Am 02. März 2008 verstarb der kanadische Blues-Gitarrist JEFF HEALEY im Alter von lediglich 41 Jahren an den Folgen einer bösartigen Netzhauterkrankung (Retinoblastom). Seit frühester Kindheit litt er an dieser Krankheit in deren Folge er bereits frühzeitig erblindete. Die ganze Blues-Welt trug an diesem Tag Trauer – einer der ganz Großen der Szene war von uns gegangen.

Als 1988 sein Debüt-Album mit dem bezeichnenden Titel „See The Light“ erschien, prophezeite ein gewisser STEVIE RAY VAUGHAN, Healey würde die Art Gitarre zu spielen revolutionieren. Er, selbst „Revoluzzer“, sollte Recht behalten… Alleine Jeffs Art Gitarre zu spielen war außergewöhnlich. Seine Behinderung zwang ihn, im Sitzen zu spielen. So hatte er die Gitarre auf dem Schoß und spielte sie wie eine Lap-Steel. Dabei nutzte er den Vorteil, das Griffbrett mit fünf Fingern bedienen zu können.
JEFF HEALEY verband traditionelle Wege des Blues mit SRVs unkonventioneller Spielweise und GEORGE THOROGOODs rotzigem Rock’n’Boogie. Gemeinsam mit seinen Sidekicks, Joe Rockman (Bass) und Tom Stephens (Drums), bildete er ein verschworenes und eingespieltes Team, die JEFF HEALEY BAND. Jeffs Reputation in Musikerkreisen war enorm. ERIC CLAPTON, die ROLLING STONES, SRV, TINA TURNER, DAVE EDMONDS – sie alle wollten sich der Gitarrenkünste des Kanadiers bedienen.
Gegen Ende der 90er Jahre wurde es dann stiller um Jeff Healey, zumindest in der Blues-Szene. Er begann sich seiner wahren Leidenschaft, dem American Hot Jazz der 20er und 30er Jahre, zu widmen. Erst kurz vor seinem Tod nahm er noch einmal ein Blues-Album auf.

Im Oktober vergangenen Jahres gab es einigen Wirbel um „Legacy Vol. 1“, war es doch die Familie Healey, die in einem öffentlichen Aufruf die Fans bat, dieses Album nicht zu kaufen. Offenbar gab es damals Unstimmigkeiten wegen der Rechte an den Live-Takes. Schön, dass dieses Problem nun erledigt wurde. Auch wenn sich die Veröffentlichung durch diese Streitigkeiten um ein halbes Jahr verzögerte.
„Legacy Vol.1“ wird in zwei Versionen angeboten: Einmal als Doppel-CD und, für den Fan sicherlich empfehlenswerter, als Box mit einer DVD.
Diese DVD enthält eine sehenswerte Dokumentation der Karriere JEFF HEALEYs. Von den Anfängen in seinem „Rock House Club“ bis zu den Zeiten, in denen er sich mehr dem Jazz zuzuneigen begann. Neben Interview-Sequenzen gibt es reichlich Live- und Video-Material, teilweise bis dato unveröffentlicht, zu sehen. Als besonderes Schmankerl wird Jeffs letztes Video „I Tried“, das kurz vor seinem Tod produziert und nie veröffentlicht wurde, gezeigt.

Die „Singles“ CD enthält -nomen es omen- alle Singles der JEFF HEALEY BAND, zumeist im Original-Mix. Hier begegnet man wieder seinem ersten Hit „See The Light“ und seinen „Smashs“ wie „Heart Of An Angel“ oder „Full Circle“. Den Schreiberling dieser Zeilen erfreut vor allem der Nackenbrecher „Cruel Little Number“ und der „swampy“ Rocker „It Could All Get Blown Away“, der LYNYRD SKYNYRD gut zu Gesicht gestanden hätte. In neuem Gewand präsentieren sich „I Think I Love You Too Much“ von und mit MARK KNOPFLER sowie GEORGE HARRISONs Riesen-Hit “While My Guitar Gently Weeps”. Bei Letzterem sind der gute, alte George persönlich und JEFF LYNNE (ELO) an den akustischen Klampfen zu hören.
Die „Live – Unreleased“ CD bietet unveröffentlichte Live-Aufnahmen aus verschiedenen Clubs in NYC, Toronto und dem Hammersmith Odeon in London. Besonderen Spaß vermitteln hier Healeys Parade-Nummer, der Slow-Blues „Blue Jeans Blues“ und BOB DYLANs „All Along The Watchtower“, wobei er sich mit TOM COCHRANE feurige Gitarren-Duelle liefert. Die Takes sind teilweise sehr derb abgemischt, aber stets wurde das Feeling gut eingefangen.
FAZIT: Ein schöner Überblick über JEFF HEALEYs Blues-Veröffentlichungen. Die Mehrkosten für die Box sollten nicht gescheut werden – es lohnt sich.