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Joachim Witt: Neumond (Review)
Artist: | Joachim Witt |
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Album: | Neumond |
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Medium: | LP+CD/CD+DVD/CD | |
Stil: | Dunkler Pop und pathosschwangerer Bombast-Rock |
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Label: | Oblivion / SPV | |
Spieldauer: | 47:05 | |
Erschienen: | 25.04.2014 | |
Website: | [Link] |
Er ist wohl einer der konträrsten, zugleich streitbarsten Musiker Deutschlands, der mit seiner Musik nicht nur die Neue Deutsch Welle bereicherte, indem er seinen „Goldenen Reiter“ darüber hinweggaloppieren ließ oder der gemeinsam mit PETER HEPPNER „Die Flut“ heraufbeschwor, die dann tatsächlich auch kam und nicht nur den Sachsen so einige Umweltsünden heimzahlte, aber dem natürlich immer wieder auch irgendwelche Anti-Rechts-Klugscheißer den deutschtümelnden Pathos in seinen brachialromantischen Liedern und Videos vorwerfen, ohne zu bemerken, dass dieser WITT sich über solche unmusikalischen Scheinmoralisten durch seine Provokationen einfach nur lustig macht. Aufmerksamkeit aber bringt ihm das allemal ein – und worum geht’s denn sonst in jeder Form von öffentlicher Kunst? Man muss eben schon sehr laut klappern, um auch gehört zu werden – und JOACHIM WITT ist einer der begnadetsten „Klapper-Experten“!
„Willst du die Welt durch meine Augen sehen?
Es ist noch nicht zu spät!
Lass mich die Welt durch deine Augen sehen,
Ich will ein Stück von dir!
[...] Geh doch ein Stück mit mir.
So schnell geb' ich nicht auf!“
So singt es Herr „Heile-Musikwelt-WITT“ auf „Spät“ - und darum versuchen wir jetzt einmal gemeinsam, genau diesem Wunsch nachzukommen. Denn dafür ist es nie zu spät. Überhaupt könnte ich die gesamte Kritik mit lauter Textzitaten zwischen Peinlichkeit und Genialität bestücken und hätte damit auch die musikalische Grundausrichtung von „Neumond“ locker beschrieben. Ganz ähnlich wie dies schon bei „Dom“, dem insgesamt recht gelungenem Vorgänger von „Neumond“, textlich und musikalisch von dem nicht zum WIT(T)zbold geeigneten Herbergsvater eingeläutet wurde. Neu ist allerdings, dass WITT diesmal ausschließlich auf elektronische Klangerzeuger zurückgreift - und nicht einer Band abverlangt, seinen musikalischen Ideen zu folgen. Deshalb steht ihm ausschließlich MARTIN ENGLER - hauptberuflich Frontmann der Band MONO INC. - zur Verfügung und gibt unumwunden sein Bestes, was heutzutage in diesem Bereich zu geben ist. „Chapeau!“, kann man da nur sagen.
JOACHIM WITT lässt nunmehr über uns den „Neumond“ aufgehen und fast überrascht bleibt festzustellen, dass dieser eine gewaltige Strahlkraft besitzt und glühend heiß wie frisch geschmiedeter Krupp-Stahl ist. Mit „Aufstehen“ bekommt der Hörer, der sich nicht gleich in allen Witt-Vorurteilen suhlen will, einen Song geboten, welcher eine Melodie in sich trägt, die so erst mal jemandem einfallen muss bzw. schon ähnlich mit „Die Flut“ eingefallen war. Denn ihre Hookline fräst sich wie der Bohrer in „Hostel“ direkt in das Ohr des Hörers und will einfach nicht wieder heraus. Außerdem tauchen da gleich ein paar ENIGMA-Klänge, die offensichtlich von „Return To Innocence“ „ausgeborgt“ worden sind, auf!
