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Klabautamann: Smaragd (Review)

Artist:

Klabautamann

Klabautamann: Smaragd
Album:

Smaragd

Medium: CD/Download
Stil:

Experimental/Progressive/Avantgarde Black Metal

Label: Zeitgeister
Spieldauer: 53:55
Erschienen: 06.06.2017
Website: [Link]

Vom Merkur zum Saturn: Mit dem aktuellen Longplayer "Smaragd" besinnt sich das Duo Steffens/Toyka auf einen Stil, den es mit dem vorletzten KLABAUTAMANN-Album "Merkur" zu einem recht Perfektions-nahen Zustand gebracht hat - Black Metal, vielfach aufgebohrt und aufgebrochen, durchsetzt, durchwirkt, umschlungen von leisen, progressiven, folkigen, gar jazzigen Tönen. Nachdem "The Old Chamber" eine back-to-the-roots-gerichtete Abwendung von derartigen Eskapaden darstellte und im traditionsbewussten schwarzmetallischen Gewand der Macht des Riffs huldigte, ist der KLABAUTAMANN nun also mit einem langen Katalog an Gastmusikern erneut ins verheißungsvoll schimmernde, bodenlose Wasser gesprungen, auch die deutsche Sprache hat (in erwähntem "Saturn") wieder Einzug in die Lyrics gehalten.

Das Hörerlebnis von "Smaragd" fühlt sich, um bei der Metapher zu bleiben, in etwa so an: Man treibt (vielleicht orientierungslos und leicht verunsichert) auf einer stillen, weiten Wasseroberfläche, da wird man plötzlich gepackt und grausam schnell in Marianengraben-hafte Tiefen hinab gezogen, wo man von unsäglichen Monstern über unterseeischen Vulkanen gegart wird, um deren transsylvanischen Hunger zu stillen! Aber schon bald geleiten ätherisch lächelnde Meerjungfrauen (oder -männer, wenn's beliebt) den Hörer hinauf an die Oberfläche, zwar bisweilen nicht mal lange genug, um wieder auf eine halbwegs gesunde Pulsfrequenz zu kommen, aber möglicherweise reicht die Verschnaufpause, um einen anerkennenden Gedanken an die, vor allem in den Höhen, höchst hochauflösende Produktion zu verschwenden, die zeigt, dass hier beileibe nichts versteckt werden muss, sondern vielmehr eine unwahrscheinliche Vielfalt an Details gehört werden will und wird. Das liegt nicht nur an den verschiedenen Gastmusikern - neben Posaunist und Hammond-Organist gibt sich Anna Murphy (Eluveitie) die Ehre an der Drehorgel und am Mikrophon - sondern auch und vor allem an der großartigen Gitarrenarbeit: Selbst rasend wilde Black Metal-Eruptionen sind äußerst fein herausgearbeitet, von den intimeren, leiseren Passagen ganz zu schweigen.

Eine sicherlich ertragreiche Entscheidung war es, die im unteren Register keifenden Growls von Tim Steffens immer wieder um den (zweistimmigen) Klargesang von Ingo Kerstjens und Chester Gerritse zu ergänzen. Gleich im ouvertürenhaften Eröffnungsreigen "Into Depression" sorgt der unerwartete, getragen und im Wechselspiel mit den Growls über flirrendes Hochgeschwindigkeits-Gebolze gelegte Gesang für einen der denkwürdigsten Momente des Albums.

Dass es hier um wesentlich mehr geht, als nur um lässige Interludes zwischen der "echten" Mucke, die sich an ihrer Mattenschwing-Tauglichkeit bemisst, beweisen spätestens diejenigen Stücke, die völlig eigenständig und nicht-metallisch zwischen ihren Janus-gesichtigen Brüdern stehen: So folgt auf das relativ straight forward zwischen "Blackwater Park"-OPETH und DRUDKH schaukelnde "My Terrifying Mirror" "In My Shadow": Hier steht vielmehr introvertiertes Kammer-Proggen à la STEVEN WILSON auf dem Speiseplan - besonders gefällig: Die ausgesuchten Vokal-Arrangements.
Ebenfalls auf leisere Töne beschränkt bleibt "As The Snow Melted": Hier geht es verträumt und durchaus leichtfüßig-tänzerisch zu.

Auf den geschmolzenen Schnee folgen "The Murderers" und mit ihnen ein Höhepunkt der Scheibe. Ausgehend von gemütlichen, auf breitschultrigen Riffs gelagerten Growls entwickelt sich über Höhen und Tiefen und den effektvollen Einsatz von Klargesang und Posaune eine triumphale Black Metal-Epik, wie sie im Buche steht (in das auch ein Ivar Bjørnson den ein oder anderen Blick geworfen haben dürfte).

Was man KLABAUTAMANN vorhalten kann: Zwar wirkt das Album von vorne bis hinten und bis ins kleinste Detail durchdacht und äußerst gekonnt umgesetzt, in der Gesamtschau ergeben die vielen harten Kontraste aber beinahe das Gegenteil: Eine verwaschene Erinnerung, die das Album mehr oder weniger zu reiner Kopfmusik werden lässt, die bewusst erarbeitet und erinnert werden muss. Das rohe, unzähmbare Element des Black Metal kann sich in dem oft nur kurzen Aufflackern, das ihm gewährt wird, nicht zur Gänze entfalten, andererseits hat man es schwer, sich wirklich auf die leiseren, lichteren Momente einzulassen, wenn sie derart von bedrohlichen dunklen Wänden eingehegt sind.

Und eben dies trifft auf den highlightiösen Titelsong nicht zu: Nicht nur bleibt einem der Mund, der gerade Worte wie, "laut, leise, jaja, kennt man schon..." formen wollte, offen stehen, ob all der unabsehbaren Einfälle, die das Duo in das bekannte Auf und Nieder verwoben hat, sondern noch viel mehr, ob des rauschenden Finales, das den Hörer mit dramatisch-entfesselten Riffs, nachdrücklichen Growls und gepfefferten Blastbeats eben nicht in den Kopf, sondern zielsicher in den Bauch tritt.
Hiervon kann man sich während des auf kleiner Flamme köchelnden Epilogs "Frozen in Time" erholen, dem Anna Murphy ihre zauberhafte Stimme leiht.

FAZIT: Spannend, aber schwierig, facettenreich und faszinierend, aber vielleicht zu verkopft - Freunde von Musik, die schon weit jenseits des schwarzmetallischen Tellerrands operiert, sollten hier hinhören, sich Gedanken machen und, so gut es geht, genießen.

Tobias Jehle (Info) (Review 4125x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Into Depression
  • My Terrifying Mirror
  • In My Shadow
  • Under Feral Skies
  • As the Snow Melted
  • The Murderers
  • Enemies' Blood
  • Saturn
  • Smaragd
  • Frozen in Time

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
Kommentare
LisaHic
gepostet am: 21.04.2022

User-Wertung:
9 Punkte

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MaryHic
gepostet am: 25.05.2022

User-Wertung:
7 Punkte

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