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Soup: The Beauty Of Our Youth (Review)

Artist:

Soup

Soup: The Beauty Of Our Youth
Album:

The Beauty Of Our Youth

Medium: CD/LP+CD
Stil:

Skandinavischer, epischer Art-Rock

Label: CrispinGlover Records / NoisOlution
Spieldauer: 48:53
Erschienen: 03.04.2015
Website: [Link]

„Die Schönheit unserer Jugend“ - wer von uns erinnert sich daran eigentlich noch?
Wer „The Beauty Of Our Youth“ auflegt, wird vielleicht schon wegen dieses Album-Titels angeregt, noch einmal an Vergangenes zu denken. An glückliche, aber auch leidvolle Zeiten. Und hier kommt nun der ideale Soundtrack „unserer Jugend“, der allerdings nicht mit deutscher Akkuratesse und Selbstdisziplin daherkommt, sondern mit nordischer Natürlichkeit und Melancholie, direkt aus Trondheim, der norwegischen Hafenstadt an der Flussmündung des Nidelva. Und selbst wenn die Promo-Schreiben für uns Kritiker manchmal doch deutlich zu Übertreibungen neigen, so kann ich der folgenden Aussage doch unumwunden zustimmen: „‘The Beauty Of Our Youth‘ ist ein Album, das gekonnt die Schönheit der Landschaft widerspiegelt und ein Manifest nordischer Melancholie zu sein scheint, auferstanden aus moosigen Wäldern, durch nebelige Berge streifend, um letztendlich in der rauen See zu versinken. Dynamisch, aufregend und entspannend zugleich.“

Begeben wir uns nun aber von diesen Natur-Metaphern in Richtung musikalischer Vergleiche, die beim Hören dieser CD einem unweigerlich in den Sinn kommen. SOUP vereinen sehr geschickt die spannendsten Strömungen progressiver Rockmusik, indem sie englischen New Art Rock von PORCUPINE TREE bis CRIPPLED BLACK PHOENIX auf skandinavischen, atmosphärischen Prog zwischen SIGUR RÓS und EFTERKLANG sowie kanadischen Post Rock im Sinne von GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR vermischen. Eine progressive Suppe also mit den besten Zutaten - auch wenn die Grundstimmung unüberhörbar bereits erwähnter nordischer Ruhe und Melancholie huldigt.

„The Spirit Lodge“, der sechseinhalbminütige Eröffnungssong, durchdringt sogleich den SIGUR RÓS-Geist und nimmt uns auf eine Reise mit, die uns in ähnlich dunkle Abgründe führt, wie sie auf dem geheimnisvollen Cover des Albums zu bewundern sind. Lange habe ich gerätselt, was darauf zu sehen ist - Ein Mädchen, das einen Wolf auf dem Rücken mit sich führt? - am Ende aber aufgegeben, wirklich Konkretes zu sehen. Es bleibt das Geheimnis des Betrachters, genauso wie die Musik hinter dem Cover jede Menge Geheimnisvolles enthält. Immer wieder tauchen, wie z.B. auf „This Place Is A Dream“, zart dahingehauchte Piano-Motive auf, welche plötzlich riesigen Klangwällen entgegenstehen.
Zarter, kristallklarer männlicher Gesang, den akustische Gitarren und Streicher umschmeicheln, geht urplötzlich auf „Transient Days“ erst in Schlagzeug-Gewittern und dann in schweren Post-Rock-Wänden unter, um mit zarten Frauenchören wieder in himmlische Höhen geholt zu werden.

Schon hier verwundert nicht mehr, dass ein PAUL SAVAGE das Album mischte, der sich bereits mit MOGWAI einen Namen gemacht hat.

Auf „Memories Of An Imaginary Friend“ tauchen gar komplette orchestrale Sound-Gebilde mit jeder Menge Streichern auf, die allerdings ein wenig zu pathosschwanger, fast etwa kitschig ausfallen, bis dann „Loralyn“ allen Pathos davonträgt und als akustische Ballade mit einer Spieluhr untermalt genau die Atmosphäre verbreitet, wie sie selbst die isländische Ausnahmeband ARSTIDIR nicht besser hinbekommen hätte, was wohl auch daran liegt, dass zusätzlich eine Sängerin als Duett-Partnerin von ERLEND VIKEN auftaucht.
Der mit etwas über acht Minuten längste Song „Clandestine Eyes“ schwebt dann auf einer epischen Art-Rock-Welle daher, die verhalten beginnend von Minute zu Minute immer mehr Fahrt aufnimmt, damit wir dann mit der Piano-Ballade „A Life Well Lived“ aus dem musikalischen SOUP-Universum verabschiedet werden, natürlich mit dem Gedanken als

FAZIT, dass es im epischen Art-Rock nicht nur den permanent hochgejubelten Musik-Workaholic STEVEN WILSON gibt, sondern wir langsam, aber immer sicherer erkennen müssen, dass in nordischen Gefilden längst Musiker lauern, die ebenbürtige Ideen und gleichwertiges musikalisches Können zu kleinen, progressiven Art-Rock-Kunstwerken entstehen lassen, die ihresgleichen suchen.

Ein klitzekleines PS mit vielleicht maximaler Wirkung!
Nachdem ich dieses Album besprechen durfte, reifte in mir nicht nur der Entschluss, die Promo durch eine LP-Ausgabe des Albums zu ersetzen, sondern ich bemühte mich zugleich um das erste SOUP-Album, eine locker dahingespielte Doppel-Debüt-CD der Norweger (Sowas bekam bis dato meines Erachtens nach nur ein FRANK ZAPPA hin!), die sehr schwer erhältlich ist. Aber ich kann nur sagen, jeder einzelne Euro ist in „Children Of E.L.B.“ bestens angelegt. Und wenn hier irgendjemand mit meinem Wilson-Vergleich Probleme hat, dann sollte er unbedingt mal dieses Video eines Songs der ersten SOUP-CD bewundern und sich dabei bewusst machen, dass es noch deutlich vor „The Raven That Refused To Sing“ veröffentlicht wurde!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5524x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • The Spirit Lodge
  • Our Common Ground
  • This Place Is A Dream
  • Transient Days
  • Memoirs Of An Imaginary Friend
  • Loralyn (And The River Lady Within)
  • Clandestine Eyes
  • A Life Well Lived

Besetzung:

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  • keine Interviews
Kommentare
Benji
gepostet am: 04.04.2015

Schöne Rezension, werde sicher mal in das Album reinhören! Das Steven Wilson Album heißt aber "The Raven That Refused to Sing", nicht „The Raven That Confused To Sing“
Thoralf Koß [musikreviews.de]
gepostet am: 04.04.2015

Vielen Dank, Benji, für deinen Hinweis - da war ich beim Schreiben eben mal wieder total “confused” ;-)
Habe meinen Fehler dank dir umgehend korrigiert!
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