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Epica: The Quantum Enigma (Review)
Artist: | Epica |
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Album: | The Quantum Enigma |
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Medium: | CD | |
Stil: | Symphonic Metal |
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Label: | Nuclear Blast | |
Spieldauer: | 69:27 | |
Erschienen: | 02.05.2014 | |
Website: | [Link] |
Diese Band muss in gewisser Weise das „Höher, schneller, weiter“-Motto leben. Und es stand ihr bislang auch gar nicht schlecht an: Die Entwicklung erfolgte in allen Bereichen, spielerisch, songschreiberisch, soundtechnisch und in Sachen Budgetierung. Kollege Schulz im Review zum Vorgänger bereits angemerkt, dass EPICA eine Grenze erreicht hätten, und offenbar sah die Band das ähnlich. Joost van den Broek (u.a. AFTER FOREVER und STREAM OF PASSION, sowie Lehrling bei Arjen Lucassen) als Produzent und Jacob Hansen als Engineer sollten für frischen Wind bei den Holländern sorgen.
Das Ergebnis heißt „The Quantum Enigma“ und präsentiert EPICA getreu ihrem Motto mit einer weiteren Höchstleistung, und zwar diesmal im Bereich Bombast. Bereits das typische, instrumentale Intro „Originem“ drückt einen mit der Wucht eines Blockbuster-Soundtracks ins Sitzpolster zurück, Geigen, Blechbläser und ein Chor künden von der beginnenden Show und selbst das Schlagzeug scheint mit klassischem Orchesterschlagwerk gedoppelt zu sein. Das ist nicht nur EPICA im besten Wortsinn, sondern auch Hans Zimmer, H. G. Wagener und Heerscharen an Film- und Fernsehkomponisten, die heute die Aufgabe haben, jede noch so banale Dokumentationssendung musikalisch an den Rand eines apokalyptischen Geschehens zu stellen. Das ist einerseits unbestreitbar eindrucksvoll und immer wieder ein Gefühl, dem man sich als Konsument gerne aussetzt. Aber die Komponisten dieser Branche wissen auch, was funktioniert, weshalb gewisse Elemente wie aus dem Setzkasten wirken.
Was das nun mit einer Symphonic Metal-Band zu tun hat? EPICA sind mit „The Quantum Enigma“ in einer Liga mit den Badelts und Wageners dieser Welt angekommen. Und sie haben mit vollem Orchester, Chor und fähigen Musikern alle Mittel für ein Epos im Hollywood-Format. Das verdient Respekt, doch andererseits tappen sie auch in die Austauschbarkeitsfalle. Der überwiegende Teil des Albums ist erschreckend vorhersehbar. Egal, ob es sich dabei um die richtig harten, gegrowlten Passagen, opernhaften Hooklines, breite, majestätische Passagen oder die wenigen Einsätze von Akustikgitarre und Klavier handelt: EPICA spielen, was den gewünschten Effekt erzielt, nicht mehr und nicht weniger. Keine Experimente oder schräge Passagen wie noch auf „Requiem For The Indifferent“. Dafür lieber noch eine sich empor schraubende Akkordspirale, ein von furzenden Bassposaunen unterlegtes Tutti-Riff, ein ekstatischer Unisono-Choreinsatz. Kurz: „The Quantum Enigma“ ist die Krone der Opulenz in diesem Genre, letzte Evolutionsstufe des Opera-Metal, eine barocke, ins letzte ausgezierte Klangkathedrale.
Das ist, vor allem bei der EPICA-üblichen Songlänge, erdrückend. Es eignet sich somit fast jeder Song von „The Quantum Enigma“ zum Antesten, denn mit Ausnahme des kleinen Intermezzos „The Fith Guardian“ („Samurai“ trifft „Gladiator“) bietet hier jeder Titel die „schon mal irgendwo gehörte“ Vollbedienung. Und das ist das Enttäuschende an dieser Scheibe. Bereits nach drei Stücken ist man überfressen und schlimmstenfalls gelangweilt. Es fehlt die Substanz in diesem hochprofessionellen Floskelüberfluss. Während das Textkonzept über Quantenphysik durchaus etwas Neues bietet, fehlt es EPICA an Spontanität, Direktheit im Sound und Hits mit längerem Haltbarkeitsdatum.
