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Gregor Meyle: Die Leichtigkeit des Seins (Review)
Artist: | Gregor Meyle |
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Album: | Die Leichtigkeit des Seins |
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Medium: | CD | |
Stil: | Deutscher Pop mit vielen Streichern |
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Label: | Meylemusic | |
Spieldauer: | 35:00 | |
Erschienen: | 11.11.2016 | |
Website: | [Link] |
Ein Album voller Pathos!
Ein Album von GREGOR MEYLE, das auch von ALEX DIEHL sein könnte, weil es jede Menge Ähnlichkeiten zu „Bretter meiner Welt“ aufweist!
Ein Album, das zwar „Die Leichtigkeit des Seins“ heißt und dessen Titel offensichtlich beim Kundera-Roman „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ geklaut wurde, aber trotzdem recht schwierig klingt, weil es zwischen schönen und schleimigen Streicher-Sätzen viel zu oft den schmalen Grat dazwischen nicht erkennt und sich mal glücklicherweise auf die anspruchsvollere Seite begibt, doch dummerweise auch öfters auf die Schwulst-Seite abrutscht und sogar RONDO VENEZIANO noch mit einem fetten Schmalztöpfchen im Streicher-Gepäck überholt.
Jeder Song auf „Die Leichtigkeit des Seins“ bewegt sich im 3-Minuten-Segment, vielleicht weil ein Vierminüter schon zu progressiv und radiountauglich wäre?
Ich weiß es nicht, aber auch die Strophe-Refrain-Strophe-Tralala-Gestaltung ist nicht wirklich eine Meisterleistung. Völlig vergessen erscheint das soul-funkige Vorgänger-Album, das wohl trotz Gold Award doch zu deutlich am Massengeschmack seiner Fans vorbeiging. Bei dem gestrichen-weichgespülten „Die Leichtigkeit des Seins“ besteht diese Gefahr jedenfalls nicht.
Und man glaubt Herrn Meyle sofort, wenn er zur Entstehungsgeschichte des Albums spricht: „Auf einer Reise im letzten Jahr hab‘ ich mir einen Traum erfüllt, war in der Südsee Kanufahren und dachte, schöner kann es nicht mehr werden. DAS ist Die Leichtigkeit des Seins. Ich wollte diesen Moment für immer festhalten und so ist der Song und auch der Titel für die neue Platte und die Tour entstanden.“
Ja, nach Kanufahren inmitten der Südsee klingt das Album tatsächlich. Nicht nach irgendwelchen Flüchtlingen, die auf gleichem Weg ihre Freiheit suchen, um dann abgefangen und zurückgeschickt zu werden – da klingt dann eine Zeile wie aus dem Titelsong fast zynisch: „Alle die noch voller Hoffnung sind / Haltet durch stellt euch gegen den Wind / An alle die, die ohne Hoffnung sind / Aus Angst wird Hass und Hass macht blind.“ Hier singt einer von der Schattenseite des Lebens, der mitten auf der Sonnenseite steht und banal kleine Schwarz-Weiß-Schüttelreime dabei aus dem Sonnenhut zaubert.
„Das nennt man Glück“ ist ein weiterer banaler Ausrutscher samt Huhuiiihhhh-Chor-Gesängen, die ganz stark an der Peinlichkeitsgrenze vorbeischliddern, um sich am Ende des Songs nach mannigfaltigen Wiederholungen doch frontal auf den Musik-Hintern zu setzen. Dem gegenüber steht der beste Song „Real True Friends“ - eine englisch gesungene Ballade – im Duett mit CHARLIE WINSTON, bei dem man sich leider auch, wie auf fast allen Stücken, dieses schreckliche Ahhahhaa und Ohohooo oder Uhuhuuuu nicht verkneifen konnte. Selbst Pop funktioniert ohne solchen vokalen Füll-Scheiß. In diesem Fall gilt auch für GREGOR MEYLE der Titel 8: „Pack deinen Scheiß“ - zumindest diesen A-O-U-Ho-Hi-Ha-Scheiß.
Irgendwie war‘s wohl endlich an der Zeit, dass XAVIER NAIDOO auch mal auf einem Meyle-Album mit ihm singt. Immerhin ebnete er mit seinem ersten „Tauschkonzert“ GREGOR MEYLES erfolgreichen Weg maßgeblich mit. Nun also singen beide eine textlich wiederum enttäuschende Ballade mit dem Titel „So weit, so gut“, die mit unglaublichen Plattitüden auf dem Gutmenschen-Boot mitschippert und mit Zeilen wie: „Frieden findest du nur selten / Und Kriege gibt‘s in dieser Welt genug / Hör auf die zu beklagen / Hör nie auf zu lieben, so weit so gut“, aufwartet.
