgeschehen abgibt, riskiert man, sich zum verzärtelten Hanswurst und/oder Klugscheißer zu machen.
Mit „Wahnwitz und Gelegenheit“ lässt sich der junge Mann allerdings weder das eine noch das andere zuschulden kommen. Dass das Dutzend Stücke lange gereift ist, merkt man sowohl der Musik selbst als auch den Texten an, für die der Künstler anscheinend jede Formulierung auf die Goldwaage legte. So entstanden wirklich poetische Lieder, teils erzählte Geschichten und teils Alltags-philosophische Abhandlung erfreulich unverkrampfter Art; nur ‚Trotz alledem‘ ist eine Bearbeitung eines Stücks aus dem 19. Jahrhundert von Ferdinand Freiligrath, das auch von Wolf Biermann oder Hannes Wader interpretiert wurde – womit klar sein dürfte, in welchem Geiste stehend sich der Protagonist wahrnimmt.
Gerade seine konsequent traditionelle Ausrichtung macht ihn zu einem beispiellosen Vertreter der Disziplin Singer-Songwriter, völlig ohne „Indie“ oder „Rock“ als beschreibende Präfixe, und deshalb noch wertvoller als ohnehin schon aufgrund der schieren Qualität der Umsetzung seiner Ideen.
FAZIT: Ausgestattet mit einer volltönenden, für ihn einnehmenden Stimme, ökonomisch arrangierter und dennoch nichts missen lassender Musik sowie Texten, die Rock-Poeten wie Rio Reiser in wenig nachstehen, ist MILIAN OTTO ein echter Gewinn für die deutsche Liedermacher-Szene, falls er persönlich keinen Anstoß an diesem häufig missbräuchlich verwendeten Begriff nimmt. "Wahnwitz und Gelegenheit" bietet schwerstens intellektuelle Kost, die sich in mundgerechten Songs serviert viel leichter verdauen lässt, als man bei oberflächlichem Schnuppern glauben mag.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Plädoyer
- Schattenseite
- Mich
- Tagtraum
- Leora
- Trauriges Lied
- Krux
- Sonnenwende
- Sperrgebiet
- Trotz alledem
- Nachtwache
- Der weiße Turm
- Wahnwitz und Gelegenheit (2018) - 12/15 Punkten
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