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Traumhaus: Das Geheimnis (Review)

Artist:

Traumhaus

Traumhaus: Das Geheimnis
Album:

Das Geheimnis

Medium: CD
Stil:

Progressiver Rock voller Geheimnisse

Label: Progressive Promotion Records
Spieldauer: 57:25
Erschienen: 22.09.2013
Website: [Link]

Es ist sicher kein Geheimnis, wenn man den Lesern dieser Kritik verrät, dass sich das TRAUMHAUS seit fünf Jahren nicht mehr von „der anderen Seite“ hat blicken lassen, auf die sie sich 2008 mit einem Musik-Mix aus DREAM THEATER-Gitarren, GENESIS-Keyboards sowie gesanglich ähnlich dargebotenen Lyrics wie bei ANYONE'S DAUGHTER verdrückt hatten und die zugleich am Ende so eine Art NOVALIS-Gefühl vermittelten. Die einzige unbekannte Größe bei den musikalischen Bewohnern des TRAUMHAUSes war immer der Mann hinter den Fellen, der 2008 noch Hans Jörg Schmitz hieß und heute besser als der KING OF AGOGIK bekannt ist.

Anno 2013 aber gibt es gerade an dieser Position wieder eine faustdicke Überraschung: mit JIMMY KEEGAN, ja genau dem (!!!), der bei SPOCK'S BEARD oder SANTANA die Drumsticks schwingt, sitzt plötzlich ein Ami hinter der verträumten Musik-Schießbude aus deutschen Landen.

TRAUMHAUS hat es zum Glück nicht nötig, sich von irgendwem zeitlich hetzen zu lassen oder wem was beweisen zu müssen. Das spricht schon von vornherein für ihre Musik, die sich diesmal recht deutlich vom Vorgänger absetzt und den Traum-Bezug höchstens unter textlicher Thematik, aber nicht musikalischer DREAM THEATER-Symbolik, herstellt. Metallisches wird zurückgefahren, Retro- und Neo-Progressives deutlich erhöht, sodass die Türen mit mehr Vorsicht, aber zugleich auch Verspieltheit erst leicht geöffnet und dann weit aufgerissen werden. Statt metallisch harten Gitarrenklängen, die natürlich auch auf „Das Geheimnis“ nicht gänzlich fehlen, gibt’s nunmehr verstärkt die hohe Tastenkunst von Mellotron- und Minimoog-Beiträgen lauschend zu bewundern, die sich auch nicht davor scheuen, mit Melodien aufzuwarten, welche sich regelrecht im Ohr festsetzen. „Wohin der Wind dich trägt“ ist wohl das beste Beispiel dafür. Ein sehr lyrischer Text, der sich mit den Ängsten des Aufgebens beschäftigt, wenn der Wind einem zu stark ins Gesicht bläst, wird in einer melancholischen Grundstimmung mit viel Gefühl und einer sanften, eingängigen Melodieführung vertont. NOVALIS und ihre „lachenden Schmetterlinge“ oder die sich „grün färbenden Wiesen“ sind in diesem Moment nicht mehr weit. Ein tolles Déjà-vu!

Was allerdings auf dem Song zuvor – ein wahres 30-minütiges Epos, das unverkennbar auch die Einflüsse des Schlagzeugers, der bei SPOCK'S BEARD hauptamtlich tätig ist, verarbeitet, ist von einer ganz anderen Stimmungslage. Würden die Bärte auf die Idee kommen, mal mit deutschem Gesang – über den man nach wie vor streiten kann – einen Longtrack aufzunehmen, dann sind ihnen in diesem Falle TRAUMHAUS zuvorgekommen. Komplex und hart, aber auch progressiv und balladesk wird hier die in fünf Abschnitte unterteilte Geschichte über „Das Vermächtnis“ erzählt, in dem es um einen vermeintlich Gestrandeten oder wohl schon beinahe Verstoßenen geht, der sein Leben nicht mehr in den Griff bekommt und darum alles zu hassen beginnt, was ihn umgibt. Doch: „In den Tiefen weit verborgen, liegt ein Geheimnis unerkannt / Stehst vor dir noch verschloss'nen Pforten, in die Stille verbannt.“ Und so beginnt sein Kampf gegen sich selbst und das, was ihn zu diesem Wesen aus Hass und Verzweiflung hat werden lassen. Schon diese Geschichte trägt viel Spannung in sich – Spannung, die durch das progressive Mini-Kunstwerk noch mehr gesteigert wird. Und im völligen Gegensatz zu einem NEAL MORSE, der in diesem Falle natürlich den „lieben Gott“ bemühen würde, gehen TRAUMHAUS den wahrhafteren Weg, getreu der Weisheit: „Glaube an dich und handle nach deinem Glauben – auch wenn das schwerer ist, als sich an höheren Mächten zu orientieren!“

Damit also hätten wir Das Geheimnis hinter dem frisch renovierten Musik-Traumhaus vorerst entschlüsselt – doch die Musik auf „Das Geheimnis“ hält noch viel mehr für und bereit, als ein ungelöstes Rätsel. Doch darauf sollte sich nun jeder, der noch immer ein wenig neugierig und auf der Suche nach ausgefallener, anspruchsvoller, deutscher Prog-Musik ist, selber einlassen.

FAZIT: Ein geheimnisvolles Album. Ein gelungenes Album! Ein Album, das Musik und Text mit hohem Anspruch verbindet – und darum sogar die Texte in dem schönen Digi-Pack in englischer und deutscher Sprache enthält. Zeit für progressive Träume in Häusern, die nicht künstlich geschönt und ohne Makel, dafür aber mit viel Leidenschaft und Liebe zum Detail gebaut wurden! „Sich begegnen, Neues ebnen, vereint in Raum und Zeit / Sich erleben und ergeben, in Verletzlichkeit … Es gibt mehr als wir glauben, es gibt mehr zu versteh'n - / ein Geheimnis in dir.“ Ein verletzliches Album – ohne zu verletzen. Kunst für Fortgeschrittene! Oder doch Suchende?

PS: Für dieses Album zeichnet sich mal wieder das wohl beste deutsche Prog-Rock-Label für anspruchsvolle Unterhaltungskunst aus. Und preiswerter gibt's die CD auch nirgends als hier: Progressive Promotion Records

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 7318x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Das Geheimnis Teil 1
  • Das Vermächtnis
  • Wohin der Wind dich trägt
  • Frei
  • Das Geheimnis Teil 2

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Webi
gepostet am: 24.03.2021

User-Wertung:
12 Punkte

Ich habe die Scheibe seit 2013 im Schrank und durch einen Zufall neu entdeckt. Seit Tagen muss ich sie immer wieder hören. Sehr gut.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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