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The Convent: 1986-2016 (Review)

Artist:

The Convent

The Convent: 1986-2016
Album:

1986-2016

Medium: Download/Do-LP
Stil:

Rock, Indie, Wave, Alternative, Prog, Punk

Label: Sireena Records / Broken Silence
Spieldauer: 94:56
Erschienen: 14.10.2016
Website: [Link]

Es ist fast immer die letzte Seite, die einen in den entscheidenden Momenten aufklärt.
Wer die Hose runterlässt, zeigt meist zuerst den Hintern, wer ein LP gestaltet, legt größten Wert auf die Rückseite, denn die wird immer gelesen, weil der neugierige Hörer ja wissen will, was ihn auf solch einer Doppel-LP an Songs erwartet und ob es schon vor den ersten Umrundungen auf dem Plattenteller etwas Besonderes zu entdecken gibt.

Die Doppel-LP „1986-2016“ von THE CONVENT wartet in dieser Beziehung nicht nur mit außergewöhnlichen Entdeckungen, sondern auch einer gehörigen Portion Überraschung auf. Auf der Rückseite entdeckt man nämlich den Hinweis, dass das Album auf 500 Exemplare limitiert ist und die von Hand geschriebene Nummer (In meinem Fall die 245!) der erworbenen Ausgabe. Aber man entdeckt des Weiteren dort nicht eine einzige Titelangabe, sondern einen ausgiebigen Text von CARLO VAN PUTTEN, dem Texter und Sänger von THE CONVENT, in dem er uns darauf einstimmt, dass dieses Doppel-Album die 30jährige Musikgeschichte der Band widerspiegelt, in der sie mit „love & passion“ zur Sache gegangen sind. Man muss das „schwarze Album“ schon öffnen, um mehr zu erfahren. Doch dann wird es konkret, denn im Inneren wird genau aufgelistet, welche Songs auf dieser Anthologie landeten, von welchem Album aus welchem Jahr sie stammen und in welcher Besetzung sie eingespielt wurden. Bereits in diesem Moment spürt der Vinyl-Freak, dass er da wieder ein ganz besonderes Album in den Händen hält.

Und langsam ist es schon fast müßig, darauf hinzuweisen, welches deutsche Ausnahme-Label für diese wertvolle Doppel-Vinyl-Ausgabe verantwortlich ist. Natürlich Sireena! Da dessen Entdeckungen aber immer etwas Außergewöhnliches sind, oft in Vergessenheit geratene Schätze, hier noch ein paar Worte zu THE CONVENT – einer norddeutschen Band mit holländischem Sänger an ihrer Spitze. Die Band besteht also seit 30 Jahren und hat sich nie offiziell aufgelöst, auch wenn es jahrelang still um sie war. Die beiden festen Stammmitglieder sind der Sänger CARLO VAN PUTTEN und Gitarrist JOJO BRANDT. Im Jahr 2002 jedenfalls begann eine große Durststrecke und die Bandmitglieder lösten sich in alle Winde auf und landeten bei anderen, auch recht namhaften Bands, wie bei den DRESDEN DOLLS oder THE CHURCH und den auch unter unserer Seite hoch gelobten DEAD GUITARS oder ALASKA und THE SILICON SCIENTISTS und vielen mehr.

Natürlich verwundert es da nicht, dass sich im Laufe der Jahre die Rockmusik von THE CONVENT auch immer wieder echten Veränderungen unterzog, egal ob es dabei in Richtung New Wave oder sogar Progressives und Deutschrock sowie finstere Klanglandschaften ging. THE CONVENT schufen gute Rockmusik, aber niemals langweilige. Besonders aber durch die finsteren Klänge glaubt man mitunter deutlichere Einflüsse von JOY DIVISION oder BAUHAUS und NEW MODEL ARMY zu erkennen. Und wenn auf „I Will Follow“ plötzlich sogar abgefahrene, an KING CRIMSON gemahnende Gitarrenexperimente auftreten, ist man echt sprachlos und folgt der „I Will Follow“-Aufforderung nur zu gerne. Das folgende „Mocha For The Lions“ schlägt einen deutlichen Haken in Richtung CLASH-Punk und jeder weitere Song ist eine unberechenbare oder vorhersehbare Überraschung.

Die dritte Seite des Albums beginnt mit einem verträumten, gar etwas gruseligem, instrumentalem Intro für „Silverbird“ und erinnert an etwas Anderes, was auch silbern war – die „Silver Machine“ von HAWKWIND. Umso weiter das Album Richtung Ende steuert, wird sich garantiert auch der eine oder andere THE SMITHS-Fan hoch erfreut der Klangvielfalt auf dem rundum schwarzen Musikgenuss widmen, bis er mit einem boleroähnlichem Rhythmus verabschiedet wird.

Übrigens sollte man bei den Bezeichnungen der Seiten nicht etwa glauben, man hätte es mit A/B/C/D bzw. 1/2/3/4 zu tun. Nein, die lauten 1/9/8/6 und verweisen damit unübersehbar auf das Gründungsdatum der Band. Auch die Zusammenstellung der Titel, die sich zwar streng an die chronologische Reihenfolge hält, überrascht zugleich mit mehreren noch nicht in dieser Form veröffentlichten Ausgaben bzw. einem 2016er Remix „Sign Of Light“ vom 2002er Album „About Kings & Queens“.
Seite 1 enthält Aufnahmen von den Alben „Counting The Stars“ (1992) und „Tales From The Frozen Forest“ (1994);
Seite 9 enthält Aufnahmen von „Crashed Cars & Love Letters“ (1996) und „Red Light Melancholy“ (2001);
Seite 8 enthält fast ausschließlich in dieser Form noch nie veröffentlichte Aufnahmen;
Seite 6 enthält Aufnahmen von 7“Singles und wieder Unveröffentlichtes.

Am Ende bleibt nur ein klares FAZIT über: Es ist wirklich eine wahre Fundgrube – dieses streng limitierte, handnummerierte „1986-2016“-Vinyl-Doppelalbum von THE CONVENT, für das die gorbatschowsche Weisheit gilt: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!“ - oder wenigstens die Ohren.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 6325x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Seite A bzw. 1 (23:26):
  • First Impression Of The West
  • Amsterdam
  • Wiedergeburt der Stille
  • King Of Rain
  • All Night Long
  • Winning
  • Seite B bzw. 9 (23:59):
  • Angel Of Wild Life
  • Crashed Cars & Love Letters
  • Chain Reaction
  • I Will Follow
  • Mocha For The Lions
  • Above My State
  • Seite C bzw. 8 (22:33):
  • Silverbird
  • Goodbye Bride (Red Light Melancholy Version)
  • She
  • Sign Of Light (2016 Remix)
  • Seite D bzw. 6 (24:58):
  • The Endless Way
  • Take It On A Chin
  • Not Today
  • Indifference Is Rising

Besetzung:

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