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Tenhi: Saivo (Review)
Artist: | Tenhi |
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Album: | Saivo |
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Medium: | CD | |
Stil: | Folk Rock / Melancholic Rock |
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Label: | Prophecy | |
Spieldauer: | 70:05 | |
Erschienen: | 02.12.2011 | |
Website: | [Link] |
„Saivo“ steht für die Totenwelt aus der Kultur des autochthonen Finnenvolksstammes der Samen. Es ist die eine Vokabel, mit der wir allein gelassen werden. Während sie wie ein Geist im aschfahlen Licht steht und träge Schemen wirft, bleibt ihre Umgebung pechschwarz. Wie in einem alten 8mm-Film.
Aus der Wind-, Holz- und Regenatmosphäre ihres bisherigen Schaffens mögen sich TENHI zwar gelöst haben, am Charakter der Musik ändert das jedoch nichts: Immer noch treibt sie, anstatt sich selbst zu bewegen, erkundet lediglich neue Orte, anstatt sich im Inneren zu entwickeln. Ihre Mischung aus Gothic-Düsternis und Heimatfolklore wird außerhalb Finnlands gerne auf naturverbundene Lautmalerei reduziert, dabei reicht der Kern viel tiefer. Dass TENHI eine eigene Autodynamik, eine kinetische Energie, nämlich gar nicht benötigen, liegt als erster Wesenszug im Farbklang ihrer Instrumente verborgen.
Selbst also, wenn die Arrangements sich verändern und die Schwerpunkte mal anders gesetzt werden, muss damit nicht unbedingt eine Weiterentwicklung einhergehen. Eine solche wäre auch gar nicht unbedingt angebracht. Gerade dies führen die Finnen auf ihrem fünften regulären Album konsequent zu neuen Ufern: In welchen Facetten der unveränderte Bandkorpus diesmal in den dunklen Tropfsteinhöhlen des Totenreichs schillert, ist die faszinierende Frage, mit der man „Saivo“ entgegnen kann.
Dualität. Sie begegnet uns immer wieder im Sinne einer Spiegelung von Dies- und Jenseits und wird zu einem der zentralen Pfeiler des Albums – das hat über den Gebrauch der traditionellen Bootsmetapher auch auf das Coverartwork gefunden. Das Quintett kleidet seine Akustik in ein Spiel mit Schall und Reproduktion. Gelegentlich werden immer noch natürliche Soundeffekte eingesetzt (Wasser in allen Formen vom Tropfen bis zum Sprühregen oder auch einfach nur die scharrenden Geräusche einer sich bewegenden Saite), entfalten sich jedoch diesmal mit einer andersweltlichen, spiritualistischen Note. Selbst ohne allzu reichhaltige Informationen wird man dazu getrieben, die einzelnen Teile des Albums nicht als Durchgangsstationen zu begreifen, sondern als ewig währende, ritualisierbare Momente. Das verleiht den Kompositionen von TENHI wie gehabt einen hohen Wiedererkennungwert.
Obwohl ein Haufen verschiedener Instrumente zur Anwendung kommt, bezeugt der Gesamteindruck Minimalismus. Vieles, was zum Einsatz kommt, dient der atmosphärischen Verdichtung; Akustikgitarre und Piano hingegen bestimmen alleinig den roten Faden. Auf ihnen werden folkloristische Songstrukturen mit sehr traditionellem Anstrich aufgebaut, die wiederum an beinahe dem Ambient zuzuschreibende Landstriche gekoppelt werden. Der zehnminütige Ausklang „Siniset Runot“ macht davon exemplarisch Gebrauch. Die Melodien sind typisch für die Band kraftvoll, was es auch Genre-Quereinsteigern aus dem Heavy- und Prog-Sektor erneut einfach macht, in das TENHI-Universum einzusteigen. Allerdings beißen sich die wunderbaren Harmonien, stets punktgenau akzentuiert mit dem treffsicheren Einsatz von Flöte, Violine, Didgeridoo oder auch perkussiven Elementen (vgl. „Uloin“), mit den in sich gekehrten, in Schlüsselmomenten fast in Sprechgesang übergehenden Vocals.
FAZIT: Einer der letzten Nachzügler, der dem ohnehin schon überragenden Jahr 2011 einen würdigen Abschluss verpasst. Hier wird Traditionalismus gelebt, den man schnell mit Routine verwechselt hat; schließlich funktioniert die Musik der Finnen seit dreizehn Jahren nach der gleichen Philosophie. Es soll gerne so weitergehen. Neue Impulse wünscht man vielen Bands, nicht aber dieser.
P.S. Prophecy überzeugt – genau wie derzeit bei ALCEST – mit vorbildlicher Veröffentlichungspolitik: Eine Standardversion im Jewel Case zum fairen Preis, eine exklusivere Digipak-Ausgabe und ein wunderschöner, auf 1.000 Stück limitierter Buchband im Großformat mit Bonus-DVD – der Käufer hat die Qual der Wahl.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Saivon Kimallus
- Pojan Kiiski
- Uloin
- Pienet Purot
- Sateen Soutu
- Haaksi
- Surunuotta
- Savoie
- Vuoksi
- Paluu Joelle
- Sees
- Siniset Runot
- Bass - Ilmari Issakainen, Jaakko Hilppö
- Gesang - Tyko Saarikko, Ilmari Issakainen, Tuukka Tolvanen, Jaakko Hilppö
- Gitarre - Tyko Saarikko, Ilmari Issakainen, Tuukka Tolvanen
- Schlagzeug - Ilmari Issakainen
- Sonstige - Tyko Saarikko (Harmonium, Synth, Percussion, Didgeridoo, Mundharmonika, Udu), Ilmari Issakainen (Piano, Percussion), Paula Rantamäki (Violine)
- Airut: Aamujen (2006) - 9/15 Punkten
- Saivo (2011) - 11/15 Punkten
- Valkama (2023) - 12/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Nils [musikreviews.de]
gepostet am: 14.01.2012 |
Die Buchband-Edition kann ich nur empfehlen. Wunderschön aufgemacht! :-) |
Sascha G. [Musikreviews.de]
gepostet am: 14.01.2012 |
Kann ich nur bestätigen. Hab mir die ebenfalls gegönnt und war ziemlich begeistert, gerade für den verhältnismäßig moderaten Preis. Für die zusätzliche Audio-DVD habe ich zwar derzeit keine Verwendung, weil mir das Equipment fehlt, aber macht sich auch so schmuck im Regal. ;) |