Mit „Dein Lied“ gibt's wie selbstverständlich auch wieder so einige RAMMSTEIN-Zutaten zu genießen, während „Neumond“ selber ein klassischer E-NOMINE-“Klau“ ist, bei dem man erwartungsvoll darauf hofft, nach dem durch JOACHIM WITT rezitierten Text auch ein paar gesprochene Zeilen des deutschen „ROBERT DE NIRO“-Sprechers zu erhaschen, der die E-nominesche „Finsternis“ erst so richtig reizvoll gemacht hat, welche nunmehr auch im Neumond erstrahlt.
Regelrecht hymnisch und instrumental verabschiedet uns das „Fahnenmeer“, samt Marsch-Rhythmus und der „Aufstehen“-Melodie, pathetisch aus diesem „Neumond“-Album, das zurecht keine Sonnenaufgänge heraufbeschwört, sondern vielmehr die popmusikalische Finsternis, in der es so einige glühende Sterne zu entdecken gibt.
Das deutsche Volk hat schon immer erst auf den Weltuntergang und dann auf den Neumond gewartet - und da es mit dem Weltuntergang nicht so richtig hinhauen wollte, erwartet uns nun genau das, was wir nach unseren großdeutschen Weltuntergangsstimmungen nicht bekamen - der „Neumond“, der seine dunkle Seite nicht mit PINK FLOYD, sondern JOACHIM WITT erstrahlen lässt.
FAZIT: Auch wenn ich JOACHIM WITT niemals seine jämmerlich verhunzte und eklig vergeigte Cover-Version des SILLY-Klassikers „Bataillon D'Amour“ verzeihe, so bleibt zu „Neumond“ doch festzustellen, dass WITT in diesem Falle fast alles richtig macht, denn er bleibt sich und seinem erfolgreich dargebotenen, nationalstolz-pathetischem Grusel-Pop treu, der von ENIGMA über E-NOMINE bis weit hin zu RAMMSTEIN reicht. Der KAFKA des Rock mit Texten, die an Horror-Groschenromane erinnern. Kompromisslos und sich selbst konsequent treu bleibend - unser „Heil“sbringer deutschrockiger Pop-Musik.
PS: Wer sich nunmehr Gedanken darüber macht, mit wie viel Aufwand und Überzeugungskraft uns das WITTsche Himmel-Heimats-Reich präsentiert wird, der sollte sich vielleicht nicht nur bei Neumond eins dieser Konzerte reinziehen:
JOACHIM WITT live
Neumond Tour 2014
Präsentiert von: Slam, Zillo, Extratours Konzertbüro, Piranha, Seaside
29.04.2014 D-Berlin - Columbia Club
30.04.2014 D-Hannover - Musikzentrum
01.05.2014 D-Erfurt - HsD
02.05.2014 D-Magdeburg - Altes Theater
03.05.2014 D-Dresden - Alter Schlachthof
06.05.2014 D-Hamburg - Markthalle
07.05.2014 D-Mannheim - Alte Seilerei
08.05.2014 D-Aschaffenburg - Colosaal
09.05.2014 D-Leipzig - Haus Auensee
10.05.2014 D-Köln - Live Music Hall
15.05.2014 D-München - Bachstage Halle
16.05.2014 D-Kaiserslautern - Kammgarn
17.05.2014 D-Bochum - Matrix
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Aufstehen
- Die Erde brennt
- Bis ans Ende der Zeit
- Mein Herz
- Es regnet in mir
- Strandgut
- Ohne dich
- Neumond
- Spät
- Dein Lied
- Frühlingskind
- Fahnenmeer
- Gesang - Joachim Witt
- Keys - Martin Engler
Interviews:
-
keine Interviews
Kommentare | |
Torben
gepostet am: 28.04.2014 User-Wertung: 5 Punkte |
Es geht nicht darum, ob Deutschtümelei nun moralisch verwerflich ist oder nicht. Sie ist einfach nicht mehr zeitgemäß, entsprechend bringt auch das Album musikalisch nichts Neues. Dark Wave und Neue Deutsche Härte haben Rammstein schon vor mehr als zehn Jahren gekonnt. Dabei ist dem Ganzen auch nicht wirklich zuträglich, eine deutliche Prise Eurodance einzumischen. |
Florian
gepostet am: 20.02.2017 User-Wertung: 14 Punkte |
Das beste Witt Album |