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Madder Mortem: Desiderata (Review)
Artist: | Madder Mortem |
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Album: | Desiderata |
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Medium: | CD | |
Stil: | Gothic |
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Label: | Peaceville/SPV | |
Spieldauer: | 54:48 | |
Erschienen: | 2006 | |
Website: | [Link] |
“Desiderata” erinnert mich daran, dass ich mir die beiden Werke der Norweger für Century Media eigentlich zulegen wollte, die ich damals bei einem Bekannten hörte und mein Interesse an den Norwegern weckten. Ihre Richtung hat sich nicht gravierend geändert, weshalb sie den Genre-Labelriesen auch sicher verlassen haben; mit den Lacuna Coils dieser Metalwelt können und möchten MADDER MORTEM nicht kommerziell mithalten.
Dies bedeutet freilich nicht, dass die Gruppe unzugängliche Musik spielt, denn nachvollziehbar sind alle ihre Stücke, nur eben nicht gewollt eingängig. Dabei bleiben sie unberechenbarer als die Kollegen. Als Extrempunkte, zwischen denen sie sich wohlfühlen, könnte man zum Einen The Gathering zu ihrer härtesten Phase nennen – abzüglich der Seventies-Note und einen Tick moderner; die gegenüberliegende Komponente stellen die Landsleute von Atrox dar, wobei Agnete stimmlich nicht deren Abgedrehtheit aufweist.
Im Opener changiert sie gleichwohl zwischen Dramatik und Sprödigkeit wie Monika Edvardsen, und auch die klar errkennbaren Seven-String-Gitarren kennt man vom letzten Album „Organasm“ der „Grässlichen“. Allerdings fügt „Evasions“ dem Gruppensound eine weitere Facette hinzu. Das Stück klingt verträumter, anfangs rhythmisch bloß von Beckenschlägen aufrechtgehalten, später mit jazzigen Pickings ausstaffiert und schließlich an Fahrt gewinnend. Zweistimmig singen dann die Gitarren, und Agnete erklimmt Höhen im Refrain, denen harte Ein-Ton-Riffs entgegenstehen. „Plague of this Land“ dagegen ist wieder lebendiger, hintergründige Vokallaute dienen der Sängerin als Chor, bevor nach einem Bassbreak thrashiges Uptempo überrascht, in dessen Kontext die ätherischen Vocals originell wirken. Doch Agnete wird aggressiver, und ebenso unerwartet kommt der Rhythmuswechsel in ein Half-Time-Feel am Ende.
Zeit für ein kurzes Zwischenspiel mit harfenartigen Arpeggien, stillem Gesang und sonst nichts. Dafür wirken die aufbrausenden Dissonanzen in „M for Malice“ umso heftiger, der Bass ist ein ums andere Mal recht dominant – man hat sich den einzig positiven Aspekt von Korn herausgepickt und Nu-Metal-frei verarbeitet. Tormod darf darüber hinaus Death-Grunts einstreuen. Interessant klingt auch das Violining der hohen Saitentöne während der tieffliegenden Riffs. Dynamisch zwischen cleanen Passagen mit melancholischem Gesang und harten Sounds wechselnd zeigen sich „The Flood To Come“ und sein Nachfolger, wobei „Changeling“ die Extreme bis zum Ende immer weiter steigert: Agnete beginnt vor schrillen Gitarren wiederholt „Change!“ zu schreien und wird bis zum abschließenden Schlagzeugausbruch in die Nähe von Blast-Regionen von ihrem männlichen Gegenpart unterstützt.
Verschnaufen ist zumindest im ersten Teil von „Cold Stone“ angesagt, doch die dunkle Stimmung mit traurigem Gesang schlägt gegen Ende in mehrstimmige Vocals und stampfende Maschinengeräusche um. Die letzten Sekunden mit Akkordeon wirken befremdlich, doch das Stück bleibt ob seines Refrains schlüssig, da dieser als Orientierungspunkt dient. Die Schizophrenie treibt das folgende Stück weiter voran – zunächst tanzbar mit sehr dunklen Tönen und erneut träumerischem Gesang, der aber kräftiger wird, wobei zugleich das Tempo zurückgeht und tragische Leadgitarren erscheinen.
Im mathematischen „Hypnos“ steht Agnete weiterhin neben sich, und auch das Titelstück schlägt nach der Hälfte einen Haken hin zu harschen Dissonanzen, die im finalen Singsang „Die, die, die“ enden. „Hangman“ stimmt versöhnlich, ist eine Art intime Kammersession mit gestrichenem Schlagzeug und sanften Gitarrentönen...denkt man, doch auch hier ein Schrei - und der Verzerrer wird eingeschaltet, um mit epischen Leads und leidendem Gesang aus der Scheibe zu führen.
So wirr sich manche Beschreibung anhört – „Desiderata“ ist keineswegs eine anstrengende Freak-Scheibe. Die Ecken des Albums laden vielmehr zum wiederholten Hören ein und runden sich allmählich ab, so dass sich sinnvolle Songs herausschälen, die im Fluss wie einzeln funktionieren. Obwohl The Gathering mittlerweile in einer anderen Liga spielen, Opern-Metal ohnehin etwas gänzlich Unterschiedliches ist und Lacuna Coil nach Amerika schielen, wird „Desiderata“ wohl ein Geheimtipp bleiben, weil man die Band weiterhin dem Gothic-Genre zurechnen wird.
FAZIT: MADDER MORTEM begeistern nach wie vor all jene Hörer, die von Formalismen befreite harte Musik mit Frauengesang mögen – ´Nuff said...
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- My Name is Silence
- Evasions
- Plague of this Land
- Dystopia
- M for Malice
- The Flood to Come
- Changeling
- Cold Stone
- Hypnos
- Sedition
- Desiderata
- Hangman
- Desiderata (2006) - 10/15 Punkten
- Eight Ways (2009) - 12/15 Punkten
- Deadlands (Re-Release) (2009)
- Red In Tooth And Claw (2016) - 12/15 Punkten
- Marrow (2018) - 13/15 Punkten
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