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John Wesley: The Lilypad Suite (EP) (Review)

Artist:

John Wesley

John Wesley: The Lilypad Suite (EP)
Album:

The Lilypad Suite (EP)

Medium: CD
Stil:

Singer / Songwriter

Label: Just For Kicks
Spieldauer: 24:18
Erschienen: 06.05.2011
Website: [Link]

Wer sich PORCUPINE TREE-Shows anschauen geht, die wundervoll markanten Backing Vocals des Gitarristen registriert und sich spätestens nach der vereinzelten Übernahme der Lead Vocals fragt, wieso der Mann mit dieser kernigen Stimme nicht einfach mal ein Soloalbum veröffentlicht, der hat de facto dreißig Jahre und fünf Alben verpasst, die er jetzt zügig nachholen darf.

Selbstverständlich ist PORCUPINE TREEs Live-Gitarrist in erster Linie nicht PORCUPINE TREEs Live-Gitarrist, sondern JOHN WESLEY, ein ambitionierter amerikanischer Singer und Songwriter. Seine ersten Veröffentlichungen, „Under The Red And White Sky“ und „The Closing Of The Pale Blue Eyes”, versprühen noch den Charme des Straßenjungen mit der Gitarre, der in klassischen Gitarrenballaden über die Schönheit von Frauen singt. Weiterreichende Ambitionen kündigen sich erst mit „The Emperor Falls“ vom gleichnamigen Album an, das sich komplexerer Songstrukturen und Motive bedient. Als Wesley 2005 schließlich „Shiver“ veröffentlicht, zeigt er sich deutlich von PORCUPINE TREE beeinflusst. Insbesondere das darauf enthaltene „Swing“ lässt den typisch kühlen E-Gitarren-Sound der „In Absentia“- und „Deadwing“-Phase über die lieblichen Akustikakkorde gleiten. Doch so stark die Elemente des wichtiger gewordenen Bandarrangements und der vielschichtigeren Partituren auch in den Vordergrund treten, Wesley lässt immer wieder Luken offen, um den balladesken Purismus seiner Frühwerke durchscheinen zu lassen.

In diesem Jahr wird der nächste Entwicklungssprung vollzogen. In enger Kooperation mit Dean Tidey, dem Live-Gitarristen von FEEDER, veröffentlicht Wesley mit „The Lilypad Suite“ eine Konzeptarbeit, ausgerechnet auf einer EP. Später im Jahr wird das Album „Disconnect“ erscheinen; bis dahin erzählt er sechs Geschichten um junge Mädchen, die mit dem Verlust ihres Vaters klar kommen müssen.

Auf dem Cover blüht eine weiße Wasserlilie, umgeben von bräunlich gefärbten Seerosenblättern auf einem schwarzen See – eine Metapher in ihrer ganzen offenkundigen Pracht.

„A.M.W.“ eröffnet mit extrem verzerrten Gitarren. Wesley krächzt in der Tonlage von FILTERs Richard Patrick, dass er nach Kalifornien gehe – ohne Frau und Kinder. Der Ausdruck ist Paralyse, der Schock allerdings sitzt nur eineinhalb Minuten, dann beginnt die Verarbeitung.
Mit „Walls Of America“, dem ersten vollwertigen Song, erhält die altvertraute Melancholie Einzug. Die verzerrten Gitarren bleiben im Hintergrund, darüber schichtet sich jedoch ein Akustikgeflecht, das jedem Freund des Wesley’schen Soloschaffens auf Anhieb ein heimisches Gefühl bereiten sollte – insbesondere, wenn das Stück schließlich, wie so oft bei Wesley, mit einem Fadeout abklingt.
„A Glittery Nothing“ spielt mit dem Element der Erinnerung und serviert es auf einer gesetzt positiv gefärbten Melodie, die dann in ein einfaches Gitarrensolo mündet. Immer noch bleibt der Hintergrund voller Hall und Verzerrung.
„Still Waiting“ konterkariert ein hardrockiges Riff, das auch für die Eröffnung zuständig ist, mit geisterhaften Strophen, die das Warten auf etwas Zukünftiges zum Thema haben. Wenn Wesley die Zeile „I’m waiting, waiting for your sun to shine“ singt, klingt er wie Chris Cornell. Das Heavy-Riff kehrt immer wieder zurück und durchtrennt abrupt den Refrain.
„Lost“ wiegelt sich vom Sanften ins Dramatische auf und verdeutlicht damit wie kaum ein anderes Stück auf der EP die Homogenität, mit der das Balladenmaterial in einen Bandkontext eingefügt wird. Konsequenterweise überlässt „Firelight“ seinen Refrain voller Traurigkeit einer E- anstatt einer Akustikgitarre, die vom Aufbau her üblicher gewesen wäre. Am Ende singt ein Mädchen auf einem Hidden Track noch eine putzige Strophe ohne Instrumentalbegleitung und die Suite findet ein Ende.

FAZIT: Alte Fans mögen den zunehmenden Verlust des Lonely-Guitar-Player-Flairs von den alten Alben betrauern – allerdings klingen Wesleys jüngere Arbeiten wesentlich dynamischer und ideenreicher. „The Lilypad Suite“ führt die Verschmelzung von Gitarrenballade und Banderzeugnis konsequent fort und überzeugt als atmosphärisch dichte Kollektion von thematisch zusammengehörigen Songs. Poetisch tiefsinnig ist das nur in seltenen Fällen, lieblich und angenehm, ohne dabei zu verkitschen, aber in jedem Fall.

Sascha Ganser (Info) (Review 4448x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • A.M.W.
  • Walls Of America
  • A Glittery Nothing
  • Still Waiting
  • Lost
  • Firelight

Besetzung:

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