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Monuments: The Amanuensis (Review)
Artist: | Monuments |
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Album: | The Amanuensis |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Metal |
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Label: | Century Media | |
Spieldauer: | 50:21 | |
Erschienen: | 20.06.2014 | |
Website: | [Link] |
„I The Creator“, ehemals bekannt als „The Indulger“, lief dem zweiten MONUMENTS-Album schon monatelang als Vorbote voraus – in instrumentaler Form, auch wenn anhand des Aufbaus leicht erkennbar war, dass es nicht als Instrumentalstück geschrieben wurde. Der Grund: Sängermangel, denn Matt Rose war wieder von dannen gezogen. Es scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, in der Szene mit dem drolligen „D“-Wort den Sängerposten dauerhaft zu besetzen, so dass sich bald schon die Frage stellt, ob das typische Palm-Mute-Riffing mit der Ästhetik eines kopfnickenden Huhns überhaupt die Verwässerung durch einen Sänger duldet oder ob das Subgenre mit dem rein instrumentalen Rahmen nicht besser bedient wäre.
Jedenfalls gibt es da diesen sehr interessanten Auftritt von John Browne bei EMG TV, bei dem er eingangs erwähntes Stück, das auch als Opener für das neue Album fungiert, solo und instrumental auf dem Höckerchen wie ein verträumter Singer-Songwriter zum Besten gibt. Ein kompakter Vierminüter, vom Aufbau her konservativ-songdienlich in Strophe, Bridge und Refrain aufgeteilt, dabei aber fast schon hypnotisch verfrickelt in den feinen Schnörkeln, die Brownes Band zu den technisch ausgefeiltesten unter den Top 5 ihrer Art machen, so dass man die verschachtelten Passagen immer und immer wieder durchlaufen will. Und ungemein catchy ist das Ganze auch noch. Höchstens Tobin Abasi gelingt es wohl noch, ebenso kompliziert wie eingängig zu spielen. Dank des hervorragend komponierten „I The Creator“, dessen Instrumentalversion schließlich auch als Bewerbungsmaterial für potenzielle neue Sänger verwendet wurde, verspricht Browne also, den Vorgänger „Gnosis“, der auch schon nicht von schlechten Eltern war, zu übertreffen.
Jetzt ist das Album da, der Sängerposten mit Chris Barretto (Ex-PERIPHERY) besetzt, „I The Creator“ eröffnet den Reigen – und irgendwie mag sich die Euphorie des Browne-Soloauftritts nicht mehr einstellen. Am Songmaterial kann es nicht liegen, immerhin ist zumindest der Opener ja bereits bekannt. Gewöhnungsbedürftig ist erstmal Barrettos Stimme, die sich in den Strophen offenbar noch finden muss, immerhin aber stellt er sofort seine immense Bandbreite unter Beweis und wertet den Refrain des Stücks mit einer epischen Gesangslinie auf, die sich im Live-Kontext für dramatische Posen und Publikumstaumel durchaus anbietet.
Schon der Sound sorgt aber für empfindliche Abzüge in der B-Note. Unreinheiten sind in der Produktion offenbar nicht vorgesehen, anstelle dessen steht Perfektion an vorderster Stelle, was insbesondere an jenen Stellen sägt, in denen Browne mit dissonanten Läufen und überbordenden Taktdehnungen spielt und Spontaneität zu beschwören versucht, die durch den klinischen Klang jedoch abgewürgt wird.
Dennoch stellt sich der Opener im Nachhinein als Highlight heraus, von denen sonst wenige auszumachen sind, weil auch „The Amanuensis“ – dies war schon ein Problem von „Gnosis“ – sich einer gewissen Gleichförmigkeit nicht erwehren kann. Sicherlich ziehen MONUMENTS gegenüber ihren Kollegen den Weg des Groove vor und strukturieren daher einfacher; weder gibt es Longtracks noch entfernen sich die Kompositionen jemals allzu sehr vom Basisriff, stattdessen wird viel mit Hooks und Mnemotechniken gearbeitet. Mit „I The Destroyer“ und dem meditativen Ausklang „Samsara“ (der sehr auffällig einen Tempo- und Härtebruch gegenüber dem Restalbum anpeilt, da er nur aus esoterischen Chören und Ambientflächen besteht) wird das Album sogar gleich mit zwei Stücken beendet, die ganz im Sinne der Motivwiederholung des Openers stehen, melodisch wie textlich („This is the end“). Die Referenz zum verflochtenen Roman „Der Wolkenatlas“, der als entscheidende Inspiration für „The Amanuensis“ fungiert, ist damit gegeben, aber auch die letzte PERIPHERY-EP „Clear“ kommt einem in den Sinn, da sie ebenso darauf aufbaute, die einleitende Ouvertüre in allen Folgestücken zu rezitieren.
Das Hauptproblem des Albums besteht daher im schwer zu differenzierenden Mittelteil, der sich allzu sehr auf die typischen Zutaten verlässt und sie mit mitsing- und groovebaren Passagen füllt: Ambientflächen mit mystischem Ethno-Gezupfe, aggressive Tonarten, unvermittelt auftretende Synkopen und gesungener Facettenreichtum vom Growl bis zum Opernfalsett, dies alles aber im Dienste der Eingängigkeit und so sauber präsentiert, dass dabei ganz untergeht, welch technische Versiertheit eigentlich hinter den Kompositionen steckt. Refrains wie jene aus „Horcrux“ klingen banal, und dass die Tempi kaum variiert werden (bis zuerst „Saga City“ mit einem Schnipp-und-Summ-Acappella-Einstieg überrascht und „Jinn“ anschließend endlich mal etwas an der Midtempo-Schraube dreht), sorgt auch nicht gerade für mehr Dynamik.
FAZIT: Technisch auf dem höchstmöglichen Niveau, sollte man sich dennoch vorher mit der Griffigkeit von Alben wie PERIPHERYs „Periphery II“ oder MNEMICs „Mnemesis“ angefreundet haben, um mit „The Amanuensis“ etwas anfangen zu können. Browne zaubert ein paar schmucke Grooves aus dem Ärmel, die jedoch seitens der Produktion so komprimiert klingen, dass mitunter nur noch reine Maserung übrig bleibt. Songorientierung ist nicht verwerflich, im Gegenteil, sie schützt vor allzu hoch gebauten Elfenbeintürmen, aber bei dem spielerischen Vermögen nicht doch ein paar dynamische Wechsel mehr einzubauen, um die Groove-Passagen noch besser zu betonen, sorgt für Fragezeichen – ebenso wie der viel zu klinische Sound.
Die Limited Edition kommt im Digipak und hat als Bonus drei Livetracks zu bieten: "Degenerate", "The Uncollective" und "Regenerate", alle vom Euroblast in Köln aus dem Jahr 2013.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- I, The Creator
- Origin Of Escape
- Atlas
- Horcrux
- Garden Of Sankhara
- The Alchemist
- Quasimodo
- Saga City
- Jinn
- I, The Destroyer
- Samsara
- Bass - Adam Swan
- Gesang - Chris Barretto
- Gitarre - John Browne, Olly Steele
- Schlagzeug - Mike Malyan
- Sonstige - Chris Barretto (Saxophon)
- Gnosis (2012) - 12/15 Punkten
- The Amanuensis (2014) - 9/15 Punkten
- In Stasis (2022) - 12/15 Punkten
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