Ayreon- neues Video „Valley Of The Queens“ aus „Ayreon Universe – Best of Ayreon live“ (VÖ 30.03.2018) jetzt online!
Liebhabern von Progressive Rock und Progressive Metal muss man Arjen Anthony Lucassen nicht groß vorstellen. Seit mehr als 20 Jahren veröffentlicht der Multiinstrumentalist aus den Niederlanden unter dem Projektnamen Ayreon höchst aufwändig produzierte Konzeptalben mit verzwackten Storylines, auf denen er – für gewöhnlich von namhaften Gästen begleitet – gewaltige Kathedralen aus Klang errichtet. 2017 erschien sein SciFi-Epos „The Source”, es geriet zum bisher größten Ayreon-Erfolg. Lucassen liebt derlei Megaprojekte über alles – wenn er sie plant und realisiert, lässt er sich von nichts und niemandem bange machen. Nur eines ruft bei dem über zwei Meter messenden, 56-jährigen Hünen seit jeher unweigerlich Fracksausen hervor: Liveauftritte vor großem Publikum. Sie machen ihn nervös, deshalb meidet er sie gerne. Sein Lampenfieber sei übermächtig, sagt Lucassen selbst, und die daraus resultierenden Panikattacken vor Konzerten wären schwer zu bändigen. Kaum zu glauben, aber wahr.
Dementsprechend dünn gesät sind Auftritte wie jene denkwürdigen Shows, die im September letzten Jahres an drei aufeinander folgenden Abenden in Tilburg über die Bühne gingen, wohl auch deshalb waren sämtliche 9.000 erhältlichen Tickets binnen eines Tages vergriffen. Lucassen traute sich vor heimischer Kulisse dann tatsächlich, und die aus aller Welt angereisten Fans bekamen bei einem Parforceritt durch die gesamte Ayreon-Historie ein gewaltiges Progrock-Spektakel geboten, an das sie sich wohl noch lange erinnern werden.
30 Kameras liefen allabendlich im 013 Poppodium, als Arjen Lucassen gemeinsam mit zwei Dutzend prominenten Gastmusikern zur Sache kam. Als Sängerinnen und Sänger waren mit von der Partie: Floor Jansen und Marco Hietala (Nightwish), Damian Wilson (Threshold), Hansi Kürsch (Blind Guardian), Tommy Karevik (Kamelot), Anneke van Giersbergen (The Gentle Storm), Jonas Renkse (Katatonia), Mike Mills (Toehider), Marcela Bovio (Stream of Passion), Irene Jansen und Jay van Feggelen (Ayreon), Robert Soeterboek (Star One), John Jaycee Cuijpers (Praying Mantis), Edward Reekers (Kayak), Maggy Luyten (Nightmare) und Lisette van den Berg (Scarlet Stories). Die Band setzte sich neben Lucassen selbst aus Ed Warby (Drums), Johan van Stratum (Bass), Marcel Coenen (Leadgitarre), Ferry Duijsens (Gitarre) und Joost van den Broek (Keyboards) zusammen, hinzu kamen noch Ben Mathot (Geige), Jeroen Goossens (Flöte, Holzbläser) sowie Maaike Peterse (Cello).
Die Konzerte dauerten jeweils mehr als zwei Stunden, zum Besten gegeben wurden währenddessen Stücke aus sämtlichen Ayreon-Alben, vom aktuellen „The Source”, über „The Theory of Everything” (2013), „01011001” (2008), „The Human Equation” (2004), „Universal Migrator Part 1” und „…Part 2” (2000), „Into the Electric Castle” (1998) und „Actual Fantasy“ (1996), bis zurück zum 1995er-Debüt „The Final Experiment”. Projektionen auf einen riesigen HD-Bildschirm, der im Hintergrund die gesamte Bühnenbreite einnahm, untermalten das Ganze sehr effektvoll.
Zwei Jahre hatten die Vorbereitungen für die hier festgehaltenen Konzerte gedauert. Als alles vorüber war, sagte Arjen Lucassen zur Überraschung aller Beteiligten: „Eigentlich schade, dass wir nur diese drei Shows gespielt haben.“ Dies lässt hoffen, dass das letzte Wort in Sachen Lucassen live noch nicht gesprochen ist – Lampenfieber hin oder her. Allerdings dürfte das in Tilburg Gebotene wohl schwerlich noch zu übertreffen sein.