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Bonaparte: Sorry We're Open (Review)
Artist: | Bonaparte |
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Album: | Sorry We're Open |
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Medium: | CD | |
Stil: | vertonte Ironie |
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Label: | Staatsakt / Warner | |
Spieldauer: | 52:50 | |
Erschienen: | 17.08.2012 | |
Website: | [Link] |
Wie passend, dass dieses Kollektiv bei Staatsakt untergekommen ist, die akustischen Unschlitt wie Die Türen oder Hans Unstern auf den Markt tropfen lassen.Tiermasken und andere Modeverbrechen gehören im Indie Pop fast schon zum guten Ton. Insofern regen BONAPARTE, die alle Klischees vom Hipster-Berlin bestätigen, mit ihrem dritten Album zum Gähnen an. Gleichwohl: Macher Tobias Jundt und seine vielköpfige Jahrmarkts-Truppe sind Kosmopoliten, und das hört man. Musiker müssen sie indes erst noch werden.
Im Intro „When The Ship Is Thinking“ spricht ein spleeniger Roboter zu Quetschkommode und Blechbläsern, ehe die Single „Quarantine“ kratzenden Elektro-Punk mit Drumcomputer bietet. Das Titelstück klingt nach dilettantischem 8Bit-Worshipping, wohingegen „C’est à moi qu’tu parles?“ sozusagen französische Chansons in ihrer überzogenen Erotik verunglimpft. Überhaupt greift bei BONAPARTE alles, was postmodernen Pop so unsäglich macht.
Er nimmt nichts ernst und höhlt sich selbst in Ermanglung echter Inhalte aus; er begeht Raub am frühen, echten Punkrock („Mañana Forever“), und wenn gar nichts mehr funktioniert, suhlt er sich im Unhörbaren („Bonahula“); er kann nur dissen und durch den Kakao ziehen, aber keine Karten auf den Tisch legen; er reiht Versatzstücke und entzweit, statt zu einen.
Im Falle dieser Scheibe wiegt der akute Melodie-Mangel schwer, denn wo einzig„Point & Shoot“ und mit Abstrichen „In The Breaks“ in dieser Hinsicht etwas zu sagen hat, glänzt das Gros der Stücke auf fragwürdige Weise mit einem Füllhorn an Sounds, die bloß keine gefühlvolle Musik ergeben. Man muss nicht tiefsinnig und schwermütig sein, um solche zu schreiben, aber bei aller bemühten „Witzigkeit“ hat Jundt das Wesentliche vergessen. Als Beispiele dafür stehen der Dadaismus „A Little Braindead“ oder „High Heels To Hell“ an erster Stelle. Die übers Album verstreuten Koordinaten-Stücke sind lärmige Zwischenspiele, der Text von „Alles schon gesehen“ ist nur deshalb hörenswert, weil er vermutlich von den findigen Reimern Deichkind ersonnen wurde.
Angeblich gefallen BONAPARTE auch Quentin Tarantino. Schön für ihn.
FAZIT: Kinder, wollt ihr ewig zappeln? Tobias Jundts überbordende Kreativität führt zu oberflächlichem Trash, und da er weiß, dass er weder Beck noch Beirut sein kann, flüchtet er mit BONAPARTE ins ätzend Ironische. Sorry, we're bullshit.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- When The Ship Is Thinking
- Quarantine (feat. Housemeister)
- Sorry, We’re Open
- C’est à moi qu’tu parles?
- 40°42’48.46 N 73°58’18.38 W
- Point & Shoot (feat. Siriusmo)
- A Little Braindead
- Mañana Forever
- Alles schon gesehen (feat. Deichkind)
- 53°32’26.81 N 09°58’47.28 E
- Quick Fix
- High Heels To Hell”
- In The Breaks
- 40°51’42.94 S 173°00’46.63 W
- Bonahula
- Sonstige - Tobias Jundt
- Sorry We're Open (2012) - 1/15 Punkten
-
keine Interviews
Kommentare | |
Johannes
gepostet am: 12.11.2012 |
Perfekt auf den Punkt gebracht - nicht nur zur Platte an sich, sondern auch das allgemeine Kranken der aktuellen Indie-Szene am chronischen Überironisieren wirklich pointiert beschrieben! |
Hans
gepostet am: 15.11.2012 |
Danke für dieses treffliche und treffende Review. Wie lange habe ich schon meine Aversionen gegen diese Band und ihre musikalisch wie visuell dargebotene Pseudoästhetik derart zum Ausdruck bringen wollen. Was im Namen "künstlerischer" Narrenfreiheit nicht alles erlaubt ist. |