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Mörglbl: Toons Tunes From The Past (Review)

Artist:

Mörglbl

Mörglbl: Toons Tunes From The Past
Album:

Toons Tunes From The Past

Medium: CD
Stil:

Jazz-Fusion, Prog-, Avant- und zappaesker Fusions-Rock

Label: The Laser’s Edge Records
Spieldauer: 120:38
Erschienen: 24.10.2008
Website: [Link]

Da sind sie wieder!!! Die G3 aus Frankreich, die alle instrumentalen Spielarten, die sich zwischen Metal, Rock, Funk, Jazz und Prog bewegen, miteinander fusionieren und dabei noch nicht einmal ihren Sinn für Humor verlieren.

Wobei dieses „Da sind sie wieder!!!“ eigentlich nicht stimmt, denn hier waren sie schon längst gewesen, auch wenn das Erscheinungsdatum dieses Doppel-Albums darüber hinwegtäuscht. Auf „Toons Tunes From The Past“ sind erstmals die beiden Frühwerke der französischen ZAPPAisten versammelt, die es längst nicht mehr gab und die (zum Glück) nach dem erfolgreichen dritten Album aus dem Jahre 2007 wieder ausgegraben wurden. Und so bekloppt die drei Musiker auch aussehen mögen und so bekloppt sie sich auch im Booklet darstellen, ihre Musik gehört mit zu den anspruchsvollsten Instrumentalwerken, die auf dem weit verbreiteten Musikmarkt rumschwirren.

Der Vergleich mit den G3, den Gitarristen JOE SATRIANI, ERIC JOHNSON & STEVE VAI, ist durchaus passend, denn CHRISTOPHE GODIN spielt dermaßen variabel seine Gitarre, dass dem Hörer der Eindruck vermittelt wird, hier gäbe sich ein großer Gitarrist nach dem anderen die musikalische Saite in die Hand. Und wenn es GODIN so richtig packt und er den Metal-Hammer aus dem Sack holt, kann sich sogar ein DEVIN TOWNSEND warm anziehen.

Auf ihrem ersten, 1998 erschienenen, Album „The MÖRGLBL Trio!!“ richtet sich darum die größte Aufmerksamkeit auf die Gitarre, in all ihren akustischen und elektrischen Facetten. Dazu noch Bass und Schlagzeug und schon geht’s ab: mal klassisch-weltmusikalisch auf den Spuren eines PACO DE LUCIA, mal knallhart mit DEVIN TOWNSEND-Gebläse und ganz oft Melodieverliebt wie Mr. SATRIANI oder kompliziert-komplex im Stile des ehemaligen ZAPPA-Gitarristen VAI.

Allerdings sind dafür, im Gegensatz zu den bis dato zwei folgenden Alben, auf MÖRGLBLs Debüt kaum zappaeske Momente erkennbar, wenn man mal von den wirklich absolut bescheuerten Gimmicks wie am Anfang von „Les Mécanismes Du Temps“ oder das schreckliche „Mexico“ und das noch um ein Vielfach beklopptere „Monishkolio“ absieht. Vielleicht sind diese seltsamen Spinnereien aber auch der Versuch, von der wahren Schwäche des „The MÖRGLBL Trio!!“ abzulenken: die Kombination oftmals einfach zu unterschiedlicher Spielarten, die sich manchmal auf dieser CD regelrecht im Wege stehen, statt sich miteinander zu vereinigen. Und so ist der erste Versuch der Franzosen, ihre musikalischen Ideen auf einem Album unterzubringen, zugleich auch ihr schwächster. Der letzte Titel „Friends“, der sich über fast 8 Minuten langatmig bis zum Ende hinschleppt, ist dafür wohl der beste Beweis.

Spannender wird es da schon auf „Bienvenue À MÖRGLBL Land“ von 1999. In diesem Land fühle ich mich zumindest nicht nur wirklich willkommen, sondern auch so richtig zuhause.

Auch hier dient diesmal ein Gimmick als Einstieg, aber das hat’s in sich. Seltsam verfremdete Säuferstimmen und eine Bums-Bläserkapelle dürfen uns 40 Sekunden lang das Entsetzen durch die Ohrmuscheln treiben, das einen überkommt, wenn er die mehr oder weniger friedvollen Besoffenen auf dem Oktoberfest beim Schunkeln nach bayrischer Blasmusik beobachtet. Aber das „isch zu Glück nur a Gaudi“. Denn schon die folgenden sechs Minuten pusten uns die Gehörgänge wieder frei und würden sofort jeden Oktoberfest-Besucher sein zuvor genossenes Maß Bier samt „Händel“ wieder auskotzen lassen. Oder könnte sich jemand vorstellen, das LIQUID TENSION EXPERIMENT auf die bayerischen und nichtbayerischen Lederhosen- & Dirndlträger/Innen loszulassen?

