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Die Kammer: Season II: Views from the Inside (Review)

Artist:

Die Kammer

Die Kammer: Season II: Views from the Inside
Album:

Season II: Views from the Inside

Medium: CD
Stil:

Gothic Vaudeville

Label: Delicious Releases
Spieldauer: 60:00
Erschienen: 14.02.2014
Website: [Link]

Beginnen wir unorthodox mit dem stärksten Stück. Das Vorletzte namens „View From The Inside: A Midsummer Night’s Dream”. Ein instrumentaler Titel. Was aber eher zufällig ist, denn die dunklen, volltönenden Vocals (nicht ganz in JOHNNY CASH- und NICK-CAVE-Abgründen), auf „Seasons II: Views From the Inside“ sind, samt durchgehender englischer Lyrics, durch die Bank stimmig und passen ausgezeichnet zur gespielten Musik.
Doch zurück zum mittsommernächtlichen Traum. Hier verdichtet sich die Musik der KAMMER auf faszinierende Weise. Vaudeville, moderne Klassik, ein bisschen Volxmusik (der angenehmen Sorte) gepaart mit intensiver Gothic-Atmosphäre, die keine schneidenden Gitarren und grummelnde Bässe braucht, um vom Kampf der Düsternis mit dem Licht (oder profaner: Geisterbahn gegen Zirkus) zu erzählen. Hier reichen die Tuba als grollender UND melodischer Background, ein zart gespieltes Schlagzeug, Streicher und akustische Gitarren. Auf „View From The Inside: A Midsummer Night’s Dream” von Stringenz, gekonnter Dramaturgie und impulsiver Energie geprägt. Danach kann die gar nicht üble Erzählung „New Day Rising“ als Quasi-Epilog nur verlieren.

Vorher wird das Tempo schon mal verschleppt, die Rhythmik uneben. So klingt der Opener nach einer Kutschfahrt mit den BEATLES über holprige Waldwege, bei der die Fab Four einen fast fröhlichen Song zum „Tanz der Vampire“-Soundtrack intonieren. Desgleichen liebt DIE KAMMER Zirkus, Jahrmärkte, Kaffeehäuser und Grand Guignol. Explizit im dreiteiligen „Sophie’s Circus“, ziemlich passend die Namensvetterin im „Galgenbruders Lied“ von Christian Morgenstern. („Sophie, mein Henkersmädel, komm küsse mir den kahlen Schädel! Zwar ist mein Mund ein schwarzer Schlund - doch du bist gut und edel!“), das es sich sogar erlauben kann mit einer Melodica zu brillieren und mit Balkan- und anderem Folk zu flirten.

Season II: Views from the Inside“ erinnert an den großartigen, aber leider wenig beachteten MOMUS und hat natürlich über die gesamte Laufzeit mit tieffliegenden Schwarzkittel-Schlagerstars wie UNHEILIG nichts zu tun. DIE KAMMER kann es sich sogar erlauben mit SCHANDMAUL zu touren ohne zu Stammhaltern des geharnischten Mittelalter-Rock-Kitsches zu werden.

Das Debüt wird gekonnt überflügelt. DIE KAMMER haben sich eine Nische gesucht, in der Tuba, Geigen, Melodica, Glockenspiel und ein bisschen modernes Instrumentarium Platz finden. Zwischen linder Traurigkeit und vorsichtiger Euphorie zünden DIE KAMMER ein kleines, gut organisiertes und wohltariertes Feuerwerk ab wie es zum Standard jedes gelungenen Jahrmarkts gehört. Ray Bradbury hätte seine Freude daran.

FAZIT: Volksmusik, die man nie beim Musikantenstadl zu hören bekommen wird. DIE KAMMER bewegen sich durch diverse Musikstile von Gothic bis Country wie der Wilderer durch’s Unterholz. Doch am Ende des Weges wartet ein wohlschmeckendes Gebräu und keine Kugel aus der polierten Flinte des Revierförsters. Ein wenig Steifheit könnte die Band noch ablegen, es ruhig mal bedingungslos krachen lassen; aber wer so gekonnt die singende Säge und die Tuba einsetzen kann, ohne peinlich zu wirken, der kann locker über kleine Einwände lächeln. Feines Album, besonders für Hörer, DIE KAMMERmusikalische Grenzüberschreitungen ganz eigener Art schätzen.

Jochen König (Info) (Review 4437x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Be Careful
  • Endangered Memories
  • The Line of Last Resistance
  • Lest We Forget
  • Sophie’s Circus (Part I “The Arrival”)
  • Sophie’s Circus (Part II “The Play”)
  • Sophie’s Circus (Part III “The Spirit Lingers On”)
  • Praying Mantis
  • Slipping Around the Corner
  • Mirror
  • Sinister Sister
  • The Invitation
  • Views from the Inside: A Midsummer Night’s Dream
  • Views from the Inside: New Day Rising

Besetzung:

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