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Myrra Rós: One Amongst Others (Review)
Artist: | Myrra Rós |
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Album: | One Amongst Others |
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Medium: | CD | |
Stil: | Isländischer Folk-Pop voller Tiefenmelancholie |
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Label: | Beste! Unterhaltung | |
Spieldauer: | 31:01 | |
Erschienen: | 02.10.2015 | |
Website: | [Link] |
Manchmal ist es der erste Moment, der einen beim Hören einer CD verärgert, selbst wenn die Musik noch nicht einmal erklingt. Kaum hat sich der CD-Schub geschlossen, zeigt das Display eine Laufzeit an, die heutzutage schon von Maxis überboten wird: 31 Minuten?! Kein guter Beginn für ein Album, welches einen dann nach der guten halben Stunde Laufzeit traurig, aber doch glücklich zurücklässt. Denn kaum eine Musikerin ist in der Lage, solch wundervoll melancholisch-zärtlich-zerbrechliche Musik wie MYRRA RÓS zu komponieren und mit vielen akustischen Instrumenten, aber auch elektronischen Zwischentönen sowie einer Stimme, die Steine erweicht, zu verwirklichen. Sie ist im völligen Gegensatz zu ihrem Albumtitel „One Amongst Others“ nicht etwa Eine unter Vielen, sondern die ganz Besondere, deren Musik Ohren, Bauch und Herz gleichermaßen in einem Zug erobert, selbst wenn ihr Klang nicht von Rhythmen lebt, die in die Beine gehen. Kopfmusik statt Radiomainstream. Genau die Musik also, die wir aus Island kennen und lieben gelernt haben, gerade weil die Isländerin MYRRA RÓS oder auch die anderen RÓS‘s, besonders wenn vor dem Bandnamen noch ein SIGUR steht, einen entscheidenden Anteil an ihrer Verbreitung in unseren Gefilden haben.
Bereits „Hvarf“, der das Album eröffnende, isländisch gesungene Song nimmt den Hörer sofort gefangen und schließt die musikalischen „Gefängnis“-Türen für eine halbe Stunde lang, bis sie dann wieder geöffnet werden, man aber nicht im geringsten den Hang verspürt, seine freiwillig gewählte Gefangenschaft zu beenden. Denn diese besteht aus epischen Streichern und viel Akustischem sowie verhalten Elektronischem und vokal Betörendem. So klingen nicht die Gefangenenchöre, sondern isländischer Kammer-Pop - kleine Hymnen also, denen sehr viel von dem innewohnt, was wir so sehr an der größten Vulkaninsel südlich des nördlichen Polarkreises zu schätzen wissen und sogar die Polarkappen zum Schmelzen bringt: gefühlvoller Schönklang mit mindestens einer Träne im Auge.
Wer sich jetzt fragt, warum der Kritiker dieser Zeilen sich auf so eigenartige Vergleiche besinnt, der sollte einen genauen Blick auf das Cover und besonders die Kette in der Hand der gemalten „doppeläugigen“, aber garantiert nicht „doppelzüngigen“ Musikerin werfen. Dort versteckt sich die Antwort!
Trotz der ruhig-liebevollen und traurig-betörenden Kompositionen erscheint einem zu keinem Zeitpunkt die Musik schmalzig oder melodramatisch. Immer ist sie zwar traurig, aber zugleich wunderschön - so als würde man sich an einem stürmisch-regnerischen Herbstabend in sein Zimmer zurückziehen, eine oder ganz viele Kerzen anzünden, aus dem Fenster auf das davor tobende Unwetter mehr als nur einen Blick werfen und an die Menschen denken, die einem im Leben sehr wichtig waren, aber dieses - in welche Richtung auch immer - verlassen haben.
Traurige Erinnerungen an eine wundervolle Zeit der Gemeinsamkeit.
Ja, genauso klingt „One Amongst Others“.
Es ist der Soundtrack unseres Lebens zwischen großem Glücksgefühl und tief verspürter Trauer und allem, was im Alltag unseres hektischen Daseins in Vergessenheit geriet.
In „One Amongst Others“ textet und singt MYRRA RÓS über das Glück des Traurigseins.
Geht nicht?
Und ob!
FAZIT: Musik für die Tagträumer und Traumtänzer unter uns, welche sich dem Alltäglichen noch immer gern entziehen und sich dabei in freiwillige musikalische Gefangenschaft begeben, die liebend gerne länger als eine halbe Stunde dauern darf. Wer sich von MYRRA RÓS dabei gefangen nehmen lässt, kann beruhigt den Schlüssel zu seiner Musik-Zellentür wegwerfen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Hvarf
- Dark Horse
- Eins Og Pu Serd
- Paper Plane
- Don‘t Give Up
- One Amongst Others
- Brother
- Bass - Bjegill Jörgvinsson
- Gesang - Myrra Rós
- Gitarre - Myrra Rós, Julius Björgvinsson
- Keys - Myrra Rós, Julius Björgvinsson
- Kveldúlfur (2013) - 12/15 Punkten
- One Amongst Others (2015) - 11/15 Punkten
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