Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Cynthia Nickschas: Egoschwein (Review)

Artist:

Cynthia Nickschas

Cynthia Nickschas: Egoschwein
Album:

Egoschwein

Medium: CD
Stil:

Deutschsprachiger Folk, Rock, Blues, Jazz

Label: Kick The Flame/Brokensilence
Spieldauer: 56:05
Erschienen: 25.05.2018
Website: [Link]

Es gibt richtig gute Nachrichten von CYNTHIA NICKSCHAS!
Zumindest aus musikalischer Sicht, denn sie hat sich tatsächlich emanzipiert, ist nicht nur textlich und stimmlich um Längen reifer geworden und klingt auf ihrem neuen Album nicht mehr nach dem kleinen Anhängsel eines KONSTANTIN WECKER, in dessen Verlag Sturm & Klang sie ihr erstes, schrecklich unausgegorenes, noch so pubertär klingendes Album „Kopfregal“ veröffentlichte und bei dessen Konzerten sie immer wieder mit auftrat. Der große Herr und Meister mit der kleinen, auf frech getrimmten Liedermacherin – das engt unweigerlich ein, auch wenn es Aufmerksamkeit bringt. Eigenständigkeit aber und den Mut seine eigenes Ding durchzuziehen blieben dabei auf der Strecke.

Doch nun zu Egoschwein, bei dem der Titel schon ankündigt, wohin sich CYNTHIA NICKSCHAS bewegt: „Und wenn ihr nicht mitgeht, mach ich‘s allein! / Sorry, Leute, da bin ich ein Egoschwein! / Manchmal muss man sich selbst der Nächste sein, / Sonst fällt es schwer dem Herzen treu zu bleiben...“
Ihr Ego, ihr Können, diese Stimme, mit der sie auf „Alles gleich Mensch“ sogar mal eine Trompete intoniert, und eine Band, die es absolut draufhat, noch dazu mit Violine und Saxophon den mitunter sehr provokanten Texten mal eine gehörige Prise Folk, gar etwas Klezmer und noch dazu Bar-Jazz einhaucht, dass es eine wahre Freude ist der singenden Gitarristin, die plötzlich so eine leicht verr(a)uchte, echt sexy wirkende (Bitte nicht falsch verstehen und auf den üblen Kritiker-Sexisten eindrischen, der unter „sexy“ eben erotisch und anziehend – aber nichts Abwertendes – versteht!), leidenschaftliche Stimme besitzt, zuzuhören.

Frechheit siegt mitunter auf „Egoschwein“, „In Reihe bleiben“ gilt nicht für Cynthia, die dann sogar nach einer NINA HAGEN klingen kann oder rein stimmlich einer PE WERNER, aber nicht nach deren Bauchkribbeln („Krieg kalte Füße / Bei dem Kribbeln im Bauch...“), das wäre für die Nickschas nunmehr offensichtlich zu banal, denn für sie zählt der Anspruch an ihre Musik und Texte, die mehr als ein „Ich liebe dich“ oder banal daherkommende „Ich bin dagegen“-Kritiken verbreiten. Genau das macht sie gleich auf dem ersten Song des Albums, „Musik“, unmissverständlich klar: „Musik ist meine Ruhe und Zuflucht! / Ob ich wirklich weiß, was ich da tu, / Ist mir egal, ich krieg‘ nicht genug!“

Sie ist einfach nicht wiederzuerkennen, weil sie so unglaublich gereift, aber trotzdem rotzfrech klingt, kein Blatt vor den Mund nimmt, damit diejenigen, die ein kleinbürgerliches Brett vorm Kopf haben, so lange ihr Fett wegbekommen, bis es herunterrutscht: „Wenn‘s dir richtig scheiße geht, / Guck‘ mal nach dem Licht. / Denn wenn du dich gar nicht bewegst, / Dann findet es dich nicht! / Und egal, wie viel Geld es regnet, / Wachsen wirst du davon nicht!“ („Es läuft...“)

CYNTHIA NICKSCHAS ist nicht mehr das kleine Liedermacher-Häschen von Weckers Gnaden, sondern ab sofort das, was bereits das Cover-Bild auf ihrer zweiten CD ankündigt: eine gestandene Rock-, Folk-, Blues-, Jazz-Musikerin, die mit ihren großartigen Liedermacher-Texten sowie der großartigen Band, die ihr den Rücken freihält und sie zugleich vorantreibt, einem WOLF MAAHN oder ACHIM REICHEL, aber auch NINA HAGEN, ULLA MEINECKE oder INA DETER deutlich näher steht als all den Weckers, Waders oder Meys.

FAZIT: CYNTHIA NICKSCHAS vollzieht auf ihrem zweiten Album einen grandiosen Wandel, indem sie sich aus dem engen Gerüst des Liedermacher-Daseins befreit, sich dem Rock, Folk, Blues und Jazz samt Saxophon und Violine zuwendet, sogar noch deutlich bessere Texte als zuvor schreibt und mit „Egoschwein“ ein Album veröffentlicht, das in seiner sprachlich-frechen Ungezwungenheit und musikalischen Qualität seinesgleichen sucht.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5348x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Musik
  • Irgendwie geil
  • Reise ins Blau
  • Eigentlich
  • Jamsessions
  • Wind
  • In Reihe bleiben
  • Egoschwein
  • Träume
  • Alles gleich Mensch
  • Zu viel
  • Es läuft..
  • Nein!

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Reinhard Nickschas
gepostet am: 31.08.2018

User-Wertung:
15 Punkte

Wow, das ist ein starker Bericht, dankeschön!Er gleicht meiner Sichtweise. Ich bin froh und glücklich, dass Cynthia diesen Sprung geschafft hat und das mit unermüdlichem Einsatz und Durchhaltevermögen. Der gute alte Herr Wecker, hatte sie nicht aus der Gosse geholt, wie er behauptete. Nein Cynthia ist sehr talentiert und hatte schon immer einen festen Willen und wie man sieht bestätigt es der Erfolg, den sie hat. Mit Wecker an der Seite konnte sie ihr Ding zu wenig entwickeln, sie möchte ihr eigener Chef sein. Cynthia zu hören und zu sehen, macht Spaß und nachdenklich zugleich.
Sie lebt ihre Texte und ich weiß, wie schwer es unsere Familie manchmal hatte. Der Ausgleich war das Musikmachen. Schon früh saß sie auf der Klavierbank und übte mit 3 Jahren kleine Mozartstücke.Sie hätte durchaus auch eine gute Pianistin werden können. Da ich ständig mit Bandprojekten arbeitete, wo Proben teilweise im Wohnzimmer abliefen,war auch die Neugier auf Blues und Rock da. Nebenher spielte ich nichtsdestotrotz meine geliebten Mey- und Wadersongs. Zeit für Fernsehen war nicht, so wurde viel selber gemacht und an schwerwiegende Verbote kann ich mich nicht erinnern. Der Drang nach Freiheit und Selbstbestimmung war und ist wohl der Motor für Cynthias Schaffenskraft aber auch die Sucht der Bühne!Da geht sie dann voll auf und hat die Herzen meist auf ihrer Seite. Die Musikrichtung gibt es in der Form, meiner Meinung nicht. Eine ganz besondere Mischung, so auch wie die Musiker. Es lohnt sich die Konzerte der Rasselbande zu besuchen. Die neue CD ist auch wärmstens zu empfehlen, ein Soundgenuss!Mit besten Grüssen an Euer Team
Reini
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wieviele Tage hat eine Woche?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!