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Gregor Meyle: Hätt‘ auch anders kommen können (Review)
Artist: | Gregor Meyle |
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Album: | Hätt‘ auch anders kommen können |
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Medium: | CD/LP | |
Stil: | Deutscher Liedermacher mit Tiefgang |
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Label: | Meylemusic/Tonpool | |
Spieldauer: | 43:51 | |
Erschienen: | 12.10.2018 | |
Website: | [Link] |
Er überrascht bei seinem neuen Album „Hätt‘ auch anders kommen können“ schon auf den ersten Blick, ohne zuvor auch nur einen Ton gehört zu haben. Der sonst immer auf so farbenfrohe Heile-Welt-Cover setzende GREGOR MEYLE setzt diesmal auf Schwarz-Weiß und ein nachdenkliches Lächeln.
Und auch seine Musik – die allerdings keinesfalls in Schwarz-Weiß-Eintönigkeit daherkommt – und besonders die Texte verströmen eine ähnlich nostalgische Atmosphäre wie das Cover. Denn viele Lieder auf dem 2018er-Album sind textlich wie musikalisch ein Blick zurück in die Vergangenheit. Und den emotionalsten Song hebt sich Meyle dann für das Ende seines Albums auf. Eine Liebeserklärung an seine viel zu früh verstorbene Mutter, die man im Booklet auf einem Foto sieht. Ihr Lieblingslied „Monday Monday“ stammt von THE MAMAS & PAPAS – auch wenn Meyle in erster Linie riesiger BEATLES-Fan ist – und hat offensichtlich zugleich die Leidenschaft ihres Sohnes für die Musik geweckt: „‘Monday Monday‘ war eines deiner Lieblingslieder / Ich saß als Kind oft fasziniert vor deinem Plattenspieler / Du hast uns so viel geschenkt / Eine unbeschwerte schöne Zeit / Es hat uns immer gut gereicht... Du warst die Königin der Tapferkeit / Was bitter bleibt ist Endgültigkeit... Ich weiß, dass wir uns wiedersehen / Und ich weiß auch / Du wärst stolz auf uns.“
GREGOR MEYLE war in seinen Texten noch nie so persönlich und so gut wie auf „Hätt‘ auch anders kommen können“. So bleibt die Liebeserklärung für seine Mutter nicht die einzige auf dem Album, auch für sein Kind hält er mit „Das Schönste auf der Welt“ und seine Partnerin mit „Ich arbeite daran“ eine bereit.
Aber auch den bei uns immer verquerer laufenden Zeitgeist, der sich in Hass statt Verantwortung, Gier statt Hilfsbereitschaft, Ökonomie statt Ökologie und Kriegsgeist statt Nächstenliebe manifestiert, spielt eine wichtige Rolle, wenn er „Wie kann das geschehen“ singend mit seiner eindringlichen, immer besser werdenden Stimme fragt oder bei „Fußspuren im Sand“ tatsächlich die philosophische Frage aufgreift, was von uns bleibt: „Weil wir vergesslich sind, rahmt man sich Bilder ein / Weil wir befürchten, dass nichts bleibt.“
Passend dazu gibt es Musik, die mal etwas karibisches Feuer, dann wieder traurige Melancholie oder poppige Melodien plus einmaligen Rap-Gesang auf „Kriegen‘s schon irgendwie hin“ und etwas Jazz-Appeal versprüht. Das alles herrlich breit instrumentiert mit zusätzlichen Bläsern und Streichern, aber auch Harmonium, Dobro, Pedal Steel und Orgeln, Kontrabass und viel Percussion.
Der Titelsong beginnt mit einer Feststellung: „Was ich erreicht hab‘ / Hätt‘ ich nie gewagt zu träumen.“ Und tatsächlich scheint der Träumer GREGOR MEYLE, dem man seine Traumtänzer-Leidenschaft auf „Hätt‘ auch anders kommen können“ völlig glaubhaft abnimmt, mit seinem 2018er-Album bei sich selber und den Menschen angekommen zu sein, die man nicht Fans, sondern Freunde, nennt, die auf einen nicht einschlagen, wenn man nicht nach ihrem Schachteldenken funktioniert, denen Toleranz wichtiger als blindes Jubeln ist.
Es sind besonders die leisen Töne, die auf „Hätt‘ auch anders kommen können“ die schönsten sind. Gerade darum sollte man dem Schwarz-Weiß-Gregor-Meyle unbedingt zuhören. Zujubeln kann jeder – GREGOR MEYLE will offensichtlich auf „Hätt‘ auch anders kommen können“ mehr als das: „Ich bin dankbar für jeden Moment / Hört auf die Stimme in mir, die mich kennt.“
FAZIT: „Hätt‘ auch anders kommen können“ zeigt uns einen in angenehmer Weise gereiften GREGOR MEYLE, der sich nicht nur auf dem (tatsächlich von BRYAN ADAMS fotografierten) Cover von einer neuen, sehr tiefgründigen, extrem persönlichen und zugleich nachdenklichen Seite präsentiert, und dabei seine diesmal absolut gelungenen Texte mit hervorragenden Musikern einspielt. So viel steht fest: „Hätt‘ auch anders kommen können“ ist die überzeugende musikalische Antwort eines GREGOR MEYLE auf die Frage „Was bleibt?“
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Von ganzem Herzen
- Ich arbeite daran
- Wie kann das geschehen
- Fußspuren im Sand
- Die wunderschönsten Dinge
- Das Schönste auf der Welt
- Weck mich niemals auf
- Kriegen‘s schon irgendwie hin
- Sag mir, dass das nicht stimmt
- Hätt‘ auch anders kommen können
- Stolz auf uns
- Bass - Dominik Krämer
- Gesang - Gregor Meyle
- Gitarre - Gregor Meyle, Markus Vollmer
- Keys - Mathias Grosch, Andreas Gundlach
- Schlagzeug - Tommy Baldu, Massimo Buonanno
- Sonstige - Gregor Meyle (Dobro, Tres, Ukulele, Mandoline), Markus Segschneider (Pedal Steel), Christoph Moschberger (Trompete), Axel Müller (Saxophone, Flöte), Johannes Goltz (Posaune), Gunnar Persicke, Marianne Sohler (Violinen), Jean-Christophe Garzia (Viola), Rahel Krämer (Violoncello), Danny Fresh (Rap), Laura Bellon, Yvonne Gibbert (Chorgesang)
- Meile für Meyle (2012) - 5/15 Punkten
- New York - Stintino (2014) - 13/15 Punkten
- Die Leichtigkeit des Seins (2016) - 7/15 Punkten
- Hätt‘ auch anders kommen können (2018) - 13/15 Punkten
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