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Joe Colombo: Borderlive! (Review)

Artist:

Joe Colombo

Joe Colombo: Borderlive!
Album:

Borderlive!

Medium: CD
Stil:

Bluesrock

Label: Just For Kicks
Spieldauer: 52:13
Erschienen: 01.04.2011
Website: [Link]

Der Schweizer Hartblueser mit dem knorrigen Zerrsound meldet sich mit einem Livealbum zurück und stellt einmal mehr seinen ureigenen (Slide-)Ton zur Disposition - mit guten Eigen- und nicht minder fluffigen Fremdfedern geschmückt.

Nicht täuschen lassen: Bei JOE COLOMBO geht es anders, als die Federmetapher vorgibt, deftig zur Sache; die Band stellt sich definitiv nicht mit dem Blaumann in den Fahrstuhl, sondern lässt den Schweiß von der Decke tropfen, was für enthusiastische Publikumsreaktionen sorgt. Der "Upside Down Blues" geht mit feurigem Instrumentalteil bereits ab wie Zäpfchen, und ZZ TOPs "Just Got Paid" reiht sich perfekt ein, wenn auch etwas gediegener. Spätestens mit "By My Side" erinnert man sich daran, dass es wohl sauberere und bunter aufspielende Blueser als COLOMBO gibt; allein sein Ton nebst Motivwahl ist unverkennbar. Mit seinem ruppigen Stil steht er etwa den Solowerken von LED ZEPs John Paul Jones, immerhin einem Bassisten, näher als Jungspunden wie Joe Bonamassa, wiewohl er kaum weniger variantenreich aufspielt - nur eben unter anderen Vorzeichen. Priorität wird dem Riff zugemessen, wobei sich weite Teile ausschließlich instrumental abspielen; erhebt Campanella das Wort, dann mit der Stimme eines weniger überkandidelten Brian Johnson.

Seine Sidemen sind ebenfalls ausgekochte Cracks und geben Zucker, nicht zuletzt Bassist Costa während seines gefühlvollen Solospots. Er funkt Alt-Jimis weniger offensichtliches "Third Stone From the Sun" zudem an, ehe sein Chef mit "It Hurts Me Too" von Elmore James beziehungsweise Tampa Red beweist, dass er als Gitarrist auch außerordentliches Feeling in den Fingerkuppen mit sich trägt. Die Harke regiert auf "Borderlive!" dennoch am häufigsten - nachzuhören im überbordend virtuosen Abschluss "Cold Night".

FAZIT: Hui und Pfui liegen im Bluesrock dicht beisammen. JOE COLOMBO schafft es mit seiner Band DELTACHROME einmal mehr, für relative Originalität zu sorgen, indem er Maulschellen mit blauem Handschuh verteilt, statt sich abgehalftertem Rentner-Boogie zu verschreiben. Wer seinen Blues nicht auf Kreuzfahrten mit VIP-Pass für Eric Claptons Backstagesause bei Schampus und Kaviar bestellt, freut sich an dieser brummenden Livescheibe 'nen Ast.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 5043x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Intro
  • Upside Down Blues
  • Just Got Paid
  • By My Side
  • Kalamata Bass Blues
  • Third Stone From The Sun
  • Albiz Drums Solo
  • It Hurts Me Too
  • Playin’ The Blues
  • Cold Night

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
mulehead-olli
gepostet am: 05.04.2011

Der letzte Satz belegt, dass der Rezensent leider wenig bis gar nichts begriffen hat, zumindest nicht in Bezug auf Persönlichkeiten der Rockmusikhistorie, die heutzutage noch im "Rentenalter" musizieren, und sich nicht mehr den Arsch abrocken, dafür teilweise auf allerhöchstem Niveau brillieren. Da müssen Leute wie der Herr Colombo noch lange Stricken, um jemals in diese Liga zu kommen.
Andreas
gepostet am: 05.04.2011

Beispiele?
Schon mal darüber nachgedacht, was geschieht, wenn diese Säulenheiligen alle verreckt sind und man niemandem der Jüngeren die Chance gibt, sich zu mausern? Muss man alles abkanzeln, was heute noch nicht so klingt, wie Clapton es seit mindestens 30 Jahren gerne wieder täte?
Thomas
gepostet am: 06.04.2011

Den verbalen Schlagabtausch Andreas - Mulehead-Olli finde ich interessant, schlimmer noch: für beide Seiten bringen interessante Aspekte. Letztendlich neige ich eindeutig zu Andreas: es muss auch erlaubt und möglich sein, Neues auszuprobieren; nur so wird Langeweile vermieden.
Allerdings hat Andreas mit seiner Wortwahl "abgehalftertem Rentner-Boogie" in Zusammenhang mit Eric Clapton eine solche Replik provoziert
Andreas
gepostet am: 06.04.2011

Ich hab Clapton im Review nicht spezifisch genannt, sondern nur als Beispiel im Kommentar. Er steht für viele weitere Blueser oder auch Southern Rocker. Bei Lynyrd Skynyrd und Konsorten kommt mir vor allem lyrisch das kalte Grausen.
mulehead-olli
gepostet am: 07.04.2011

Nun, das Beispiel Clapton, abgehalfterter Rentner-Boogie und der Kreuzfahrt-Blues stehen schon bitteschön im Fazit des Reviews.
Und gerade dieses Fazit "zerstört" leider die Rezi zum Colomboschen Livealbum. Denn diese unsachliche, polemische Spitze lässt einiges an Seriösität flöten gehen. Aber vielleicht ist letzteres auch gar nicht gewollt?

Ach ja, ich bin übrigens weit davon entfernt, den gitarristischen Nachwuchs im Bereich (Blues-)Rock abzukanzeln, finde es aber reichlich verfehlt, genau dies bei älteren Kalibern zu tun.
By the way, wer sich auch nur mal n' Furz mit Clapton beschäftigt hat, der wüßte, dass ihm nichts ferner läge, als heute und in den letzten 30 Jahren so zu klingen und geklungen zu haben, wie Herr Schiffmann es offenbar gerne hätte.
Andreas
gepostet am: 07.04.2011

Nein, will er nicht, dafür ist er mir persönlich aber zu unsympathisch, zumal er eine Weile lang genau den Menschen ans Bein pisste, die seinen Stoff aus der Taufe gehoben haben, nämlich Schwarze. Lies mal das letzte Classic Rock Magazine, Englische Ausgabe.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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