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Ethmebb: La quête du Saint Grind (Review)
Artist: | Ethmebb |
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Album: | La quête du Saint Grind |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | „Epileptic Power Death Progressive Black Doom for children“ |
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Label: | Doweet Agency | |
Spieldauer: | 59:58 | |
Erschienen: | 13.01.2017 | |
Website: | [Link] |
Um diese Band und ihr Debüt-Album ist soviel Gimmickhaftes aufgetürmt, dass man die Musik darüber fast vergessen könnte:
Die vier Franzosen, die ihre Musik als „Epileptic Power Death Progressive Black Doom for children“ labeln, veröffentlichen Lyric Videos ohne Lyrics, directed by Steven Splifberg und Michael eBay, treten gern mal in Affenkostümen auf und vertonen mit ihrem Album eine verrückte Geschichte: Des tapf'ren Ritter Tahtors Suche nach dem heilige GRIND (?) (ja, so steht es geschrieben)! Leider sind die Texte dieser fulminanten Saga ausnahmslos auf Französisch überliefert, den Songtiteln nach zu urteilen, denen gemäß jemand namens „Orlango Blum“, Goblins, die „Pirates Of The Caribou“ und zuletzt Bruce Lee persönlich Stationen auf des Ritters Abenteuerfahrt darstellen, muss es sich aber um ein ganz exquisites Stück der Heldendichtung handeln. Achja, und laut Coverbild kommt auch noch ein mit Gabel und Salzstreuer bewaffneter Riesenkrake vor…
Um nun aber doch noch das ein oder andere Wort über die Musik fallen zu lassen:
ETHMEBB gelingt es auf die denkbar beste Weise, den ganzen halb-ironischen Irrsinn, den sie da angehäuft haben, musikalisch umzusetzen: So stopfen sie ihre Songs bis unters Dach voll mit den verrücktesten Einfällen, undurchsichtigen Songstrukturen und augenzwinkernder Epik.
Einen sehr prominenten Platz im Klangbild nimmt hierbei ein ganzes Orchester (aus der Dose) ein – mit dem cineastischen Instrumental-Einstieg „Tathor, l'Echalote de ses Morts“ wird der Kurs vorgegeben.
Dem gegenüber steht Gitarrenarbeit, die sich sowohl bei Death Metal-Schemata als auch bei progressiven Elementen bedient, jedoch insbesondere bei der Riff-Arbeit in besonderem Maße auf melodische Akkordfolgen bedacht ist, stets den passenden Lead oder ein singendes Solo bereithält und leider ab und zu ein wenig im Meer der Streicher und Fanfaren untergeht.
Mit den Vocals verhält es sich analog: Die vorherrschenden Growls bringen die (dringend benötigte) Wildheit und Rohheit des Death Metal in den Mix, folgen aber mehr oder weniger stark den Melodielinien nach und fügen sich so bestmöglich ein. Immer wieder werden sie auch durch kurze Klargesangspassagen ergänzt und eher selten weiß auch ein passendes schwarzmetallisch angehauchtes Schreien zu gefallen .
Weil es kaum möglich oder lesenswert scheint, jeden der sechs (richtigen) Songs mit Erwähnung zu bedenken, greife ich mit dem Hinweis, dass auch der Rest keinesfalls enttäuschend ist, die beiden heraus, die mir am gelungensten/interessantesten/charakteristischsten scheinen:
„Orlango Blum“ bringt nach dem ein wenig direkter formulierten „Lost My Grind“ die Dramatik-Kanonen in Gefechtsstellung: Schnelles Riffing, vertrackte Leads und ein unechter Chor katapultieren das Ganze aus den Startlöchern, was folgt, ist ein vollgepacktes, hyperaktives Bündel, das sich immer wieder kurz aus sich selbst freischwimmen kann, zum Beispiel, wenn die Growls kurz von eingängigem Klargesang abgelöst werden. Mittig erfolgt ein Bruch, ausgehend von cleanem Gezupfe baut sich der Song erneut zu fulminanter Größe auf und schafft es dabei, den ein oder anderen Gänsehautmoment zu erzeugen.
Als zweite beispielhafte Großtat sei „Pirates Of The Caribou“ genannt: Was braucht man für einen Piraten-Song? Richtig, ein Schifferklavier. Und am besten noch Rum-geschwängerte Seeräuber-Gesänge… Und das Ganze dann im Wechsel- bzw. Zusammenspiel mit einer Mischung aus Filmmusik und Metal? Vielleicht ein bisschen kitschig, vielleicht ein bisschen over-the-top, aber irgendwie sehr packend.
Die hauptsächlichen Kritikpunkte beziehen sich wie angedeutet auf den Klang, einerseits wäre eine minimal stärkere Gewichtung der „echten“ Instrumente (Gitarren und Gesang) gegenüber dem zwar ordentlich klingenden, aber ein wenig zu prominentem Fake-Orchester wünschenswert gewesen, andererseits hat man immer wieder das Gefühl, die Musik wäre einem Normalisierungsfilter zum Opfer gefallen, der die Dynamikwechsel, die dem theatralischen und orchestralen Sound angemessen gewesen wären, ausbügelt und so sicher nicht zu einem natürlicheren Klangbild beiträgt.
Was man noch anmerken könnte, ist, dass ETHMEBB vielleicht ab und zu über das Ziel hinausschießen: So sind Songs wie „Pirates Of The Caribou“ streckenweise wegen der bewussten musikalischen Übertreibungen oder Absurditäten nur durch eine humorige Brille vollends genießbar. Wünschenswert wäre ein Gleichgewicht (das das Album über weite Strecken auch gefunden hat), in dem man das Stilmittel der ironischen oder spaßhaften Übertreibung hören kann, aber nicht muss, um das betreffende Lied genießen zu können.
FAZIT: ETHMEBB! „Epileptic Power Death Progressive Black Doom for children“ - bleibt Kinder, lasst euch verzaubern von dieser Wundertüte an orchestralem Was-auch-immer-Metal!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Tathor, l'Echalote de ses Morts
- Lost My Grind
- Orlango Blum
- GPS : Gobelin Par Satellite
- A la recherche de la découverte de la quête pour trouver le Saint Grind
- Pirates of the Caribou
- Bruce Lee mena l'Amour
- Bass - François Santenoff
- Gesang - Rémi Molette
- Gitarre - Rémi Molette, Victor Tunidjah
- Schlagzeug - Damien Baissile
- La quête du Saint Grind (2017) - 12/15 Punkten
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