„Scipagnoleg Et Bombola“ würde sich auf jedem STEVE VAI Album gut machen und hat endlich dieses im Späteren immer mehr verfeinerte ZAPPA-Feeling. „Peknu-Tekno Boy ist dann vom Verrücktheitsgrad her total zappaesk, ohne überhaupt nach Zappa zu klingen, denn hier wird brachialer Metal mit einer Art Discomusik und hämmerndem Techno zu einer Mischung verballhornt, wie sie der viel zu früh verstorbene Großmeister schon auf „Sheik Yerbouti“ unübertroffen zelebrierte. Was kann einem dermaßen verrückten Titel folgen? Natürlich Entspannung: also mal schnell ein akustischer Titel mit wundervoll verträumten Gitarre- und Basseinlagen, begleitet von einem mit den Besen gespieltem Schlagzeug. Im Hintergrund schleicht sich dann schon wieder das „Fantom“ an, um uns mit gezückter E-Gitarre von der Traumwelt in die schaurige Realität zu befördern – ein überraschendes, aber an einigen Stellen sogar wundervoll CRIMSONeskes Erwachen.

Ganz ähnlich wie eben beschrieben geht es dann bis zum „normalen, bonusfreien“ Ende weiter. Jede Menge abwechslungsreiche Wendungen und ein paar nervende Gimmicks inklusive, wobei des Öfteren einem wirklich die jeweiligen Enden der einzelnen Titel auf den Geist gehen, da neuerdings diese „seltsamen Spielereien“ jetzt dort versteckt sind. Natürlich muss dann das offizielle Ende genauso verrückt ausfallen wie der offizielle Anfang: doch diesmal gibt’s statt Oktoberfest-Bläser-Mucke ein wenig Country-Mucke im BONANZA-Stil geboten. Lustig, lustig, trallallallalla!

Wären da nicht noch die beiden Bonus-Titel, die insgesamt auf eine Laufzeit von 12 Minuten kommen, hätte sich bei mir wohl doch wieder eine gewisse Enttäuschung breit gemacht. Doch gerade „Nounours A Disparu“ mit diesem echt geilen Bass-Spiel, das sofort Erinnerungen an TONY LEVIN weckt und sich überhaupt im Umfeld von KING CRIMSON bewegt, hat es mir angetan. Ein doch noch glückliches Ende für ein interessantes, aber wiederum nicht durchgängig gelungenes Album.

FAZIT: Wer durch das tolle letzte Album „Grötesk“ auf MÖRGLBL neugierig geworden ist oder spielfreudige Instrumentalmusik mit absoluter Gitarrendominanz mag und auch mal blöden verrückten Ideen gegenüber aufgeschlossen ist, sollte sich unbedingt diese Doppel-CD von MÖRGLBL antun, da er die ersten beiden Scheiben von den Franzosen nun im Doppelpack zum günstigeren Preis (als einzeln gekauft) erwerben kann. Selbst wenn sie hier noch nicht an die 2007er-Veröffentlichung heran kommen, dass es die Jungs mit ihren seltsamen Plastehüten als Kopfbedeckung musikalisch drauf haben, kommt hier voll zur Geltung. Vielleicht sollten sie aber endlich mal über eine andere optische Präsentation nachdenken!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4267x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 8 von 15 Punkten [?]
8 Punkte
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Tracklist:
  • CD 1: „The Mörglbl Trio!!” (1998)
  • Links
  • The Tale Of Thibault
  • Streets And Traps
  • Inside Power
  • Il Bello Di Notte
  • Les Mécanismes Du Temps
  • Travels
  • Mexico
  • Lieutenant Colombin
  • Strictement Confidentiel
  • Monishkolio
  • The Principles Of Life
  • Friends
  • -
  • CD 2: „Bienvenue À Mörglbl Land” (1999)
  • Bienvenue À Mörglbl Land
  • Scipagnoleg Et Bombola
  • Pekno-Tekno Boy
  • L’age De L’éveil (À Geneviève Et Roger)
  • Le Fantome De Savie
  • Angelica
  • Ben…Voilà!
  • Derrière Les Sourires
  • Cléopatatras
  • Acouskymegnum
  • Conversations D’alcove
  • Jouons Un Peu
  • Toons Tunes (Bonus Track)
  • Nounours A Disparu

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Thomas
gepostet am: 22.06.2012

So richtig verstehe ich die 8 - Punkte-Wertung: die Rezension liest sich so positiv, dass ich 2 Punkte mehr erwartet hätte
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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