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Gazpacho: Tick Tock (Review)
Artist: | Gazpacho |
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Album: | Tick Tock |
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Medium: | CD | |
Stil: | New Artrock / Konzeptwerk |
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Label: | HWT Records | |
Spieldauer: | 49:27 | |
Erschienen: | 27.03.2009 | |
Website: | [Link] |
„Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.“
Wie wahr ist doch dieses Zitat des französischen Schriftstellers Antoine de Saint-Exupéry. Denn GAZPACHO haben sich für ihr neues Album etwas Großes vorgenommen: Ein Konzeptwerk in dessen Mittelpunkt das Buch „Wind, Sand und Sterne“ von oben erwähntem Saint-Exupéry steht. In dieser Erzählung berichtet der begeisterte Autor und Pilot von seiner Notlandung in der ägyptischen Wüste und wie er nach fünf scheinbar endlosen Tagen von einer Karawane gerettet wurde.
„Tick Tock“ heißt die neue Scheibe der norwegischen Artrocker. Das Ticken einer Uhr. Das Klopfen des eigenen Herzens. Oder einfach nur die ewige Monotonie der Wüste. Der Titel lässt Raum zum Interpretieren. Gleichzeitig ist es ein Hinweis auf den Aufbau der Musik. Der Titeltrack wird von einem stetigen Ticken durchzogen, das im Finale in Erlösung aber auch in Nachdenklichkeit endet.
„Tick Tock“ folgt dem Prinzip langer Suiten und schwebender Soundscapes des Vorgängers. Allerdings klingt die Mischung aus New Artrock und Ethno/Worldmusic deutlich wärmer, gleichzeitig aber trostloser als auf „Night“.
Der Gesang von Jan-Henrik Ohme trägt zusätzlich zur allgemein vorherrschenden Melancholie bei. Ähnlichkeiten mit Steve Hogarth, dem Sänger von MARILLION, stechen weniger hervor – seine Stimme erinnert mehr an Thom Yorke (RADIOHEAD) oder Matthew Bellamy von MUSE. Das klangliche Fundament bildet eine fünfköpfige Band, deren Zusammenspiel bereits fest verwoben ist. Einzig der Gitarrist lugt mit seinen eingestreuten Soli noch etwas schüchtern aus den Keyboardteppichen heraus.
Das Album beginnt mit dem rockigen, MUSE-beeinflussten „Desert Flight“, quasi der Sturm vor der schrecklichen Ruhe. Ohme versprüht Begeisterung und Optimismus. Ein durchaus intelligentes Intro, denn ab jetzt wird das Album deutlich getragener, dafür umso spannender.
„The Walk“ wird von einer wunderbaren Melodie getragen, die sich in verschiedensten Variationen durch den knapp 13minütigen Song ziehen. Die Aufbruchsstimmung ist deutlich spürbar, die Musik wird von einer tiefen Sehnsucht getragen. Ein orientalisch angehauchter, treibender Mittelteil führt am Ende vom anfänglichen Fernwehgefühlen zur Erkenntnis, dass es aus der Wüste keinen Ausweg geben kann. Ein sehr bewegendes Stück!
Das Kernstück bildet das 22minütige Epos „Tick Tock“. Wie bereits erwähnt, zieht sich durch das ganze Stück eine Synthesizerlinie, die an eine tickende Uhr erinnert. Um diesen monotonen Rhythmus herum schlängeln sich wunderbare Melodien, die aber niemals einen wirklichen Ohrwurmcharakter entwickeln. Vielmehr beschreibt das sehr lang gezogene Arrangement ein ständiges Auf und Ab. Die Harmonien entschwinden dem Hörer immer wieder wie ein Silberstreifen am Horizont.
Im Mittelteil fährt GAZPACHO nochmal einen Gang zurück und legt schließlich die ganze Palette an Gefühlen frei – von Einsamkeit, Resignation bis hin zur nackten Todesangst. Und kurz vorm Ende, wenn man dem Tode näher ist als dem Leben, gibt es ein gigantisches Aufbäumen. Die letzte Lebenskraft kehrt in das vom Wüstensand begrabene Ich zurück.
Der letzte Track „Winter is Never“ ist eine nachdenkliche Ballade, die Rettung nach einer epischen Reise durch die Weiten der Wüste. Dieser Song wird laut der Homepage der Band voraussichtlich als Single ausgekoppelt werden.
FAZIT: GAZPACHO arbeiten sich schön langsam in die oberen Ränge des New Artrock vor. Mit ihrer Mischung aus schwebenden Soundscapes, bewegenden Melodien und abwechslungsreichem Songwriting konnten sie mich nicht nur als objektiv urteilenden Rezensenten begeistern, sondern auch als „privaten“ Hörer – ich lege das Album, im Gegensatz zu manch anderen Promo-CDs, immer noch gerne zum Träumen und Schwelgen auf. „Tick Tock“ ist trotz seiner Melodieseligkeit auf den ersten Hörer nicht sofort griffig und eingängig. Die Schönheit dieses Albums muss entdeckt, erarbeitet werden. Abseits von Progressive Rock-Klischees erschaffen GAZPACHO eine mitreißende Atmosphäre. Wer den Vorgänger „Night“ gemocht hat, wird auch hier nicht enttäuscht werden.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Desert Flight
- The Walk (Part 1)
- The Walk (Part 2)
- Tick Tock (Part 1)
- Tick Tock (Part 2)
- Tick Tock (Part 3)
- Winter is Never
- Bass - Kristian Torp
- Gesang - Jan-Henrik Ohme
- Gitarre - Jon-Arne Vilbo, Mikael Kromer
- Keys - Thomas Andersen
- Schlagzeug - Robert R. Johansen
- Sonstige - Mikael Kromer (Violine, Mandoline)
- Night (2007) - 9/15 Punkten
- Tick Tock (2009) - 12/15 Punkten
- Missa Atropos (2010) - 11/15 Punkten
- Demon (2014) - 13/15 Punkten
- Night Of the Demon (2015)
- Soyuz (2018) - 11/15 Punkten
- Fireworker (2020) - 9/15 Punkten
Kommentare | |
Retrofan
gepostet am: 10.03.2010 |
Mein Album 2009 !!!
Stimmungsvolle, atmosphäre Songs mit exotischen und psychodelschischen Farbtupfern. Nur dieses "Winter is never" passt nicht rein. |