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Joel Harrison: Angel Band – Free Country Volume 3 (Review)

Artist:

Joel Harrison

Joel Harrison: Angel Band – Free Country Volume 3
Album:

Angel Band – Free Country Volume 3

Medium: CD
Stil:

Jazz-Country-Fusion

Label: HighNote Records
Spieldauer: 63:17
Erschienen: 07.09.2018
Website: [Link]

Angel Band – Free Country Volume 3“ ist nach „Free Country“ (2003) und „So Long 2nd Street“ (2004) das dritte Album JOEL HARRISONs, das sich erfolgreich an der Verquickung von Country und klassischer Appalachian Music – sprich Skiffle und Bluegrass – mit modernem Jazz und einem satten Schuss Rock versucht. Wobei man keine trunkenen Landpartien mit Waschbrett und gniedelndem Gesang zu erwarten braucht, Harrison und seine durch die Bank hervorragenden Mitmusiker widmen sich eher der nachdenklichen, beseelten Seite der ländlichen Musik, die Schicksalsschläge, Armut, Sehnsucht, verzweifelte Liebe und Spiritualität zum Inhalt hat. Da springt dann schon mal ein mitreißender Gospel wie „Go Rest High On That Mountain“ (verfasst vom zwanzigfachen Grammy-Gewinner Vince Gill) raus, der die Seele nicht baumeln, sondern fliegen lässt.

Jazz und partiell Rock („Lost Indian“ ist ein feines Stück Funk meets Fusion) sind bestimmend, das traditionelle Liedgut wird bestens verarbeitet und integriert. Beginnt gleich mit dem Einstieg „America The Beautiful“, dessen patriotischer Gestus nicht gefeiert, sondern zerlegt wird. Das Stück besingt die Freiheit, indem es Strukturen gekonnt zersetzt. Johnny Cashs „Ring Of Fire“ wird zum verschleppten Bar-Jazz, lasziv und seelenvoll intoniert von Alecia Chakour, die sich zuvor im Umfeld der TEDESCHI TRUCKS BAND und Warren Haynes‘ betätigt hat. Chakour hinterlässt einen tiefen Eindruck, die anderen Vokalisten des Albums, u.a. der deutsche Sänger Theo Bleckmann, sind auf Augenhöhe.

Instrumental ist das Album ein purer Genuss. JOEL HARRISON gefällt als einfühlsamer Rhythmusgitarrist, der seinen Kollegen viel Raum und Freiheit lässt, brilliert aber auch im Vordergrund. Gelegentlich gesellt sich der formidable Nels Cline an der Gitarre hinzu, was für weitere Klangfacetten sorgt. Viel Einfluss haben verdientermaßen die Keyboarder Uri Caine, am akustischen und elektrischen Piano, und Jon Cowherd, der neben dem Klavier auch satte Orgelparts spielt, die der Musik einen Touch von Van Morrison verleihen (letzteres gilt auch für den ausdrucksvollen Alt-Saxophonisten David Binney). Glanzpunkte setzen des Weiteren die Violinisten Darol Anger und Christian Howes. Das hat mit Scheunengefiedel nichts zu tun, sondern ist pointiert und verweist von Country-Swing bis hin zu furiosem Jazz-Rock. Stellvertretendes Lob für die gesamte Band, die durchweg homogen funktioniert.

Das Songmaterial überzeugt ebenfalls, die Interpretationen der Traditionals und Fremdkompositionen sind von eigenständigen Interpretationen geprägt, zerlegen die Emotionalität des zugrundeliegenden Materials aber nicht zugunsten der Zurschaustellung eigener (wohlvorhandener) Fertigkeiten. JOEL HARRISONs einziger selbstverfasster Song „900 Miles“ ist gleichzeitig ein Höhepunkt des Albums. Ein tieftrauriger Zeitlupenblues, der sich nahtlos ins Programm einreiht und lange nachhallt.

FAZIT: JOEL HARRISONs Amalgam aus (traditioneller) ländlicher Musik und modernem Jazz ist ein Höhepunkt des auslaufenden Jahres. Ein höchst atmosphärisches, stilsicher und mit großer Offenheit umgesetztes Konglomerat.
Angel Band – Free Country Volume 3“ gehört ganz weit nach vorne zu meinen Tops dieses Jahres.

Jochen König (Info) (Review 3391x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
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Tracklist:
  • America The Beautiful (feat David Binney)
  • Jerusalem Ridge (feat David Binney)
  • Ring Of Fire (feat David Binney)
  • 900 Miles (feat David Binney)
  • We Shall Rise (feat David Binney)
  • Angel Band (feat David Binney)
  • My Epitaph
  • Osage Stomp (feat David Binney)
  • Wichita Lineman (feat David Binney)
  • Go Rest High On That Mountain
  • Lost Indian (feat David Binney)
  • Blue Eyes Cryin' In The Rain (feat David Binney)

Besetzung:

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