Partner
Services
Statistiken
Wir
Dobbeltgjenger: Limbohead (Review)
Artist: | Dobbeltgjenger |
|
Album: | Limbohead |
|
Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | "Futuristic Retro-Rock" |
|
Label: | Karisma Records | |
Spieldauer: | 30:20 | |
Erschienen: | 02.03.2018 | |
Website: | [Link] |
DOBBELTGJENGER: Das klingt ja fast wie… aber irgendwie auch ganz schräg…
Und was für den Namen gilt, gilt (voilà: Transition!) auch für die Musik dieser norwegischen Band, deren Musiker aus Kapellen wie MAJOR PARKINSON oder 9 GRADER NORD kommen. „Limbohead“ ist das erste Album von DOBBELTGJENGER, die ihren Stil als „futuristischen Retrorock“ bezeichnen und sich auf QUEENS OF THE STONE AGE, TALKING HEADS und LED ZEPPELIN zugleich berufen.
Was diese Eigenbeschreibung schon andeutet: DOBBELTGJENGERs Herangehensweise an ihre Musik ist nicht vom tiefsten, heiligen Ernst durchzogen. Dies äußert sich schon im ersten Song „Tin Foil Hat“ mit Deutlichkeit. Hier bekommt man kantige, aber mit Leichtigkeit und Leichtherzigkeit aus dem Ärmel geschüttelte Riffs und Rhythmen um die Ohren geschnipst, dazu wird über Aliens und das FBI gesungen. Es ist dies ein netter Einstieg, aber in seiner Kürze kaum wirklich einzuordnen. Dieses Gefühl hat man im Übrigen mehr als einmal beim Genuss dieser Platte: Nur zwei Songs knacken knapp die 5-Minuten-Grenze, die Mehrheit kaum die der drei Minuten. So haben sich die Doppelgänger die schwere Pflicht auferlegt, stets in kürzester Zeit auf einen markanten Punkt zu kommen, um in der halben Stunde Spielzeit einen ordentlichen Eindruck hinterlassen zu können.
Und die ersten beiden Songs („Calling Tokyo“ bleibt recht verwischt) lassen durchaus die Befürchtung aufkeimen, dass die Band diesem Anspruch nicht gewachsen ist, ehe sie mit „Like Monroe“ das Gegenteil zu beweisen beginnt. Der Song, der ebensogut „Like Homme“ heißen könnte, bietet nicht nur die cleanen, trippigen Riffs für die die QUUENS bekannt sind, sondern obendrein eine feine Hook, die in ein viel individuelleres Horn bläst. Nachdem auch dieser Song an Kompaktheit kaum zu überbieten war, kann man mit dem akustischen „Locking My Doors“ endlich ein wenig zu Atem kommen, schöne, interessante Akkordfolgen und Melodien machen den Aufenthalt hinter den geschlossenen Türen sehr aushaltbar.
Mit dem folgenden „Swing“ werfen die Norweger aber jede Relaxtheit wieder hochkant über Bord und bombardieren die Ohren mit schwitzigen stacheligen Riffs, die jedoch, unter einer röhrenden Hook gebündelt, ein durchaus sinniges Gesamtbild ergeben – etwas, was man vom ebenfalls kurzen und aufgeregten „Keep `em Coming“ nicht behaupten kann – ob man sich bei derart gedrängter Spielzeit einen so ergebnislosen und repetitiven Song erlauben sollte, ist fraglich.
Aber es gibt ja auch noch „In Limbo“. Das hat mit RADIOHEAD nicht allzu viel zu tun, außer vielleicht textlich: „Everybody is the same / Their faces all seem to fade“, heißt es da, während sich das Stück lange Zeit lässt, in ruhigem, aber tiefem, dunklem Wasser umher zu schwimmen, ehe sich DOBBELTGJENGER zum großen Gestus aufraffen und noch ein seelenvolles Instrumentalfeuerwerk hinterherschieben.
„Radio“ schreckt vor Dissonanzen nicht zurück, birst aus allen Nähten, dennoch lässt die Band den Zug nicht entgleisen, hält sich mit einer Hand fest an dem Gerüst, auf dem auch ein „I Think I Lost My Headache“ herumturnt: Ja, der Einfluss, den Homme und Gefährten auf DOBBELTGJENGER ausgeübt haben, ist immer wieder spürbar, sowohl, im Hinblick auf Songstrukturen, als auch im Hinblick auf das angesprochene leicht großpupillige Feeling, das die Band des öfteren hervorruft.
Letzteres bekommt man insbesondere beim Closer „Mangrove“, der sich zunächst mit ungewohnten Harmonien leicht jazzig gibt, ehe sich die Dinge in den bekannten Kakteenriffs konkretisieren. Songs dieser Sorte, die sich die nötige Zeit nehmen, um sich zu artikulieren, um einsinken zu können, und um sich zu entwickeln, hätte es mehr geben können auf „Limbohead“
FAZIT: Eine spannende, quirlige, manchmal anstrengende Platte, die bisweilen den Anschein erweckt, mehr in petto zu haben, als letztlich verwirklicht wurde. Alles in allem aber interessanter Nonkonformismus-Rock, der den Kopf und, so diese genug Beweglichkeit mitbringen, auch die Beine trefflich füttert.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr