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Tracedawn: Egoanthem (Review)
Artist: | Tracedawn |
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Album: | Egoanthem |
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Medium: | CD | |
Stil: | Melodic Metal |
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Label: | Drakkar Records | |
Spieldauer: | 38:46 | |
Erschienen: | 25.09.2009 | |
Website: | [Link] |
Jung, wild, laut. Konjunktive, bei denen sich die Leute überschlagen. Auch und gerade im schnellebigen Musicbiz. Zugegeben, wenn sich ein blutjunges Bündel abenteuerlustiger Nachwuchsmetalheads auf die Bühne knallt und Hände und Stimme wirbeln lässt, ohne sich von einem Dieter Bohlen in Schema F steuern zu lassen, schaut man da gerne mal hin. Gut vermarktet als das “next big thing” schauen auch mal ein paar Leute mehr hin. Und prompt sieht sich das Babyface, das da in erster Reihe vom Backcover des TRACEDAWN-Zweitlings posiert, fern von Mamas Obhut ins kalte Wasser der Medienaufmerksamkeit geworfen, umrundet von Haifischrezensenten, die deine größte Waffe oder dein größter Feind sein können.
Die frechen Finnen erwiesen sich bislang als verheißungsvolle Hai-Dompteure. Mit den ganz Großen wurden sie verglichen: CHILDREN OF BODOM, SCAR SYMMETRY und wie sie alle heißen. Erstaunlich ausgeprägtes technisches Können, wahnwitzige Spielfreude und Energie wie ein Duracel-Häschen wurde ihnen attestiert. Beinahe ist es, als würde man einem Widerhall des THREAT SIGNAL-Debüts “Under Reprisal” (2006) lauschen.
Threat wer?, wird da mancher fragen, obwohl die Metalcore-Kanadier die Tage auch wieder mit einem neuen Album am Start sind. Ein Problem mit dem “next big thing”-Modell ist sein “Der König ist tot, lang lebe der König”-Syndrom: Die Zeit arbeitet grundsätzlich gegen Sensationsnewcomer. Das hat auch einen Grund. Bei ihnen schaut niemand wirklich auf das Resultat. Es wird immer nur festgestellt, wie viel eine Band mit diesem Potenzial für die Zukunft verspreche. Potenzial! Das bedeutet: Etwas, das die Band möglicherweise noch leisten könnte. Möglicherweise aber auch nicht. Der besprochenen Platte nimmt das all ihren Wert, denn geleistet hat die Gruppe noch nicht besonders viel zu diesem Zeitpunkt.
Wollen wir TRACEDAWN also einen Gefallen tun und bewerten “Egoanthem” mal nicht in Hinblick auf seine Möglichkeiten, sondern auf das Geleistete. Blicken wir hinter die wuchtigen, ultraheiß produzierten Wall-of-Sounds der Kategorie “Ohnegleichen” und überlegen mal, was wir von dem Album mit dem erlesen designten Cover mitnehmen können. Tja... da bleibt nicht viel übrig, zumindest nicht für die Ewigkeit.
Dabei springen die Stärken der Platte einen mit gewetzten Krallen an. Auffällig ist die virtuose Instrumentführung aller Beteiligten, die dezibelgenaue Abstimmung der Spuren, die musikalische Bandbreite und die melodische Wucht der neun Songs, die untereinander keinerlei Niveauabfall zeigen und wirken wie aus einem Guss, obwohl sie alle ihre spezifischen Eigenschaften haben.
Auffällig ist aber auch, wie viele junge Bands zu Anfang ähnlich lebendig geklungen haben, um anschließend lebendig begraben zu werden, mitsamt ihres “next big thing”-Stempels. Hier lässt das junge Gemüse erwartungsgemäß jegliche Grundlage vermissen. Herausstechende Momente wie die verzerrte Gitarrenarbeit in der Strophe von “Brain Attack” lassen zwar darauf schließen, dass sich da jemand was beim Songwriting gedacht hat, doch der Zugang zum eigenen Material ist nicht mit vollem Druck spürbar. Die vielen spannenden Ideen werden etwas zu mechanisch heruntergekurbelt, so als sei das Leben in den Finnen eine Illusion, wenn auch eine für den Moment befriedigende. Dadurch ziehen die Melodien am Ende vorüber, ohne nachhaltigen Eindruck hinterlassen zu haben. Ins Bild passt da auch Antti Lappalainens Stimme, die zwar immer den gewünschten Ton ideal trifft, und zwar in jeder Lebenslage (ob gesungen oder gegrowlt), dabei aber recht dünn klingt und Selbstbewusstsein vermissen lässt.
FAZIT: Natürlich bleibt diese Kritik ein reines Gedankenspiel. Man kann einer frischen Truppe wie TRACEDAWN nicht vorwerfen, frisch zu sein. Natürlich ist “Egoanthem” heiß wie ein Vulkan, aaah, aaah, und mancher verbrennt sich noch daran. So einige werden Samba mit dem Zweitwerk der Finnen tanzen, doch auf den schnell gesäten Lorbeeren ruhen ist nicht, denn den Beweis, dass sie nachhaltige Qualität liefern können, bleiben TRACEDAWN bis auf weiteres noch schuldig.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Make Amends
- Part Of The Wounded
- Scum
- In Your Name
- Your Way Is Not For Me
- Dirt Track Speedball
- Repeating Mistakes
- Brain Attack
- The Forsaken
- Bass - Henkka Vahtere
- Gesang - Antti Lappalainen
- Gitarre - Tuomas Yli-Jaskari, Jeremy Qvick
- Keys - Vili Itäpelto
- Schlagzeug - Perttu Kurttila
- Egoanthem (2009) - 8/15 Punkten
- Lizard Dusk (2012) - 7/15 Punkten
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