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Katatonia: Night Is The New Day (Review)

Artist:

Katatonia

Katatonia: Night Is The New Day
Album:

Night Is The New Day

Medium: CD
Stil:

Doom / Dark Rock

Label: Peaceville Records / Edel
Spieldauer: 48:53
Erschienen: 06.11.2009
Website: [Link]

Vom Doom/Death-Triumvirat der frühen Neunziger, dem KATATONIA zusammen mit MY DYING BRIDE und PARADISE LOST angehörte, soll an dieser Stelle nicht viel geschrieben werden. KATATONIA haben sich seit ihren frühen Anfangstagen weiter entwickelt und sollten mit ihrem modifizierten Sound in der Vergangenheit nur die Scheuklappenträger vor den Kopf gestoßen haben.

Das achte Album der Band wurde bis auf das Schlagzeug in den „Ghost Ward Studios“ aufgenommen, die mit einer „inspirierenden“ Atmosphäre aufwarten konnten, so man den Worten Anders Nyströms Glauben schenken mag: „Zerbrochenes Glass, Blut an den Wänden neben der Eingangstür des Gebäudes und bedrohliche Botschaften an den Fahrstuhl geschmiert –Exkremente und Urin auf dem Boden im Erdgeschoss lassen einen darüber nachdenken, ob der Hausverwalter nicht ein Serienkiller ist“.

Dass an solchen Orten keinen Sonnenschein-Musik entsteht, ist logisch und auch gut, denn „Night Is The New Day“ ist ein Kleinod finsterer, klischee- und kitschfreier Düsterkost, die mit ihrer Intensität so ziemlich jedes Heile-Welt-Geplätscher zur vollkommenen Nichtigkeit degradiert. Schon der Einstieg „Forsaker“ reißt mit einer Mischung aus ruhigen OPETH („Windowpane“) und gnadenlosen, doomigen Gitarrenexplosionen einfach mit – bei Romanen spricht man in diesem Zusammenhang neudeutsch wohl von einem „Pageturner“, denn der Drang das neue KATATONA-Album sogleich in seiner Gänze erfassen zu wollen, steigt sogleich beängstigend an.

Härte ist für „Night Is The New Day“ keine bloßes Mittel zur Auslösung hartmetallischer Schlüsselreize, sondern nur ein Gewürz von vielen, das gemeinsam mit einer Vielzahl weiterer Zutaten erst ein Emotionsbouquet erschafft, das KATATONIAs Musik zu dem authentischen Gefühlstrip macht, nach dem es den Liebhaber dunkler, tiefer Klänge stets gelüstet. Geisterhafte, niemals aufdringliche Keyboards schweben durch die Landschaft, urbaner Post Rock lässt die Moderne fühlbar werden, ohne sich an eben jene anzubiedern und auch lockere Rhythmen von folkiger Leichtigkeit, die wie Licht im allgegenwärtigen Zerfall den Weg leiten, haben auf diesem spannenden Album ihre Berechtigung.

Über all dem schwebt Jonas Renkses klare Stimme, die mit genau der richtigen Mischung aus Trauer, Resignation und dem Funken Hoffnung, der die Musik der Schweden erst glaubhaft macht, die elf Hymnen mit schwebender Traumhaftigkeit anführt. Und wer bei dem ergreifenden Finale dieses zutiefst intensiven Albums keine Gänsehaut bekommt, sollte mit seiner Gefühlsunfähigkeit schnellstens einen Arzt aufsuchen.

FAZIT: KATATONIA liefern mit „Night Is The New Day“ vielleicht das bewegendste Album ihrer Bandgeschichte ab. Diese elf introvertierten Hymnen sind eine Ode an die Einsamkeit zwischen nächtlich-grauen Betonfassaden einer sterbenden Stadt, sind Katalysator für Verzweiflung und Multiplikator für Wärme und Geborgenheit gleichermaßen. Kann Musik mehr bieten?

Nils Herzog (Info) (Review 10534x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Forsaker
  • The Longest Day
  • Idle Blood
  • Onward Into Battle
  • Liberation
  • The Promise Of Deceit
  • Nephilim
  • New Night
  • Inheritance
  • Day & Then The Shade
  • Departer

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Carsten
gepostet am: 25.10.2009

Hallo Nils!
Kompliment, selten son gutes Review gelesen!
Gruß Carsten
Nils [musikreviews.de]
gepostet am: 25.10.2009

Hi Carsten,
Danke, danke. Sowas hört man gern. ;)
Frommherz
gepostet am: 28.10.2009

User-Wertung:
11 Punkte

Gut, Nils! Mein Gott, was für ein gewählter Stil. "Urbaner Postrock", in der Tat, der schimmert durch. Mir gefällt das album, allerdings könnte doch mal eine zweite Saite angeschlagen werden... Sie stagnieren auf hohem Niveau; die nächste wird etwas anderes biten müssen. Gefällt mir dennoch, klar.
Nicolas
gepostet am: 29.10.2009

User-Wertung:
15 Punkte

Tolles Review und eines der schönsten Fazits die ich je gelesen habe. Weiter so!
caballero
gepostet am: 09.01.2010

ZWÖLF hymnen voller schönklang
incl.ashen.
selten so viel gänsehaut erlebt.
vorher nur bei tool und mogwai erlebt!!!!
darkul
gepostet am: 15.01.2010

User-Wertung:
14 Punkte

Ich pflichte dem Review vollstens bei, würde sogar die 14 zücken.
Aber ich habe die Frage, wieso "The Great Cold Distance" mit 8 Punkten so abartig schlecht wegkommt. Im Prinzip ist das hier nur eine fortgesetzte Verfeinerung. Das passt absolut nicht ins Bild. Für mich sind beide im höchsten musikalisch möglichen Bereich anzusiedeln.
Mirko [musikreviews.de]
gepostet am: 07.02.2010

User-Wertung:
12 Punkte

Ich war bisher nicht so der Katatonia Fan, allerdings hat mich dieses Album überzeugen können.
Benjamin [Musikreviews.de]
gepostet am: 29.05.2010

User-Wertung:
13 Punkte

Ich habe sie mir gekauft. Mir bleibt der Atem weg, denn genau diese Musik kann mich so ungemein berühren.
Du hast allerdings eines vergessen:
Es weckt eine unbeschreibliche Fernweh, weg von den staubigen, grauen Straßen, hinaus in die Ewigkeit, wo das letzte Licht dieser dunklen Welt noch schimmert, fern am Horizont.
Jan
gepostet am: 03.11.2010

Nahcdem ich mir auf Youtube "Day and then Shade" angehoert habe steht das Album auf meiner to buy list
Dirk
gepostet am: 05.11.2019

User-Wertung:
13 Punkte

Gutes Review, tolles Album. Warum du aber gleich am Anfang erstmal alle Fans der ersten Stunde dissen musstest habe ich nicht verstanden.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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