Wunderschön ist auch Meyles Liebeserklärung an seine Mutter, welche er in „Die Tapfere“ besingt und mit der Hoffnung verbindet, dass seiner Mutter noch etwas Zeit bleibt, um sie gemeinsam mit der Familie zu verbringen, bevor der eine Typ an die Tür klopft, dem keiner von uns entfliehen kann, so viele Sicherheitsschlösser wir auch daran einbauen: „Du wirst uns allen fehlen / Doch wir hab‘n bestimmt noch Zeit / Sonst lass uns etwas stehlen / Von der Unendlichkeit.“ Und hier klappt‘s auch mit dem Verzicht auf …. Genau! Seine Mutter, aber auch der Kritiker wird‘s ihm danken! Übrigens widmet Sohn Gregor „dieses wunderschöne Album“ (Selbstlob ist nicht immer zielführend!) seiner „tapferen Mama“, bis er im schön gestalteten 24seitigen Booklet dann eine zweiseitige Danksagung-Zeremonie anstimmt, die am Ende auch einen Dank an KORG und andere größere Firmen enthält. Hier beißt sich der (Schweine-)Hund gehörig in den eigenen Schwanz, denn wer einerseits alle Texte mit der Sorge um die Menschheit verbindet, sollte sich vielleicht dann auch in seinem Dank auf die Menschen beschränken, gerade wenn die letzten drei Verse des Albums in „Mann im Mond“ lauten: „Denn ich wünsch mir was von dir / Pass auf all die Menschen auf / Denen es schlechter geht als mir“ - und die sich nicht bei irgendwelchen „Unterstützern und Firmen“ bedanken, möchte man hinzufügen. Pathos hin oder Botschaft her. Und die Streicher streiche(l)n das letzte Lied seinem zärtlichen Ende entgegen, während uns Gregor noch ein paar Ohohos mit auf den letzten Weg gibt.
FAZIT: Keine wirkliche Überraschung, aber eine faustdicke Enttäuschung ist „Die Leichtigkeit des Seins“ als Nachfolger des hervorragenden „New York – Stintino“ geworden. GREGOR MEYLE verwechselt in „Die Leichtigkeit des Seins“ den Anspruch von Musik mit lauwarmer Pop-Banalität, bei der er sich vordergründig von einem Streicher-Quartett begleiten lässt, das bei den austauschbaren Kompositionen am Ende statt der Chance, ein besonderes Album rauszuhauen, nur einen pathetischen Schmalz-Aufguss hinterlässt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Alles wird gut
- Das nennt man Glück
- Die Leichtigkeit des Seins
- Da geht noch mehr
- Folge dem Licht
- So weit, so gut (feat. XAVIER NAIDOO)
- Real True Friends (feat. CHARLIE WINSTON)
- Pack dein Scheiß
- Die Tapfere
- Mann im Mond
- Bass - Christian Lohr, Gregor Meyle, Dominik Krämer, Charlie Winston
- Gesang - Gregor Meyle, Charlie Winston, Xavier Naidoo
- Gitarre - Gregor Meyle, Ulle Rode
- Keys - Christian Lohr, Gregor Meyle, Charlie Winston
- Schlagzeug - Christian Lohr, Massimo Buonanno
- Sonstige - Solis String Quartett, Bläser, Akkordeon, Tambourine, Metall-Snare, Holz-Koffer, Harmonium, Flöte, Glockenspiel, Vibraphone, Drehleier
- Meile für Meyle (2012) - 5/15 Punkten
- New York - Stintino (2014) - 13/15 Punkten
- Die Leichtigkeit des Seins (2016) - 7/15 Punkten
- Hätt‘ auch anders kommen können (2018) - 13/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
papadopoulos
gepostet am: 31.07.2017 |
Danke, mir aus der Seele geschrieben. Seit dem dieser Herr Meyle, den ich vorher nicht kannte, zu fast jeder (!) halben und vollen Stunde penetrant in HR1 (sponsort seine Konzerte) beworben wird, bete ich, dass er möglichst bald wieder in der Versenkung verschwinden möge. Bitte!!! Noch so ein nölender, vollkommen belangloser deutscher Sänger, den die Welt nicht braucht. |