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Blaudzun: Promises Of No Man's Land (Review)

Artist:

Blaudzun

Blaudzun: Promises Of No Man's Land
Album:

Promises Of No Man's Land

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Indie-Pop mit Suchtpotenzial

Label: Glitterhouse / Indigo
Spieldauer: 42:23
Erschienen: 07.03.2014
Website: [Link]

Puuuhhhhh, das darf doch nicht wahr sein?!
Ist es aber – zum Glück!!!
Während in Deutschland gerade die große Pädophilen-Debatte ausgebrochen ist, weil ein notgeiler SPD-Politiker oder ein religiöser Wichtigtuer sich an aus dem Netz geladenen Nacktbildern von kleinen Mädchen und Jungen aufgeilen und auch der grüne Trittin in seinen jungen Jahren offen auf unschuldige Wesen, die bis dahin noch grün hinter den Ohren waren, stand, entdecken wir mal alle wieder unsere große Scheinmoral, holen die moralinsaure Keule raus und diskutieren über Verbote, die kaum noch zu realisieren sind. Zum Glück für viele derjenigen, die ihre Schwänze und Pussys bei nackten Kinderbildern nicht im Griff haben, kam dann ja das ukrainisch-russische Problem und Kiew, sodass ganz schnell unsere Moral wieder in die Schublade geschoben und verschlossen wurde. Doch plötzlich und ganz unerwartet taucht in den kleinen und großen Märkten, in denen musikalisch anspruchsvolle Unterhaltung noch etwas mehr zählt als das ausschließliche Vertickern jeglicher Musik-Mainstream-Scheiße, ein Cover auf, dass uns erstarren und unterkühlt wieder nach der Schublade suchen lässt, in der wir unsere Pädophilen-Moral gerade versenkt hatten. Nacktes Kinderfleisch ist darauf – genauer ein Mädchen – oder vielleicht doch Jüngling (???) - das nur mit Schuhen bekleidet auf einem weißen Fell (Wo bleibt nun auch noch der Aufschrei der Tierschützer?) sitzt und dermaßen unschuldig in die Kamera blickt, dass gewisse Leute sogar auf die Idee kommen könnten, das neuste BLAUDZUN-Album vielleicht nicht unbedingt der Musik wegen zu kaufen. Am besten dann aber bitte die LP-Ausgabe, da ist das Bild deutlich größer als auf diesem wunderschönen Digi-Pack!

Doch für diejenigen, für die Musik wichtiger als all diese politische Scheinentrüstung und Wichtigtuerei mal wieder auf Kosten der Schwächsten, nämlich derjenigen, von denen solche Bilder gemacht werden, ist, die werden mit „Promises Of No Man's Land“ ihr blaues Indie-Pop-Wunder erleben!

Der Holländer JOHANNES SIGMOND, der auf die ein wenig makaber anmutende Idee kam, sich nur des Klangs wegen, den Namen eines dänischen Radrennfahrers für seine Band BLAUDZUN auszusuchen, lässt es musikalisch und textlich ordentlich krachen. Egal, ob es beim Titelstück um Prostitution von Ausländern, die in unseren Wohlstandsgefilden garantiert nach einer anderen Form von ideeller und beruflicher Verwirklichung suchten, oder die Naturzerstörung in „Wasteland“ geht – lustig sind die Geschichten, die in den 11 Songs erzählt werden, alle nicht. Doch sie regen uns, wenn wir genauer hinhören, zu etwas an, was viel wichtiger ist: zum Nachdenken.

Übrigens ist es beinahe sträflich, dass BLAUDZUN an uns bisher noch so vorbei gegangen ist, auch wenn die euphorische Kritik zu „Heavy Flowers“ (2012) von Jochen König auf unseren Seiten schon deutlich auf die musikalische Ausnahmestellung des Holländers hinwies. In Holland und Belgien hat BLAUDZUN längst den großen Durchbruch erreicht und sein 2012er Album tummelt sich seit über 70 Wochen in den niederländischen Charts und heimste so ganz nebenbei Gold-Status ein. Kein Wunder, im Zeitalter von ARCADE FIRE, die kanadische Entsprechung von BLAUDZUN, was besonders an dem Gesang sowie der breiten Instrumentierung und experimentellen Verspieltheit liegt, die jedes Mal auf Pop-Melodien zurückgeht, die sich regelrecht in unsere Gehörgänge fräsen. Selbst hymnische, sich immer stärker erhebende Klangwände sind auf „Promises Of No Man's Land“ keine Seltenheit oder Bombast, der niemals in den Kitsch abrutscht. Das sollte so erst einmal wer hinbekommen, egal ob er nun RYAN ADAMS oder DAVID BOWIE heißt. Es wird nur wenigen gelingen, denn das BLAUDZUNsche Musik-Kaliber wird für die meisten im Indie-Pop vor sich her dümpelnden Zeitgenossen viel zu groß sein.

FAZIT: Ja, am Ende bleibt uns noch eine weitere Erkenntnis, nämlich dass bereits nach dem ersten Hördurchgang von „Promises Of No Man's Land“ klar ist, dass zum Vergleich ARCADE FIRE nach „The Suburbs“ (2010) und „Reflektor“ (2013) nur noch als die schlechtere Alternative zu BLAUDZUN herhalten können. An „Promises Of No Man's Land“ werden sich noch so einige die Zähne ausbeißen, während sich andere vor Begeisterung ihre Klamotten vom Körper reißen, auf einem weißen Fell niederlassen und sich dabei einen riesigen 42minutigen OHRgasmus bescheren!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5842x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Euphoria
  • Promises Of No Man's Land
  • Too Many Hopes For July
  • Hollow People
  • Kids Around (Hollow People Revisited)
  • Wasteland
  • Any Cold Wind (Sweet Selene)
  • Streets Of Babylon
  • Halcyon
  • Ocean Floor (From All The Stars)
  • Wingbeat

Besetzung:

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