Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Mekons: Ancient & Modern (Review)

Artist:

Mekons

Mekons: Ancient & Modern
Album:

Ancient & Modern

Medium: CD
Stil:

Alternative Country / Folk / Post-Punk

Label: Westpark Music
Spieldauer: 45:39
Erschienen: 23.09.2011
Website: [Link]

Bei Ancient & Modern haben wir es mit dem neuesten Werk einer Band zu tun, deren Werdegang in der Musikgeschichte wohl bis heute einzigartig ist. Ihre Ursprünge gehen zurück in das Großbritannien des Jahres 1977, genau genommen an die University of Leeds. Aus einer dort ansässigen Gruppe Kunststudenten sollten sich in diesem Jahr zwei Bands formieren: Die heute weit bekannteren GANG OF FOUR und die hier vorgestellten MEKONS. Die Freundschaft zwischen den beiden ging so weit, dass die MEKONS ihr ganzes erstes Album auf den Instrumenten ihrer Kollegen einspielten. Das hatte vor allem den Grund, dass sie selbst keine Instrumente besaßen - folgerichtig waren sie erst recht keine Musiker. Ungeniert rotzte man dennoch in bester Punkmanier drauflos. Die erste Single „Never Been In A Riot“ (eine Antwort auf THE CLASH's „White Riot“) ist ein beeindruckendes Zeugnis dieser Unfähigkeit, Instrumente zu bedienen. Dessen ungeachtet gelten diese Single und vor allem das nachfolgende „Where Were You?“ als Post-Punk-Geheimtipp.

34 Jahre oder 25 Alben später – ja, Ancient & Modern ist bereits der 26te Longplayer der Briten – ist alles anders. Inzwischen leben die Bandmitglieder großteils in den USA, die Haare sind ergraut, man ist gesetzter geworden. Statt chaotischem Post-Punk verschreiben sich die MEKONS heutzutage ihrer ganz eigenen Interpretation des Alternative Country - „Insurgent Country“ nennen sie das, eine Bezeichnung, die vom Chicagoer Plattenlabel Bloodshot Records geprägt wurde.

Die Briten servieren uns hier einen geschmackvollen Cocktail aus englischer und amerikanischer Folklore, einer Prise Rock und einer fast schon unkenntlichen Note Post-Punk. Akustische Gitarren und Geigen prägen das Bild, hin und wieder dürfen es auch Klavier, Banjo, Bouzouki und Akkordeon sein. Eine zurückhaltende Rhythmusfraktion aus E-Bass und Schlagzeug hält das Gefüge zusammen. Die eigentliche Stärke des Albums sind indes die Gesangsparts von Rico Bell und Sally Timms – gerade bei Bell ist die Punk-Vergangenheit in der Stimme noch unmittelbar spürbar. Und weil das noch nicht genügt, holt man sich für den knapp 7-minütigen Titeltrack Verstärkung in Form von „Louis Wrench and the Burlington Welsh Male Chorus“, der dem Ganzen zusätzlich eine andächtige, beinahe feierliche Note verleiht.

Allerdings darf man sich von der starken Besetzung – wir haben es hier immerhin mit 9 Musikern zu tun – nicht täuschen lassen. Über weite Strecken lassen es die MEKONS ruhig angehen – spärliche Arrangements, angenehme, sofort ins Ohr gehende Melodien, gemäßigtes Tempo, aber viel Liebe zum Detail. Der folkige Wohlklang wird nur gelegentlich von etwas rockigeren Tracks unterbrochen („Space In Your Face“, „Calling All Demons“, „Honey Bear“). Macht nichts, die Zeit vergeht dennoch wie im Flug.

Wie viele ihrer (unmittelbar) vergangenen Alben ist auch Ancient & Modern ein Konzeptalbum. Der Untertitel „1911-2011“ deutet bereits darauf hin: Der Hörer wird mitgenommen auf eine Reise in das Großbritannien der Edward'schen Ära, eine Zeit, in der der Erste Weltkrieg noch bevorstand, als man mit gestreiftem Blazer oder Segeljacke den Fluss entlang schipperte, als die Sommernachmittage noch lang waren und man mit Picknickkorb und Hund auf die Dorfwiese spazierte. Während musikalisch romantische Nostalgie zelebriert wird, spannen die Briten lyrisch gekonnt einen Bogen in unsere Zeit und führen uns satirisch vor Augen, wie wenig sich die heutige Konsum- und Genussgesellschaft in ihrer Sorglosigkeit und Naivität von der damaligen unterscheidet.

FAZIT: Mit Ancient & Modern beweisen die MEKONS, dass auch nach 34 Jahren Bandgeschichte nicht Schluss sein muss. Ein kurzweiliges, sowohl musikalisch als auch textlich stimmiges Album einer Band, die so viel richtig macht, dass es verwundert, warum sie nie kommerziell erfolgreich war. Fans kaufen die Scheibe sowieso, für alle anderen ist sie sicherlich ein guter Ausgangspunkt, um sich durch die restlichen 25 Alben der Briten zu wühlen.

Benjamin Mayer (Info) (Review 7213x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Warm Summer Sun
  • Space in Your Face
  • Geeshie
  • I Fall Asleep
  • Calling All Demons
  • Ugly Bethesda
  • Ancient & Modern
  • Afar & Forlorn
  • Honey Bear
  • The Devil at Rest
  • Arthur’s Angel

Besetzung:

  • Sonstige - Master J.D. Landfrog, Ambassador Lu Knee, Prince Erich Von Bellis, Lady Timms of Leeds, M. Itch, Miss Sarah Spankhurst, The Marquess of Goulding, Dame Honeybear, Lord Tom Tom

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Schreibe das folgende Wort rückwärts: Regal

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!