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Disbelief: Protected Hell (Review)

Artist:

Disbelief

Disbelief: Protected Hell
Album:

Protected Hell

Medium: CD
Stil:

Extremer Metal

Label: Massacre / Soulfood
Spieldauer: 48:07
Erschienen: 17.04.2009
Website: [Link]

Nach wie vor kommt man DISBELIEF mit der Kategorisierung Extrem-Metal nicht bei, denn bei aller Härte besitzen sie selbst ohne synthetische Elemente in ihrem Sound ein gewisses Industrial-Flair, Doom-Momente und Anklänge an die progressive Alternative von Neurosis bis Killing Joke. Die Stimme entkleidet Karsten Jägers Inneres von Veröffentlichung zu Veröffentlichung weiter. "Protected Hell" ist emotional in genau diesem Sinn und keine Genrebezeichung für sich selbst ritzende Mittelstandskinder.

Wie gesagt: Geschwindigkeits-, Virtuositäts- oder sonstige quantitativ messbare Extreme loten DISBELIEF nicht aus. Statt dessen treffen sie den Hörer dort, wo es weh tut: der Abgrund steckt im Menschen selbst und wird musikalisch mit der Todeskelle und Noise-Riffs zu gleichen Teilen ausgehoben. Dissonanzen gehen in Harmonien auf und wieder zum Missklang zurück, so wie Jaggers Stimmbänder raue Leiden durchleben und Trauerklöße verwinden, die nur unwesentlich runder den Schlund hinabgleiten als die Glassplitter, die der Frontmann sein Leben lang offenbar schlucken musste. Dass man an solche Gefühlsmusik auch konventionelle Maßstäbe wie das der Eingängigkeit legen kann und positive Ergebnisse erhält, macht die deutsche Band so wertvoll und wohl letztlich auch trotz aller Lineup-Unbillen so langlebig. DISBELIEF wälzen sich glaubhaft im Horror des Alltags, statt blasse Stimmungsbilder nachzumalen und populistische Untergangsszenarien zu evozieren, wie wir sie aus den Medien und von einfallslosen 08/15-Bands bereits zu Genüge kennen.

Irdische Fakten zum Ende: Einzig "Hell Goes On" tritt aufs Gaspedal, weshalb sich "Protected Hell losgelöst vom Ideenüberbau Fans von groovendem Death (nein, nicht die Jumpdafuck-Variante) oder Crowbar-Doomcore empfiehlt. Klar kann man nach wie vor Neurosis nennen, doch denen sind DISBELIEF in Anbetracht ihrer Kompaktheit und Unaffektiertheit überlegen; der Kriechgang von "One Nation's Son" scheint diese Bodenständigkeit zu unterstreichen, und auch textlich muss man sich nicht poetisch verkrümmen oder - als vermeintlich einzig weitere Option - plump politisieren, um eine Botschaft zu vermitteln. Wunderbar spannt die Band einen dynamischen Bogen auf dieser Platte, indem sie zunächst die kantigen Klangmöbel rangiert, um zum Schluss die verhältnismäßig melodiöseren Schmuckstücke ("The Dark Soundscapes") ins Kopftheater zu bugsieren. Versöhnlich stimmen die Künstler den Hörer dabei nie - ohne die Schlechtigkeit dieser Welt und des Menschen Zerrissenheit existierten DISBELIEF gewiss auch, weil sie allein kompositorisch ausreichend Aussagekraft besitzen. Allerdings könnte man ihre hinabziehende wie erhebende Musik dann im Wust der zahlreichen viel zu lauten Lautmaler mit Leisetreter-Geist übersehen.

FAZIT: Gefühlsechter Metal, der akustische Schwere und seelische Schwermut gleichermaßen betont. DISBELIEF sind wie gehabt die untypische deutsche Extremband und suchen selbst unter ähnlich gearteten Muckern international ernsthafte Konkurrenten, falls sich profaner Wettbewerb im fortschrittlich musizierenden Zerrgitarrenbereich mit Sendungsbewusstsein nicht eigentlich verbietet. Bitte laute in Schleife hören - wie eine Bandage um geschundene Knochen...

Andreas Schiffmann (Info) (Review 5672x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Hell (Intro)
  • A Place To Hide
  • Hate/Aggression Schedule
  • Nemesis Rising
  • The Return Of Sin
  • Hell Goes On
  • S.O.S. - Sense Of Sight
  • One Nation‘s Son
  • Trauma (Instrumental)
  • The Dark Soundscapes
  • Room 309 (Kraftprinzip)
  • Demon‘s Entry

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
Kommentare
Van Helsing
gepostet am: 20.04.2009

User-Wertung:
10 Punkte

Ich seh schon, A.S. schreibt Rezensionen für Leute, die nicht nur die erste Zeile lesen. Muss manchmal zum Satzanfang zurück; aber ich geb nicht auf. Mit dem Inhalt kann ich gut leben; wird bei mir ähnlich ausfallen.
Enno
gepostet am: 14.06.2009

Toll dieses Album.
Hat mich beim ersten Mal mitgerissen und tut es immer noch.
Jaggers Vocals sind sowieso genial und tragen einen großen Teil zur Intensivität Disbeliefs bei.
Enno
gepostet am: 14.06.2009

User-Wertung:
14 Punkte

Oh noch nachträglich die Wertung. Finde das Rveiw übrigens sehr gut geschrieben.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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