Das seit Mitte der 1980er (!) aktive Duo/Trio DOUBLE NELSON war nie richtig weg, aber zumindest hierzulande auch nicht wirklich bekannt. Der synthetische Pop des Projekts aus Nancy birgt etwas typisch Schrullenhaftes in sich, das gesampeltes Möwenlachen ebenso denkbar macht wie archaisch anmutenden Dadaismus auf der textlichen Seite. Sind die 80er mal wieder zurück?

Schnöde Tanznummern mit Sprechgesang ("je crains") wechseln sich ab mit Finsterem wie "ambiance discount", halbwegs Rockiges der Marke "abeilles road" mit nahezu Noisigem ("love is gone top moumoutte"), und der Gesamteindruck ist in Hinblick auf das Alter der Protagonisten ein unerwartet modern elektronischer (Chiptune-Ansätze inklusive). Über weite Strecken bleibt das Album nervig und ungenießbar, selbst wenn man Formationen wie SUICIDE oder FAD GADGET schätzt, die aber die Crème des Genres ausmachen. DOUBLE NELSON sind ein Kuriosum vom Rand.

Das hervorstechende "classe oberstumpf" hat wohl auch deshalb einen ansatzweise deutschen Titel, weil es an den hypnotischen Minimalismus von KRAFTWERK knüpft, wobei wie auch in anderen Bereichen oft erkennbar die berühmte Würze in der Kürze liegt. Demnach ermüden längere Tracks wie der gerade erwähnte oder "molo pom'chips" am Ende eher, als für DOUBLE NELSON einzunehmen.

FAZIT: Im 30. Jahr ihres Bestehens tun DOUBLE NELSON einen Teufel, sich dem Massengeschmack anzupassen. "Un Sentiment Étrange" vermittelt ebenjenes befremdende Gefühl, das der Titel suggeriert, durch Monotonie mit Methode und schräge Rumpf-Melodien, wirkt aber deshalb gewollt avantgardistisch.