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Dissonati: Reductio Ad Absurdum (Review)

Artist:

Dissonati

Dissonati: Reductio Ad Absurdum
Album:

Reductio Ad Absurdum

Medium: CD
Stil:

Retro Prog

Label: Eigenproduktion/Just For Kicks
Spieldauer: 51:44
Erschienen: 28.09.2012
Website: [Link]

An der US-Westküste zwischen Portland und Seattle entfaltet sich ein Spiel mit innerer Unlogik und Unvereinbarkeit: DISSONATI, gegründet von Keyboarder John Hagelberger und bereichert um Schlagzeuger John Reagan und Gitarrist Ron Rutherford, betiteln ihr Debüt „Reductio Ad Absurdum“. Ursprünglich stammt lateinische Begriff aus der logischen Beweisführung und bezeichnet die Widerlegung einer Aussage durch eine Weiterführung auf deren unlogische Wurzeln. Im vorliegenden Fall dient er auch der Zielgruppenfindung, denn die Kombination aus Band- und Albumtitel hat der erfahrene Progkonsument schnell auf dissonanten, „Rock-In-Opposition“ geprägten Prog festgenagelt. Insbesondere in Verbindung mit dem architektonischen, bewusst mit Dimensionen und Räumen spielenden Artwork lässt das Produkt ja gar keinen Zweifel mehr an seinem Inhalt. Und DISSONATI sind zweifelsohne bereit, einzulösen, was auf der Plakette steht.

Mindestens einen ersten grauenvollen Durchgang muss der Käufer zwar über sich ergehen lassen, denn die Dissonanzen sind wahrlich kein leeres Versprechen; das Album klingt dünn, ausgefranst, schrecklich schief und insbesondere den Gesang betreffend zuverlässig immer am Ziel vorbei. Die Produktion fällt hallend aus und wirkt dabei direkt und unvermittelt, hässlich wie die Realität eben. Der Erstkontakt mit „Reductio Ad Absurdum“ ist bisweilen kein Vergnügen, tatsächlich gelingt es nur wenigen Platten, bei der Prozedur des Kennenlernens so unangenehm zu wirken.

Dabei lässt gerade Ron Rutherford an der Gitarre zunehmend weniger Zweifel daran, dass er ordentlich was auf dem Kasten hat. Die Robert-Fripp-Einflüsse sind ganz unverkennbar; vielmals legt Rutherford eine Abfolge von unharmonisch wirkenden Noten in einen dauerhaften Loop, so wie man es von unzähligen Fripp-Werken gewohnt ist und wie sie für KING CRIMSON charakteristisch sind. Bass, Keyboards, Drums und eventuelle Begleitinstrumente lassen sich natürlich nicht lumpen und unterstützen alles Schräge in diesem Kontext, so dass bisweilen der Irrsinn aufkommt, der bei HENRY COW und UNIVERS ZÉRO an der Tagesordnung ist. Allerdings drücken DISSONATI zwischendrin auch mal gerne auf die Slow-Motion-Taste und bemühen sich um tragende, sanfte Klangflächen im Dunstkreis von PENDRAGON, GLASS HAMMER, IQ oder PORCUPINE TREE, ohne dabei jemals dieses leicht entrückte Flair zu verlassen, das ihnen schon auf die Flagge geschrieben steht. Je öfter die Wiederholung, desto mehr Raffinessen entfalten sich. Von einer „Reduktion“ im Wortsinne kann nicht die Rede sein, denn was auf Anhieb wie unfokussiertes Geplärre klang, entfaltet seine vielfältige Kopfnote erst später – ob nun ein Saxophon zu MARS-VOLTA-Gitarren gewürgt wird („The Sleeper“) oder barocke Cembalo-Laute produziert werden („Age Of Foeces“), an vielen Stellen erfährt das Album eine nachträgliche Aufwertung.

Wie also viele RIO-Künstler neigt man auch DISSONATI zunächst zu unterschätzen, doch ein paar Fragwürdigkeiten bleiben auch nach x Rotationen bestehen, sei es der nervige Refrain von „Mindwarp“ oder auch Rutherfords Gesang im Allgemeinen, der dermaßen schief und brüchig klingt, dass er – sei dies nun intentional oder nicht – schlichtweg keinen Spaß macht. Auf jeden Fall gewöhnt man sich an ihn nicht im gleichen Maße wie an die unsauber gespielten Noten oder die Produktion.

FAZIT: Liebhaber des Unharmonischen, die es gerne hören, wenn auch mal die Note getroffen wird, die neben der eigentlich logischen Wahl liegt, haben bei DISSONATI gut lachen. Das Debüt der Seattler jammt bewusst gegen den Strom und scheut sich auch nicht davor, so manch grässlich klingende Passage dafür einzusetzen. Das Gitarrenspiel ist gekonnt, der Einsatz von Begleitinstrumenten einfallsreich, nur der Gesang ist allenfalls etwas für die absolute Hardcore-Fraktion der Harmonie-Opponenten.

Sascha Ganser (Info) (Review 4218x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 8 von 15 Punkten [?]
8 Punkte
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Tracklist:
  • Age Of Foeces
  • Middle Man
  • Senescence
  • Mindwarp
  • Driver
  • The Sleeper
  • Can You Hear Me

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Thomas
gepostet am: 14.01.2013

User-Wertung:
9 Punkte

Ein wahres Wort: der Gesang macht "Dissonanzen" alle Ehre. Ist für mich immer ein Hören neben "Power Off": insgesamt hat die Scheibe instrumental sehr viel Substanz: der Gesang wirkt für mich kurzfristig sehr gelungen und passend, darf jedoch eine gewisse Schmerzgrenze nicht überschreiten
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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