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Benni Bilgeri: Bad Boy (Review)
Artist: | Benni Bilgeri |
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Album: | Bad Boy |
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Medium: | CD | |
Stil: | Blues-Rock, Americana, Pop, Soul, Hardrock |
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Label: | Wahn Records | |
Spieldauer: | 49:32 | |
Erschienen: | 26.02.2016 | |
Website: | [Link] |
Wer auf dem Cover seines Albums ‘nen Piercing durch einen Baby-Schnuller jagt, der muss - so albern dieses Bild im Grunde auf den ersten Blick auch aussieht - ein echter „Bad Boy“ sein. Und BENNI BILGERI samt seinem rotzigen, urwüchsigen Blues-, Hard-, Soul- und Sonstwie-Rock ist wirklich einer. So gesehen ein Urgestein-Bad-Boy!
Seit mehr als 40 Jahren ist BENNI BILGERI als Musiker und Ausnahmegitarrist in Deutschland und der musikalischen Weltgeschichte unterwegs. Doch bisher immer für andere, egal ob die nun TOM WAITS, POINTER SISTERS, CHRIS THOMPSON, ZUCCHERO oder GO WEST heißen. Immer ist und war er die „unbekannte Größe hinter der Gitarre“. Doch nun will er es selber wissen und sein erstes offizielles Album „Bad Boy“ ist der Beweis dafür. Auf diesem zeigt er uns dann auch, in welchen Spielarten er so zuhause ist: Rhythm & Blues, Americana, Hardrock, aber auch in den ruhigen Momenten herzerweichender Balladen, wie „I Can‘t Wait“, oder im souligen Pop wie dem grandios von PETRA BONMASSAR gesungenen „World Of Lies“, einer Welt eben, in der Lügen die Liebe ruinieren.
Natürlich klingt das, wenn man diese Zeilen so liest, wie schon tausendfach Gehörtes, womit man auch nicht wirklich unrecht hat. Doch es gibt so einige Besonderheiten an „Bad Boy“, die dieses Album aus der Masse rock-poppig-balladesker Alben hervorhebt. Unüberhörbar an der Musik von BENNI BILGERI ist, dass er bereits mit so einigen Erfolgsproduzenten (PETER WOLF, HARALD KLOSER) zusammengearbeitet, außerdem ein Gespür für Melodien, welche sich im Ohr festsetzen, sowie Beziehungen zu hervorragenden Sängern und Musikern hat, sodass uns nicht nur die unterschiedlichsten weiblichen und männlichen Sänger, die allesamt hervorragende Stimmen haben, sondern auch mal in „Runawaytrain“ ein begeisterndes Saxofon-Solo erwartet. Wenn diesem Song dann ein metallisch krachender „Doomsday“ folgt, der vom weltmusikalischen Instrumental „The Warmer Side Of Cool“ mit Didgeridoo und atmosphärischen E-Gitarren - als würde sie ein JOE SATRIANI spielen - abgelöst wird, weiß man, welche Musik-Vielfalt den sicher überrascht dreinhörenden Musikliebhaber auf „Bad Boy“ erwartet.
Aber es gibt noch zwei weitere Instrumentals der außergewöhnlichen Art auf diesem Album. Das tiefen-entspannte „Dobrosita“, auf dem Bilgeri solo Dobro und Akkordeon zu Streicher-Begleitung spielt und der geheime Hammer auf „Bad Boy“ - nämlich die Cover-Version des LED ZEPPELIN-Klassikers „Whole Lotta Love“, die einen, wenn man seine Boxen ordentlich aufgedreht hat, schlichtweg vom Hocker reißt. Aber nicht etwa, weil sie sehr druckvoll „nachgespielt“ wird, sondern ihre Neubearbeitung sich so viel Raum für abweichende Freiheiten nimmt, dass es eine wahre Freude ist, dieser Version zu lauschen. Hier treffen tatsächlich Funk auf Hardrock sowie frickelnde E-Gitarren und der weltberühmte, schon bei ZAPPA aktive PETER WOLF lässt die Hammond Orgel ordentlich röhren, während RAIMUND TSCHAKO JÄGER einen gnadenlosen „Careful With That Axe, Eugene“-Schrei beisteuert. Der Kritiker dieser Zeilen jedenfalls hat sich das kleine musikalische Kunststück gleich viermal hintereinander angehört, weil er einerseits diese Bearbeitung faszinierend und andererseits deren Umsetzung als grandios empfand.
Natürlich birgt das Album auch einige Gefahren in sich. So ist schwer vorstellbar, dass jemand, dem die metallische Hardrock-Nummer „Doomsday“ oder eben „Whole Lotta Love“ so richtig zusagt, was mit einem vor Schmalz triefenden Schmachtfetzen wie „I Can‘t Wait“ oder „Died And Gone“ bzw. dem arg poppigen „Straight To The Top“ anfangen kann. In „Bad Boy“ tuen sich zu viele musikalische Gegensätze auf, auch wenn sie perfekt dargeboten werden, als dass man diese wohl alle locker hinnimmt. BENNI BILGERI zeigt uns, wozu er an der Gitarre und auch kompositorisch fähig ist. Aber muss das wirklich alles auf einem einzigen Album sein oder sollte er sich vielleicht doch stärker auf musikalische Richtungen konzentrieren, die sich einander ergänzen, aber nicht übereinander stolpern?
FAZIT: Bilgeri beweist auf „Bad Boy“, dass er als Saiten-Zauberer so etwa alle Gitarren-Spielarten, die vom Blues bis zum Hardrock, Soul bis zum Pop sowie zwischen Laut und Leise, Langsam und Schnell existieren, beherrscht. Die fast übertriebene Musik-Vielfalt auf dem Album macht es einem aber nicht immer leicht, wirklich jeden Song zu mögen und ihre wahllos erscheinende Aneinanderreihung nicht als krasse Brüche zu empfinden.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Bad Day
- Sweet Lil‘ Desert Rose
- World Of Lies
- Whole Lotta Love
- Died And Gone
- Dobrosita
- Runaway Train
- Doomsday
- The Warmer Side Of Cool
- Straight To The Top
- Ain‘t Got You
- I Can‘t Wait
- Bass - Martin Engelien, Peter Herbert, Benni Bilgeri, Sutti, David Readman, Harry Bischofberger
- Gesang - Gee K., Petra Bonmassar, Janet Dawkins
- Gitarre - Benni Bilgeri
- Keys - Benni Bilgeri, Andy Loser, Peter Wolf, Mark Neff
- Schlagzeug - Massimo Buonanno, Mel Gaynor, Orlando Ribar
- Sonstige - Teddy Maier, Pete Simpson, Miriam Russo, Ina Wolf (Background Vocals), Andy Leumann (Percussion), Paul Ericksen (Mouth Harp), Raimund Tschako Jäger (Scream), Harry Sokal (Saxophone), Andreas Friedli (Didgeridoo)
- Bad Boy (2016) - 11/15 Punkten
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