Um nicht alles über einen Kamm zu scheren: „Reverence – Living In The Heart“ hat tatsächlich einen sehr feinen Refrain, dennoch ist es wie das vorangehende „Chemical Insomnia“ in meinen Ohren ganz schön nah an alten NIGHTWISH-Glanztaten, und erinnert wiederum stark an den Chorus von „Unchain Utopia“ … Die Ballade „Canvas Of Life“ bietet außerdem eine späte Verschnaufpause und gibt Simone Simons die Möglichkeit, sich ungeschminkt und in Bestform zu präsentieren.
FAZIT: „The Quantum Enigma“ ist ein weiterer Schritt für EPICA und vielleicht auch das Album, das sich manche Fans gewünscht haben. Für mich geht dieser Schritt rückwärts in eine Sackgasse, denn wohin soll das Aufblasen aller Elemente noch führen? Taiko-Trommler und die Fischer-Chöre meets 2. Luftwaffenkorps? Kein wirklich schlechtes Album, aber angesichts des Aufwands und der Erwartungen nach den letzten Releases eine Enttäuschung.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Originem
- The Second Stone
- The Essence Of Silence
- Victims Of Contingency
- Sense Without Sanity - The Impervious Code
- Unchain Utopia
- The Fifth Guardian – Interlude
- Chemical Insomnia
- Reverence - Living In The Heart
- Omen - The Ghoulish Malady
- Canvas Of Life
- Natural Corruption
- The Quantum Enigma - Kingdom Of Heaven part II
- Bass - Rob van der Loo
- Gesang - Simone Simons, Mark Jansen
- Gitarre - Isaac Delahaye, Mark Jansen
- Keys - Coen Janssen
- Schlagzeug - Arien van Weesenbeek
- Requiem For The Indifferent (2012) - 11/15 Punkten
- The Quantum Enigma (2014) - 9/15 Punkten
- Omega Alive - A Universal Streaming Event (2021)
- The Alchemy Project (2022) - 12/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Lionheart
gepostet am: 06.05.2014 User-Wertung: 12 Punkte |
Dieses Gefühl mit der 'Sackgasse' kann ich voll nachvollziehen, hatte ich aber eher beim letzten Album. Finde sie haben dieses Mal wieder an ein paar Schrauben gedreht, die dem Ganzen - abseits des seit Jahren unglaublichen musikalischen Niveaus - etwas Frische geben. |
xxx
gepostet am: 07.05.2014 |
Ich kann dem Autor nur zustimmen. Für mich hatte Epica mit Requiem for the Indifferent ihren Höhepunkt erreicht. Und nach dem geht es ja zwangsläufig abwärts. Abwärts heißt in diesem Zusammenhang jedoch längst nicht schlecht - das Album ist einfach sehr safe.
Wohingegen im letzten Album v.a. bei den längeren Songs auf eine abwechslungsreiche und im besten sinne asymetrische Songstrucktur gesetzt wurde (monopoly on truth, deter the tyrant, requiem for the indifferent), ist hier auffällig dass die songs auffällig poppig gestaltet wurden (verse, chorus, verse, chorus, bridge, chorus). Noch dazu ist der Haupttrack 'the quantum enigma' wie der song 'the divine conspiracy' damals so wiederholsam. sodass er nach mehrmaligen hören einfach nur fad wird und lyricwise längst nicht so tiefgründig ist wie 'Kingdom of Heaven - A new age dawns" ist, welcher ja auch Quantenphysik zum Thema hatte. Nicht bei Chemical Insomnia musste ich an Nightwish denken, sondern bei Sense without Sanity. Der Song hört sich teilweise identisch an wie The Pharaoh sails to Orion. Gefällt aber wie alle anderen Songs gut - weil sie einfach ins Ohr gehen Trotzdem 10/15! |