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Frei Schnauze!: Hunger (Review)
Artist: | Frei Schnauze! |
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Album: | Hunger |
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Medium: | CD | |
Stil: | Hardcoremetaldeutschpunkska |
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Label: | SN-Punx / New Music Distribution | |
Spieldauer: | 43:38 | |
Erschienen: | 26.08.2011 | |
Website: | [Link] |
Das Artwork mag auf den ersten Blick plakativ wirken, birgt jedoch eine durchaus subtile Botschaft:
"Geld fließt, weil Blut floss", heißt es im Opener, und inklusive Plattentitel mag man FREI SCHNAUZE! zu den Weiterdenkern unter den Punks zählen. Die Versöhnung des Menschen als Nummer und Kartei mit seiner animalischen Seite funktioniert im sozial kalten Wind, der 2011 allerorts auf der Welt weht, weniger als je zuvor. Umdenken angesagt?
FREI SCHNAUZE! tun dies auf genau die Weise, die ihr Bandname suggeriert. Dafür sprechen nicht nur die Titel ihrer Songs, sondern auch die sehr variable und stark metallisch geprägten Stücke. "Moralischer Krüppel" etwa ist ein Potpourri unzähliger Riffs und bisweilen schrulliger Melodien mit gegröltem Ende, wirkt dabei genauso wenig zerfahren, wie die Lyrics prollig sind. Demgemäß modifizerit "Der Faustschlag" sowohl den Ska als auch das alte Prinzip von Gegengewalt als Reaktion aufs Fressehauen. "Nackt" zitiert zu Beginn bezeichnenderweise die Comic-Verfilmung "Watchmen - Die Wächter" (später tut man dies zudem mit dem Pflichtstreifen "Lord of War") und ist davon abgesehen ein Highspeed-Klopfer ersten Grades. Mit "Ohnmacht" führen FREI SCHNAUZE! diesen Modus weiter, wobei der Refrain besonders packend ausfällt - und dann zwischendurch immer diese unerwarteten Spitzen, etwa in Gestalt unverzerrt geschrammelter Gitarren ("Ich schalt den Ska-Song besser wieder an").
"Der innere Kampf" klingt so martialisch, wie der Titel andeutet, doch textlich schürfen die Berliner wiederum weit tiefer. Durchhalten ist bei diesem Sextett nicht bloß ein Lippenbekenntnis; das hört man auch in "Der eigene Tod" und "Vor und zurück" mit einem erneut beängstigend drastischen Text. "Schlachtruf der Idioten" ist deshalb auch keine Parolenanhäufung, sonder ein erschreckend wahres, auf den Punkt gebrachtes Anklagedokument an die Obrigkeit: "Das reale Bild gehört nicht mit zu ihrer Politik" - was hat das, was tagein, tagaus auf der Welt stattfindet, überhaupt noch mit dir und mir zu tun?
"Falsche Werte" ist abgesehen vom anfänglichen Rundumschlag aus Spike Lees "25 Stunden" eine echte Fundgrube an musikalischen Ideen. Der Text - dazu bitte im Booklet die umgedeutete Evolutions-Illustration anschauen - behandelt wahlweise speziell die Kirche oder allgemein pervertierte Dogmen. "Graue Stadt" ist reinrassiger, aber ausgeklügelter Ska und vermutlich eine skeptische Hommage an die Heimat der Musiker. "Faule Sau" spricht gar das eigentlich erstaunlich selten musikalisch verarbeitete Thema Schwarzarbeit an. Auch hier beweisen FREI SCHNAUZE! Filmgeschmack und eröffnen mit einem Ausschnitt aus Oliver Rihs' "Schwarze Schafe". Warum der Text zum grande finale "Im Blute des Morgens" nicht im Booklet steht, weiß nur die Band, doch er fällt nicht weniger krass, weil furchtbar realistisch aus.
FAZIT: Ganz ehrlich, FREI SCHNAUZE! verursachen jedem fürs aktuelle Zeitgeschehen in Deutschland und darüber hinaus empfänglichen Menschen eine Gänsehaut. Zutiefst ehrliche und wie Nägel auf den Kopf treffende Texte paaren sich mit einer spielfreudigen, energischen Musik zwischen Ska, Metal und Hardcore, die in diesem Land - und wiederum darüber hinaus - ihresgleichen sucht.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Intro
- Hunger Nach Gewalt
- Moralischer Krüppel
- Der Faustschlag
- Nackt
- Ohnmacht
- Der innere Kampf
- Schlachtruf der Idioten
- Der eigene Tod
- Vor und zurück
- Falsche Werte
- Graue Stadt
- Faule Sau
- Im Blute des Morgens
- Hunger (2011) - 13/15 Punkten
-
keine Interviews
Kommentare | |
Mirko
gepostet am: 31.08.2011 |
Das Review macht Lust auf mehr *gg* |
Jule
gepostet am: 02.09.2011 User-Wertung: 13 Punkte |
Habs schon gehört und geht echt gut ab. Endlich mal wieder was neues. Review triffts auf den Punkt: kein 0815 Standard. Läuft die ganze Zeit hoch und runter im Player. |
trigger
gepostet am: 03.09.2011 User-Wertung: 13 Punkte |
ausgesprochen gutes album, dass es auch verdient hätte, gekauft zu werden.
danke für den tipp, herr schiffmann |